Freitag, 1. April 2016

Auf dem Weg ins Baltikum


Kaum vergehen 10 Tage, stehen 2500 km mehr auf dem Tacho!

Unser Ziel war es, vor der Einreise nach Russland, die wir gemäß unseres Visums ab dem 10. April vornehmen können, etwas Zeit für das Baltikum zu haben. Wir wollten Litauen, Lettland und Estland nicht nur als Transitländer nutzen, sondern uns zumindest einen kleinen Eindruck von den 3 Ländern machen. Die Anreise hier her haben wir daher ohne größere Pausen durchgezogen.

Abtei Plankstetten
Obwohl wir in einer Woche viele Kilometer zurückgelegt haben, war die Reise ins Baltikum sehr entspannt. Als Übernachtungspunkte hatten wir in Deutschland bei verschiedenen, im Landvergnügen-Stellplatzführer aufgeführten Gastgebern, Standort bezogen. Die Lammknacker aus dem Hofladen der Benediktinerabtei Plankstetten, das Bockbier aus Oberfranken, die glücklichen Hühner-Eier vom Milchviehhof hinter Dresden sowie der leckere Frischkäse vom Milchschafshof Schafgarbe in der Lausitz, sind kleine kulinarische Erinnerungen an die einzelnen Höfe, auf denen wir zu Gast sein durften. Die Gespräche mit unseren Gastgebern und die Einblicke, die wir in das jeweilige Alltagsgeschehen haben durften, brachten Abwechslung und bereicherten unsere Fahrt.
Das Blöken der vielen Lämmer, die kurz vor Ostern eines nach dem anderen das Licht der Welt erblickten, werden wir so schnell nicht aus dem Ohr bekommen. Hinter der polnischen Grenze, die wir bei Gubin überquerten, kam auch endlich die Sonne zum Vorschein. An unserem ersten Stellplatz auf polnischem Boden (Wysoka 35) wurden wir aufs herzlichste als erste Gäste des Jahres begrüßt. Der direkt am See gelegene Platz ist angenehm klein und vom aus oberfranken stammenden Besitzer liebevoll angelegt. Wir fühlten uns wohl und legten spontan einen Tag Pause ein.

Wysoka 35

Die Gegend ist ab der polnischen Grenze weitestgehend Brett-eben. Mit Tagesetappen von 250 bis max. 300 km, LKW-freien Ostertagen und keinem Regen, rollte unser Jonny mit fast gleichbleibendem Tempo immer parallel zur gebührenpflichtigen Autobahn A1 über Landstraßen, ohne dass wir ihn sonderlich fordern mussten. So hatten wir Polen in nur 4 Tagen durchquert und freuten uns auf Neues. 


Nichts desto trotz war es schön, wieder durch Polen zu reisen. Es fühlte sich nach den 6 Wochen, die wir letztes Jahr hier verbrachten, sehr vertraut an und die 40 zloty, die wir in einer der Blechdosen auf unserem Armaturenbrett fanden, halfen über die erste Devisenlücke hinweg. Bei unserer Fahrt durch die Dörfer sahen wir am Ostersamstag gegen Mittag viele Menschen mit ihrem Osterkörbchen zur Kirche spazieren.
Thorun
Abends machten wir noch einen Spaziergang durch Thorun, einer sehenswerten, alt ehrwürdigen Stadt an der Wisła (Weichsel), die im letzten Sommer nicht auf unserer Route lag.

Brücke über die Wisła bei Thorun
Am Osterwochenende waren viele Läden, Cafes und auch Restaurants geschlossen. Die Landschaft hat jetzt, Ende März, noch wenig frühlingshaftes und wir zehrten von der Erinnerung an endlose Getreidefelder und Badetage in den Masuren. Es viel uns daher nicht schwer, die Anreise ins Baltikum ohne eine weitere Pause fortzusetzen.

