Sonntag, 31. August 2014

Auld Lang Syne


Nach herrlichen, sonnendurchfluteten und sehr, sehr entspannten Tagen auf der Isle of Skye, wurde der Ruf, die Insel zu wechseln und nach Irland zu reisen, immer stärker. Zum Schluss ging alles ganz schnell. Aber nun der Reihe nach!

Die Tage auf Skye haben uns mit allen Wetterphänomenen, die wir vorher durchlebten, versöhnt! Windstille See, strahlend blauer Himmel, kein Wölkchen am Himmel – und das ungefähr 5 Tage lang. Die Berge der Insel präsentierten sich unverhangen und in ihrer vollen Pracht. Bis auf eine Wanderung zum „old man of storr“ haben wir sie aber lieber von unten angeschaut. Da es meist keine angelegten Wege gibt, sondern das Bergwandern hier eher einem Querfeldeinmarsch durch Heide und Geröll gleicht, haben wir davon Abstand genommen. Wir haben einfach nur genossen.

Uig
Unser Schritt wurde schlendernd, wir bummelten durch die Tage und genossen das schöne Wetter. In Uig, einem winzig kleinen Fährhafen im Norden von Skye, haben wir den richtigen Ort gefunden, um Pause von der Pause zu machen. Auch das muss zwischendrin sein. So sehr Hilmar das Fahren auf den hiesigen Straßen genießt, es muss auch fahrfreie Tage geben – und die vor allem an einem Stück. Der Stopp in Uig war so nicht geplant. Er hat sich uns quasi aufgedrängt. Es gab dort einen günstigen, für unsere Bedürfnisse zugeschnittenen Campingplatz, einen Pub, ein gutes Restaurant mit schon fast kreativer Speisekarte, ein Supermarkt, eine Tankstelle und eben den Fähranleger, der 3-4 Mal am Tag eine gewisse Bewegung in den sonst so verschlafenen Ort brachte. Vorher stand allerdings die Erkundung der Insel auf dem Programm.

Am Morgen am Loch Slapin
Unser Weg zog uns nach einer ersten, noch bei strömenden  Regen durchlebten Nacht, auf einen versteckten Carpark am Loch Slapin zu Talisker, der einzigen Whiskybrennerei auf Skye. Nach eingehender Verkostung ALLER vom Haus angebotenen Sorten, wollten wir auch noch die dazugehörige Talisker-Bay erkunden. Ein kleines Schild am Abzweig „to the beaches“ machte uns neugierig. Das ganze Unternehmen wurde aber für Hilmar zum wohl abenteuerlichsten Fahrabenteuer auf unserer bisherigen Reise.
Talisker Bay
Einen Parkplatz am Strand vermutend machten wir uns mutig auf den Weg, die ca. 6 Meilen lange Singleroad den Berg hinunter und was empfing uns unten? Eine Sackgasse mit ein paar parkenden Autos am Straßenrand und die Aufforderung, den weiteren Weg zum Strand zu Fuß zurück zu legen. Soweit so gut, nur: Wie wendet man unseren Jonny auf einer zugeparkten Singleroad am Ende der Welt? Hilmar hatte dabei zwar ein paar Schweißperlen auf der Stirn, aber natürlich ging alles gut. Mit der richtigen Einweisung kommen wir um jede Ecke!  Wir haben unsere Mittagspause anschließend weiter oben in den Bergen verbracht, alleine auf einem Parkplatz mit schönster Aussicht! Skye ist mit seinen unterschiedlichen Gebirgszügen eine sehr abwechslungsreiche Insel und es gibt neben Uig auch lebhafterer Orte. Aber genau das war der Vorzug dieses kleinen Örtchens. Es war so unaufdringlich friedlich dort!

Tailsker Destillery
In Uig konnte Iris am dort aufgebauten Informationsstand auch endlich mehr über die sogenannte YES-Kampagne der Schotten erfahren. Die allgegenwärtigen YES-es sind uns schon ganz am Anfang unserer Reise durch Schottland aufgefallen. An den unmöglichsten Orten entlang der Straße finden sich kleine oder große, weiße oder blaue, gestreifte oder unifarbene YES-es – Hauptsache, der Standort ist gut einsehbar. Buttons, Aufkleber an Autos und Häusern runden das Bild ab. Aber was hat es damit auf sich? Sie wollen unabhängig werden, die Schotten! Am 18. September 2014 findet das Referendum statt, das darüber entscheiden wird, ob Schottland die Anbindung an England lösen wird und sich zukünftig als unabhängiges Land präsentiert. Laut eines Berichtes in der Financial Times vom 3. Februar diesen Jahres wäre ein unabhängiges Schottland reicher als der Rest des United Kingdom und eines der 20 reichsten Länder der Welt! Die Ölvorräte vor Schottlands Küsten, der Whisky Export und der Tourismus haben daran einen hohen Anteil. Die teuerste Flasche Whisky, die wir übrigens bei Talisker in einer Vitrine entdeckt haben, kostete £ 1.950,00! Da sollten die Einnahmen gesichert sein!


