Samstag, 16. April 2016

Grenzgeschichten: Narwa/EST – Iwangorod /RUS



Unser Eindruck ist: Es ist einfacher, nach Russland reinzukommen, als in Narwa aus Estland auszureisen. Hierzu muss man sich nämlich registrieren, und zwar ausnahmslos jeder, der mit einem fahrbaren Untersatz die Grenze passieren will. Egal ob LKW oder PKW, ohne Registrierungsnummer kein Grenzübertritt. 

Warten auf die Nummernausgabe
Dazu hatten wir vorab nie etwas gelesen und waren demensprechend überrascht. Als wir mit unseren Autos auf dem Parkplatz vor der Grenze parkten um noch ein Foto von der Hermannsfeste zu machen, kam ein freundlicher Herr auf uns zu und klärte uns darüber auf. Wenn man bedenkt, dass in Narwa der ganze Grenzverkehr mitten durch die Stadt und an der Brücke über den Fluss durch ein Nadelöhr muss, ist verständlich, dass sie sich einen Prozess überlegt haben, der verhindert, dass der ganze Ort im Grenzverkehr erstickt. Da wir mit unseren Autos auf dem Parkplatz wohl auch nicht parken durften, folgten wir dem Hinweis und verlegten unsere Mittagspause, ohne Foto, auf den Vorplatz der am Ortseingang liegenden Registratur (N 59° 22‘ 36.5‘‘, O 28° 09‘ 24.7‘‘).



Grenzübertritte mit Fahrzeugen wie wir sie haben bedarf ab und an gewisser Überzeugungsarbeit. Aufgrund der Größe der Autos möchte man uns oft gerne als LKW klassifizieren. Das bedeutet aber auch – sich in den endlosen LKW Reihen einreihen und auf Zollabfertigung warten zu müssen. 


Der junge Este, der über die Klassifizierung der Fahrzeuge zu entscheiden hatte, wollte erst kein Einsehen haben. Über 3,5 Tonnen heißt: Kategorie C, LKW, Wartezeit bis zur Ausreise ca. 3 Tage! Aber der junge Mann ließ mit sich reden und fand schließlich in Absprache mit seinem Chef eine Lösung. Ob das Argument, dass Kali aufgrund der tierärztlichen Bestimmungen spätestens morgen in Russland sein muss, oder Iris‘ freundliche Art, den jungen Mann in ein Gespräch zu verwickeln, zur Einstufung in Kategorie B, sprich PKW, geführt hat, werden wir nie erfahren.



In Kategroie B bekamen wir einen Slot für 16 Uhr am Nachmittag. Dies war der Zeitpunkt, zu dem wir uns anstellen durften um unsere Durchfahrtsnummer zu holen. Endlich, um 16:28 verließen wir nach 3 Stunden Wartezeit das Gelände der Registratur und machten uns wieder auf den Weg durch die Stadt Richtung Grenze. Man kann wohl im Vorfeld eine Ausreiseregistrierungsnummer über das Internet ordern, vielleicht möchten es andere versuchen.

noch 2,5 km bis zur Grenze

Vorteil dieser Registrierungsprozedur ist allerdings, dass es an der eigentlichen Grenze sehr, sehr entspannt zugeht. Die estischen Grenzer bekommen ein Auto nach dem anderen Häppchenweiße serviert, die Daten liegen bei der Ausreise dem Zöllner bereits vor und so bleibt auch noch Zeit für ein Schwätzchen über das woher und wohin. Auf der Brücke quetschten wir uns auf der PKW Spur an den LKWs vorbei, was zwar dem ersten Russen, auf den wir trafen, nicht gefiel. Er wollte uns gerne bei den LKWs sehen! Er konnte mit einem Hinweis darauf, dass wir Wohnmobile seien, allerdings schnell beruhigt werden. 

Auf der russischen Seite lief alles ruhig und freundlich. Das Ausfüllen der Zollerklärung kann man sich erleichtern, indem man im Internet das Dokument vorab auf Deutsch runter lädt. So weiß man zumindest, was sich hinter den kyrillischen Buchstaben verbirgt. Einer der Grenzer brachte uns schließlich ein englisch sprachiges Formular vorbei, was die Sache nochmals vereinfachte. 

Am Zollhäuschen selbst haben wir später das deutschsprachige Formular bereits mit den richtig gesetzten Kreuzen hinter der Scheibe klebend entdeckt. Hätten wir das vorher gesehen, hätten wir auch gewusst, was angekreuzt werden muss um zollfrei ins Land zu kommen. Uns war nicht immer verständlich, was gefragt war. 

Gegen 20:00 Uhr konnten wir schließlich die Grenze hinter uns lassen – eine halbe Stunde später hatten wir bereits ein Plätzchen zum Schlafen gefunden. 

Petersburg musste warten!

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