Kaunas
In Litauen bestimmt derzeit der Verlauf des Nemunas (Memel) unseren Kurs. In Bezug auf Wohnmobillisten sind hier alle sehr, sehr entspannt. Es gibt ausreichend Plätze zum Stehen für die Nacht. Wo es nicht ausdrücklich verboten ist, ist es erlaubt und so finden wir bisher abends immer ein schönes Quartier. Kaunas haben wir uns etwas genauer angesehen und die endlos erscheinende, kilometerlange verkehrsberuhigte Flaniermeile zu Fuß erobert. Kaunas rühmt sich damit, der Ort mit den meisten kleinen Museen zu sein. Wir haben es beim Bummeln belassen. 

Rathaus von Kaunas
Die Eindrücke, die in der letzten Woche auf uns eingeströmt sind, dürfen sich erst einmal ordnen. Kavaliere der Straße dürfen sich die Litauer unserer ersten Wahrnehmung nach aber nicht nennen – Reißverschlusssystem beim Einfädeln ist unbekannt und überholt wird, wo es nur geht. Hätte nicht ein freundlicher Fußgänger durch Drücken der Fußgängerampel kurzfristig den Straßenverkehr für uns zum Stillstand gebracht, würden wir mit unserem Jonny wohl heute noch auf dem Firmenparklatz stehen, den wir uns für unser Wendemanöver ausgesucht hatten. Ohne diese freundliche Geste wäre uns die Einfahrt in den Straßenverkehr wohl nie mehr geglückt. Ein Vorgeschmack auf russische Verhältnisse? Wir werden sehen.

Standseilbahn
Es ist zu früh um unsere Eindrücke von diesem jungen EU-Land in Worte zu fassen. Die in Polen allgegenwärtigen Lidls, Kauflands, Rossmanns und Kiks haben wir hier bisher nicht erspäht. Der Euro ist spürbar frisch. Das merkt man an den Preisen. 29 Cent für den Besuch der öffentlichen Toilette und 58 Cent für die Fahrt mit der Standseilbahn zum Aussichtshügel hinauf, bringen auch die Kupfermünzen im Geldbeutel wieder in den Umlauf.

Es ist schön, erneut „on the road“ zu sein. Wir haben uns schnell an das Leben in unserem Jonny gewöhnt und stellen fest, dass uns die Winterpause sehr, sehr gut getan hat. Wir sind offen für Neues und haben mehr Ruhe in dem, was wir tun. Wir sind sehr „aufgeräumt“ gestartet und haben diesmal auch keinen Termin im Nacken, der uns mahnt, zu einem bestimmten Datum wieder zu Hause zu sein. Es ist ein Aufbruch mit offenem, selbst gewähltem Ende.


Entlang des Nemunas
Die nächsten Tage werden uns immer entlang des Nemunas, der 141 folgend, weiter durch diesen auch aus dem Blickwinkel der deutschen Geschichte heraus sehr interessanten Landstrich, bis zur kurischen Nehrung führen. Danach geht es der Küste entlang nach Lettland und Estland.

Laut Wetterbericht werden die nächsten 2 Wochen, die wir uns für unsere Fahrt nach Tallinn Zeit nehmen möchten, recht passabel werden. Nächtliche Temperaturen über dem Gefrierpunkt und sonnige Tage mit ca. 10° sind zu erwarten. Sicherlich wäre vieles schöner anzusehen, wenn die Bäume bereits grün und die Felder nicht mehr braun wären. Dafür haben wir die Gewissheit, überall mit unserem Jonny einen Platz zu finden und mit zu den ersten Reisenden zu gehören, die dieses Jahr in diesen Gefilden unterwegs sind. 

 So haben wir heute ganz spontan einen jungen Campingplatzbesitzer (medaus-slenis.lt) aus dem Winterschlaf gerissen. Er hat nicht schlecht gestaunt, als wir plötzlich in seiner Einfahrt standen und artig anfragten, ob er den schon geöffnet hätte. Wir hatten das Bedürfnis nach einer gepflegten heißen Dusche und mussten Diverses im Internet erledigen. Alles kein Problem! Innerhalb von 10 Minuten waren die Wasserhähne aufgedreht, das Bad geheizt und die Fahne gehisst! Er ist bereit und wir herzlich willkommen. 
Medaus Slenis Camping

Nemunas

Jonnyidylle


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