Lassen wir uns überraschen! Laut Umfragen stehen die Chancen für die Unabhängigkeit ziemlich gut, auch wenn sich vor allem die Älteren ein Leben losgelöst von der UK kaum vorstellen können.
Nachdem wir jeden Tag aufs Neue entschieden hatten, noch einen weiteren Tag zu bleiben, war nach 4 Übernachtungen in Uig dann Schluss. Wir zogen weiter. Wir genießen mittlerweile die Art, wie wir gemeinsam Entscheidungen treffen, sehr. Vieles können wir mittlerweile sich einfach entwickeln lassen und auch während der Fahrt spontan entscheiden. Anfangs taten wir uns da noch schwerer.
Mit der Fähre zurück ans Festland
So war unser beider Gefühl, dass mit dem Verlassen von Skye sich die Schottlandreise einem Ende neigt, einstimmig und nach einem weiteren Stopp auf einem winzigen Farmcamping am Festland – immer noch mit dem Blick auf die Bergkulisse der Insel – ging es sehr zügig nach Süden. Kurz noch einen Abstecher nach Oban, an Glasgow vorbei Richtung Fähranleger in Cairnryan, im Süden Schottlands. Erst hier unten, wo so gar nichts mehr an die Highlands und an Schottland erinnert, tauchen die ersten Kontra-botschaften zur im Norden allgegenwärtigen YES-Kampagne auf: Vereinzelte pinke Banner mit einem „NO“ in der Mitte lassen uns wissen, dass doch nicht alle Schotten die Abspaltung wollen. 
Farmcamping :-)
Unsere Schottlandreise hat somit einen sehr, sehr stimmungsvollen Abschluss gefunden. Die indirekten Wünsche, die wir an diesen ersten Reiseabschnitt hatten, wurden erfüllt. Wir haben einen reisemäßigen Gleichklang gefunden und einen Blick dafür entwickelt, wo man auch abseits der touristischen Infrastruktur gute Standquartiere für unseren Jonny findet. Wir haben den Kopf frei bekommen und auf eine neue Art zueinander gefunden. Wir wollen die Natur und unsere Freiheit genießen. Die Tage, an denen Hilmar nachts die Fehler in den Bilanzen suchte, die er tagsüber erstellt hatte, gehören endgültig der Vergangenheit an! Dabei ist der letzte Arbeitstag erst 2 Monate her.

Zurück im Süden Schottlands, vermissen wir die Highlands mit ihrem Platz, ihrer Weite und ihrer eigenartigen Kargheit schon sehr. Es ist Zeit, die Insel zu wechseln und nach Nordirland überzusetzen. Ohne vorher gebucht zu haben, treffen wir am Freitagmittag am Fähranleger der P&O in Cairnryan ein und gehen bereits 1,5 Stunden später an Bord. Um für die erste Nacht auf nordirischen Boden nicht lange nach einem Übernachtungsquartier suchen zu müssen, entscheiden wir uns im Vorfeld abends einen attraktiven, im Glenariff Forest Park gelegenen Stellplatz aufzusuchen, aktivieren unser Navigationsgerät und geben ausnahmsweise einmal Zielkoordinaten (N 55°01‘11‘‘, W 6°07‘07‘‘)  ein. Das Sommerwetter hat bis kurz vor Abreise aus Schottland gehalten. Am Abend vor Abreise stürmte es an unserem Hafenstellplatz in Girvan südlich von Glasgow bereits wieder gewaltig und Regen machte sich breit. Die Fährüberfahrt war weniger ruppig als erwartet und laut des Parkrangers, der gestern Abend die Stellplatzgebühren kassierte, soll sich nächste Woche ein stabiles Hochdruckgebiet über Irland einnisten. Wir freuen uns auf die Erkundung Nordirlands!

Und was Skye an betrifft: Da lassen wir jetzt einfach die Bilder sprechen!

