Mittwoch, 13. April 2016

LT - LV - EST



Heute ist der 10. April und wir dürften ab jetzt in Russland einreisen. Kurz vor der Grenze in Narwa hält uns das schöne Wetter und die vielen, wunderbaren Plätze an der Küste und im Land, an denen man problemlos und sicher stehen kann, noch in Estland fest. Oft mit Grillstelle, Picknickbänken und meist ordentlich sauberen Trockenklos ausgestattet, gibt es im Baltikum viele freie Zelt- und Wanderparkplätze, die wir nutzen können. 

Anfahrt zum Stellplatz am Peipsi järv
Um nicht lange suchen zu müssen, bedienen wir uns derzeit noch eines Womo-Reiseführers, der auf viele dieser Plätze hinweist. Sehr praktisch! Das erspart uns derzeit das nicht immer einfache Suchen nach einem geeigneten Stellplatz für die Nacht und wir haben mehr Zeit fürs Genießen.
Außer uns ist so gut wie noch niemand unterwegs, was Anfang April auch kein Wunder ist. Wettermäßig haben wir mit Sicherheit richtiges Glück. Wir werden fast täglich, nach morgentlich bedecktem Himmel, mit Sonnenschein, akzeptablen Temperaturen und einfach tollen Abendstimmungen beschenkt.

Bernsteinküste
Hier oben, am Finnischen Meerbusen, entdecken wir in schattigen Waldlagen vereinzelte Schneereste und manch Tümpel am Wegesrand trägt noch eine feine Eisschicht. 2013 soll es lt. Wetterdaten um diese Jahreszeit noch zweistellige Minusgrade gehabt haben. Das wäre auch uns zu kalt.
Litauen, Lettland, Estland – mittlerweile haben wir von jedem der drei Länder einen groben Eindruck gewonnen. Zusammenfassend heißt das für uns Bienen, Birken und Michelinmännchen! Die Balten sind zumindest in den ländlichen Gegenden noch weitestgehend Selbstversorger und bauen das, was sie zum Leben brauchen, im eigenen Garten an. Dazu gehört auch der Honig, der hier oft in hauseigenen Bienenstöcken gewonnen wird. Birkenwälder säumen den Wegesrand und an jedem Gewässer, fließend oder stehend, sitzen am Wochenende dick vermummte Männer mit ihren Angelruten. 

Michelinmännchen

Das Landesinnere wird von Wald und Moorlandschaften geprägt, dazwischen viele vereinzelte, oft auch verlassene Höfe. Die Sammelleidenschaft der hier lebenden Menschen lässt allerorts kleine, manchmal auch skurrile Museen aus dem Boden wachsen. Das „Museum für technische Relikte“ in Skirsnemuné, Litauen, haben wir uns näher angesehen, wobei Hilmars Herz definitiv höher schlug. 


Sammlerstücke
Trotzdem lassen sich die drei baltischen Länder nicht über einen Kamm scheren. Unser Eindruck ist – je weiter nördlich, desto ordentlicher. Tiefer wollen wir bei dem oberflächlichen Eindruck, den wir gewonnen haben, in unserem Vergleich nicht gehen. 
Die Loslösung von der Sowjetunion ist erst 25 Jahre her und die Tatsache, dass mittlerweile mit Euro bezahlt wird, schon bemerkenswert.

Kurische Nehrung im Hintergrund
Unsere Route führte uns über das Kurische Haff zur Küste, dann an dieser entlang bis zum lettischen Liebāja, einer zu Sowjetzeiten streng abgeschirmten Militär-Stadt. Dort haben wir unserem Jonny einen Ölwechsel gegönnt und die verlassenen Hafenanlagen und Offiziershäuser aus Sowjetzeiten bestaunt. Die Cafebesitzerin am örtlichen Badesee, an dem wir für die Nacht Quartier bezogen hatten, überraschte uns mit hervorragenden Deutschkenntnissen, die sie sich vor ein paar Jahren als Au-Pair in München angeeignet hatte. Gerne kehrten wir daher am Abend auf einen Plausch dort ein. 

Ein Schwenk ins Landesinnere nach Kuldiga, weiter über den Nationalpark Kemeri, führte uns nach Riga. Der Hauptstadt Lettlands, die in manchen Reiseführern den Beinamen „Paris des Nordens“ trägt, ist die einzige der drei baltischen Hauptstädte, der wir einen Besuch abgestattet haben. Wir drehten eine kleine, zügige Nachmittagsrunde durch die Altstadt. Viel Zeit wollten wir dort nicht verbringen. Wir merken, uns zieht es nach St. Petersburg. Zudem hatten wir längst beschlossen, dass wir dem Baltikum irgendwann eine gesonderte, ausgiebige Reise widmen werden. Vielleicht im Zusammenhang mit einer Ostseeumrundung? Und ein bisschen später im Jahr? Verlockender Gedanke!  

Breitester Wasserfall Europas in Kuldiga :-)
Bretterpfad durch die Moorlandschaften des Kemeri-Parks

Riga Rathausplatz
Mittagspause am Straßenrand
Nach Riga, das uns aufgrund der hervorragenden Kuchen, die wir im kleinen Cafe „Mon Amour“ verspeist haben, auf ewig in Erinnerung bleiben wird, ging es schnurstracks nach Norden. Mittlerweile war Karl-Heinz, mit dem wir Strecken in Russland und der Mongolei gemeinsam fahren werden, ebenfalls in Lettland eingetroffen und SMS-te seine Standortdaten. Wir hatten uns letzten Winter in Marokko kennengelernt und dort einige Zeit gemeinsam mit anderen in Agadir und bei den Blauen Steinen verbracht. Derzeit haben wir dieselbe Route. Das Wiedersehen war herzlich und die weitere Route schnell ins Auge gefasst. Das Datum unserer Einreise nach Russland wird nun von Kali, Karl-Heinz vierbeinigem Reisebegleiter, vorgegeben. Gemäß der russischen Einreisebedingungen darf das Gesundheitszeugnis des Amtstierarztes nicht älter als 10 Tage sein. Für uns bedeutet das – spätestens am 14. April werden wir über Narwa in Russland einreisen. Nach St. Petersburg ist es dann nur noch ein Katzensprung! 

Iris& Kali


Die Strecke, die Bernsteinküste hinauf und quer durchs Land zum Finnischen Meerbusen, haben wir zügig zurückgelegt. Viel sieht man vom Land eh nicht. Der Blick auf die Küste ist meist durch Wald verdeckt und inlands geht es über Kilometer auf schnurgeraden, mittlerweile sehr gut ausgebauten Straßen, durch wenig besiedeltes Land. Hier oben, zwischen Talinn und Narwa, ist es deutlich kühler und ein Schneeschauer verstellte uns bei Ankunft die Sicht auf den Strand. Eine Stunde später war der Spuck vorbei und wir konnten uns bei schönster Abendstimmung am Strand die Beine vertreten. 

Im Norden Estlands
Kurz entschlossen ging es am nächsten Morgen nochmal ein Stück gen Süden nach Kauksi, ans Nordufer des Peipsi järv, des größten etischen Sees mit ca. 200 km Länge. Herrliche Sonne und wunderbare Sandstrände lassen einen glauben, man sei in Italien – nur die Temperatur stimmt noch nicht. Spontan schoben wir einen Tag Pause ein.

Pause
Die estisch/russische Grenze verläuft genau in der Mitte des Sees.
Wir sind unserem Ziel schon sehr nah! 

Ostseemöwen

Ostseeschwäne
Bernsteinküste

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