Totternish Range

"Old Man of Storr"

Schaftsauktion in Portree

Mittagspause


Cuillin Hills

Es gibt noch andere!

Sonnenuntergang vom Feinsten - Skye vom Festland aus



Montag, 18. August 2014

Die Nase im Wind

Mittlerweile lassen wir uns Zeit, verbringen meist 2-3 Nächte an einem Ort und fühlen uns in unseren 4 Wänden immer mehr zuhause. Um uns herum wuselt es von urlaubenden Menschen, die sich bemühen, soviel wie möglich von all dem zu sehen, was sie sich vorgenommen haben. Wir hingegen lernen, den Alltag auf Reisen zu leben, der neben einer gewissen Entschleunigung auch bewusst erlebte Alltäglichkeit mit sich bringt. Dieser Mix an „entspanntem Sein“ klappt von Tag zu Tag besser. Sich Zeit nehmen zum Sinnieren und aus dem Fenster schauen, den Menschen um uns herum beim Kommen und Gehen zusehen, sich zwischenzeitlich eine Tasse Tee kochen und den Alltag an sich vorbeiziehen lassen - so lässt sich unsere Stimmung dieser Tage wohl am besten beschreiben.


"Single Road" at it's best
In den letzten 9 Tagen haben wir eine Schlaufe durch die nördlichsten Gebiete der Highlands gedreht. Endlose Weite, die Macht der Natur und das Befahren der sogenannten „Single Roads“ sind sicherlich die nachhaltigsten Eindrücke der letzten Tage. Nach unserem Stopp in Ardnair haben wir uns immer der Küstenstraße folgend in aller Ruhe auf den Weg nach Norden gemacht. Mittlerweile sind wir übereingekommen uns Zielpunkte zu setzen, die aber ausschließlich als Richtungsvorgabe dienen. Wie sich der Tag dazwischen entwickelt, überlassen wir dem Zufall.
Assynt Estate

Es hat uns gut gefallen, oben, im Nordwesten Schottlands, in der Grafschaft Sutherland. Die Gegend ist nahezu menschenleer. Nur die Schafe heben sich neben vereinzelten Kalksteinbrocken als weiße Flecken aus dem einheitlichen grau lila der bergigen Moorlandschaft ab. Früher soll es hier Wälder und auch mehr Menschen gegeben haben. Beides musste im 19.Jahrhundert allerdings der Schafzucht weichen. Zurück blieb eine Gegend, die in ihrer Eintönigkeit auf uns einen extrem beruhigenden Einfluss ausübt. Die moorbraunen Flüsse schlängeln sich frei und ungebunden durch endlose, ausgewaschene Täler. Die Berge um uns herum sind mal spitz, mal haben sie eher einen runden Rücken. Die Gesteine hier oben sind vielfältig. Sandstein, Kalk und Gneise wechseln sich ab und bilden unterschiedliche Formen aus.

Highland Games
Wir haben viel von dem erlebt, was man klassischer Weise mit Schottland verbindet. Abgesehen von den omnipräsenten Schafen, Fish & Chips und vereinzelten beherzten Schotten im Kilt, gab es wettermäßig den üblichen Mix aus cloudy with one or two showers, clowdy with sunny spells and some rain und Bertha, den Orkan, der uns und unseren Jonny ziemlich durchgeschüttelt hat. Das Wetter war bisher beständig genug um einen Berg zu erklimmen oder eine Jungfernfahrt mit unserem Kajak zu unternehmen. Sommerwetter sieht hier oben um diese Jahreszeit aber anders aus. Mittlerweile ist die einhellige Meinung: Für die Jahreszeit eindeutig zu kalt, zu nass und vor allem zu windig. Bekanntermaßen gibt es aber kein schlechtes Wetter, sondern nur falsche Kleidung und wir haben – Gott sei Dank – die richtigen Outdoor Klamotten dabei!
Stac Pollaidh von unten
Aussicht vom Stac Pollaith
Sands, Achmelvich Bay
In Sands (N 58° 10.136‘; W 5° 18.400‘), einem wunderbar direkt am Meer gelegenen Campingplatz oberhalb dem Fischerörtchen Lochniver, sind wir gleich 3 Nächte geblieben, weil es gar so schön war. Der Abschied von dort ist uns letztendlich aber sehr leicht gefallen, haben wir doch in der letzten Nacht die Sturmböen, mit denen Bertha übers Land zog, hautnah erleben dürfen. Unser Stellplatz mit Aussicht direkt vorne am Meer war ideal, um die Stabilität und Windanfälligkeit unseres Wagens zu testen. Abends saßen wir noch entspannt bei Fish&Chips auf der Bank „vorm Haus“, nachts hielt uns der Sturm in Atem. Am Morgen stand kein einziges Zelt mehr auf dem Platz und wir hatten nachts unseren Jonny an einen strategisch günstigeren Platz am hinteren Ende des Campingplatzes verbracht. Nachdem der Wind breitseitig auf unser Auto traf, waren wir uns nicht sicher, ob er den immer stärker werdenden Böen standhalten würde. An Schlafen war dabei sowieso nicht mehr zu denken. Ein weiterer Sturm, den wir in Durness, unserem nächsten Stellplatz an der Nordküste erlebten, brachte die endgültige Erkenntnis: Die Nase muss immer in den Wind! Auch hier mussten wir unseren Jonny nachts umparken, traf doch der Wind genau aufs Heck und verfing sich mit großem Getöse unter den Solarpanelen auf dem Dach.

Stellplatz in Sands, Achmelvich Bay
Um nach Durness (www.new.durness.org) zu gelangen fährt man durch sehr einsames Land. Die Straßen sind ausnahmslos einspurig und die meisten Autos, die uns entgegen kommen, haben ausländische Kennzeichen. Ohne den Fremdenverkehr wäre hier oben sehr, sehr wenig los. Durness ist die einzige Siedlung weit und breit und hat neben einem, für seine Schönheit ausgezeichneten Strand (Sango Bay), einem kleinen Golfplatz, einer sehenswerten Höhle am Meer auch die beste Chocolaterie Schottlands (www.cocoamaountains.co.uk) zu bieten, die neben hervorragenden Trüffeln auch die weltbeste heiße Schokolade zaubert.

Sango Beach
Auch ein „John Lennon Memorial“ gibt es hier zu bestaunen, hat doch dieser Beatle hier als Kind viele Sommer bei seiner Tante verbracht. Selbstverständlich ist das Grab dieser Tante auf dem alten Friedhof ebenfalls etwas, was man gesehen haben sollte.

Balnakiel Church, Durness
Wir vertreiben uns die Zeit mit Strandspazier-gängen, Wagenpflege und abendlichen Pub-Besuchen. Die schottischen Ales sind köstlich und auch die Speisekarte für schottische Verhältnisse überraschend abwechslungsreich. Sie bietet neben dem üblichen Fish&Chips, gegrilltem Lachs, Wild und einer köstlichen Lammhaxe, auch die Möglichkeit, bei den Beilagen zwischen Chips (Pommes Frites) und Kartoffeln zu wählen. Das macht die Tatsache, dass jedes Gericht mit Erbsen und Möhren aus der Dose serviert wird, nebensächlich!



Durness haben wir sehr bewusst als „Umkehrpunkt“ erlebt, fängt doch hier oben, im äußersten Norden Schottlands, die Reise nach Marokko, wo wir den Winter verbringen wollen, erst richtig an. Jetzt stimmt zumindest die Richtung! Vorher fahren wir aber entlang der Küste nach Osten, um bei Tongue auf die A 836 einzuschwenken, die uns mitten durch die Highlands nach Süden führt.

Fall of  Shin


Da gerade das nächste Sturmtief über die Westküste zieht, machen wir in Lairg, einem kleinen Ort in der Mitte der Highlands, geschützt von den hiesigen Wäldern einen Zwischenstopp. Dem Hinweis auf der Landkarte folgend, haben wir eine Picknickarea südlich des Ortes angefahren (N 57° 57.569‘; W 4° 24.454‘), um dort die Nacht zu verbringen. Und wo sind wir gelandet? Am „Falls of Shin“, einem Wasserfall am Fluss Shin, der für seine Lachse berühmt ist! Den Lachsen kann man hier aus nächster Nähe dabei zusehen, wie sie sich mühen, den Wasserfall zu erklimmen. Sie können einem richtig leidtun, wie sie wieder und wieder Anlauf nehmen, um die doch beachtliche Höhe von 2-3 Metern zu überwinden. Außerdem ist Lairg mit seinen 900 Einwohnern eine unter Schafzüchtern wohl sehr bekannte Ortschaft, finden hier doch Schafauktionen statt, die mit zu den größten in Europa zählen.

Ord Hill, Lairg
Außerdem gibt es einen archäologischen Erkundungspfad, der Hinweise auf die Besiedelung der Gegend vor 4000 Jahren gibt. Nach einer zweiten, sehr windstillen Nacht haben wir uns heute Morgen dem Verlauf der A 837 folgend wieder auf den Weg nach Westen gemacht, zurück an die Küste, zurück nach Ullapool, um hier  die Rundreise durch den nördlichsten Norden Schottlands mit einem Guinness abzuschließen.

In den nächsten Tagen möchten wir noch die Küste unterhalb von Ullapool sowie die Isle of Skye erkunden, bevor es Ende August mit der Fähre von Schottland nach Nordirland geht. Am 13. September geht’s von Cork zurück aufs Festland. Als Zielhafen haben wir uns Roscoff in der Bretagne ausgesucht, in der Hoffnung, dort noch ein paar schöne warme Tage am Meer verbringen zu können. Auf den ersten Einkauf in einem französischen Supermarkt freuen wir uns jetzt schon J.


Die waren immer überall

Das EINE Hochlandrind, das wir trafen




 

Donnerstag, 7. August 2014

Schottland fast ganz oben

Es ist kaum zu glauben – 3 Wochen und 2.106 km nach Abreise haben wir ein vorläufiges Reiseziel  erreicht. Es hat sich so ergeben! Wir wollten ans Meer, und wir wollten Platz und Weite!

Nach unserer Ankunft in Hull/England vor einer Woche haben wir uns überwiegend von Tipps und Empfehlungen leiten lassen und einer davon hieß: Ullapool.

Jetzt sind wir erst einmal hier, im äußersten Nordwesten Schottlands, oberhalb der Isle of Skye.

Nach der Ankunft Ardmair, Ullapool

Der Weg hierher führte uns über einen wunderbaren 3 Tagesstopp in Robin Hood’s Bay, North Yorkshire, immer an der Ostküste Englands entlang. Robin Hood’s Bay haben wir rein zufällig als erste Station nach Ankunft ausgepickt. Hilmar hat den Namen auf der Landkarte entdeckt und fand ihn einfach gut!
Robin Hood's Bay
RobinHood's Bay
Nach der Hektik der letzten Wochen entpuppte sich www.hookshousefarm.co.uk, der dortige Campingplatz, als Ware Oase und ist als solcher sehr zu empfehlen. Unser Jonny war die Attraktion des ausschließlich von Engländern bevölkerten Platzes und wir wurden bei unserer Abreise mit Winken und den besten Wünschen für die Fahrt verabschiedet. Auch bot sich dort die Gelegenheit, der Küstenlinie ein Stück zu Fuß entlang des Cleveland Ways nach Whitby zu folgen und die Beine zu strecken.

www.clevelandway.co.uk
Apropo Camping:
England und Südschottland bieten für Wohnmobilisten wenig Möglichkeiten, einen geeigneten Stellplatz abseits von Holiday Parks und Caravansites zu finden. Für einen VW-Bus mag es sicherlich hier und da Nischen geben, aber für ein Gefährt unserer Größe wird es schwierig. Auch hatten wir nicht wirklich die Muse, lange nach geeigneten Übernachtungs-plätzen zu suchen und geben daher bereit-willig seit einer Woche abends unsere 15-20 Pfund pro Übernachtung aus. Es passt zwar nicht ganz ins Budget, aber wir hatten bereits im Vorfeld die Wochen, die wir in UK & Irland verbringen werden, als Erholungswochen deklariert. Also bitte erst einmal keinen Stress…..

Kurz vor unserer Abfahrt von Robin Hood‘s Bay kam nochmals ein junger Engländer auf uns zu und meinte, wie sehr er uns um unser Auto beneide und das wir unbedingt ganz schnell in den Norden Schottlands müssten. Es gäbe in Schottland unzählig schöne Flecken, aber mit unserem Auto müssten wir UNBEDINGT nach Ullapool.
 
So war das Ziel für die nächsten Tage geboren.

Immer der Ostküste folgend verlassen wir England, lassen Edinburgh rechts liegen und fahren direkt nach Stirling, ein Örtchen mit Burg und Stadt, ein Edinburgh in „Miniformat“. Wir nutzen den Stopp zum Einkaufen und machen vorher noch eine Besichtigungstour – Hilmar lenkt unseren Jonny sicher durch die verwinkelten Gassen zur Burg hinauf, wo wir uns einen guten Ausblick versprechen und unser Auto parken wollen. Wo Busse erlaubt sind, kommen auch wir hin! Viel zu spät kommt das Schild „Carpark full“ und hinter der nächsten Biegung steht auch schon die Schlange all derer, denen ebenfalls die Möglichkeit genommen wurde, rechtzeitig zu reagieren und zu wenden. Auf der Schlossauffahrt ist ein Umkehren unmöglich. Nun heißt es: brav anstellen zum Wenden auf dem Burgparkplatz. Runter geht es eine andere Straße, wir genießen die gute Aussicht auf die Stadt aus dem LKW heraus. Im Nachhinein hat sich wieder bestätigt – wir wollen in die Natur, ans Meer – Kultur und Städte sollen nicht sein und bleiben ab jetzt erst einmal außen vor.
 
Loch Lubnaig am Abend
Von hier nehmen wir die A84, die uns am Rand des Loch Lomond Nationalparks vorbeiführt, übernachten am Loch Lubnaig und folgen am nächsten Tag der A82 durch das wunderbare Glen Coe hindurch, um anschließend über den Caledonian Chanel Richtung Loch Ness wieder nach Nordosten abzubiegen. Nach einer weiteren Übernachtung in Fort Augustus am See „ankern“ wir am Abend des 7. August auf dem Campingplatz in www.ardmair.com,
3 Meilen hinter Ullapool. Loch Ness war übrigens so friedlich, von „Nessie“ keine Spur!
 
Loch Ness

Die Fahrt hierher war lang. Wir haben viele Gespräche geführt, um uns darüber klar zu werden, was wir wirklich wollen und haben auch die ersten Grenzen unseres Jonny’s erfahren. Was ist möglich? Was ist machbar? Und welche Ziele müssen wir uns aufgrund der Größe und des Gewichtes unseres 4-rädrigen Gefährten auf anderem Weg erschließen. Auch die Gestaltung eines Reisetages muss erst gelernt werden. Was für Pausen braucht es tagsüber um abends entspannt am Ziel anzukommen?

So langsam kommen wir dahinter:

So lange Iris tagsüber bei diversen Stopps ihren „Auslauf“ kriegt und auf Entdeckungstour gehen kann und Hilmar diese Pausen zum Entspannen von der Fahrt nutzen darf, sind wir beide glücklich und zufrieden. 


Am Wegesrand der A 835: Strathgarve Forest
Bisher haben wir nur freundliche Menschen und fast ausschließlich friedliches und sonniges Wetter erlebt. Ok, abgesehen von den ein bis zwei Schauern, die vorbeispaziert sind! Jonny ist ein wahrer Publikumsmagnet und stets ein guter Anknüpfungspunkt für ein weiterführendes Gespräch mit dem Nachbarn auf dem Camping- oder sonstigen Halteplatz. Dabei erleben wir unsere Gesprächspartner trotz aller Neugierde als angenehm distanziert. Es will nicht gleich jeder eine „Haus-besichtigung“ vereinbaren! Ob es jetzt die zwei Buben sind, die ihre Sommerferien auf einem zwar schon in die Jahre gekommenen Holidaypark mit dem morbiden Charme einer verlassenen Militärbasis verbringen, oder der „Bilderbuchschotte“ mit nacktem Oberkörper, Shorts und leuchtend roter, zum Zopf gebunden Lockenmähne, den man sich eigentlich nur baumstammwerfend im Kilt vorstellen kann und sich später als Ire entpuppt, bis hin zum Vater, der seinem ca. 8 Jährigen Sohn einen Männertrip unternimmt, um ihm die Schönheiten seiner Heimat zu zeigen – die Schotten geizen nicht mit Empfehlungen und Tipps für die Weiterfahrt. Sie sind definitiv sehr stolz auf die Schönheiten ihrer Heimat.


Vor der Haustür: Ardmair Beach
Wir nutzen die Tage hier in Ardmair zum Wäsche waschen und zur Seelenpflege. Nein, wir müssen unser Boot nicht aktivieren und wir müssen auch nicht Motorrad fahren. Wir dürfen einfach nur sein und den Moment genießen. Die Vorfreude auf die nächsten 2-3 Wochen ist groß, sehen wir doch hier oben im äußersten Nordwesten Schottlands all das, was die zügige Reise bis hierher im nach hinein rechtfertig – Platz, Weite, Wind, Atlantik, Wasser, Meer, Seen und nichts was das Auge bremst.

Haushaltstag