Sonntag, 26. Juli 2015

Auszeit


Heute brechen wir auf!

Hängematte, Boot, Fahrräder, Bierbank, Wäscheleine und Sonnen- bzw Regenplane – alles ist wieder da, wo es hingehört. In aller Ruhe und mit viel Muse haben wir gestern unsern Jonny bestückt. Die Tage hier auf dem Biberferienhof haben uns gut getan.


Während in Süddeutschland die Menschen schwitzten, blies bei uns hier oben im Norden zeitweise kräftig der Wind um die Nase. Blauer Himmel mit Sonnenschein und dunkle Wolken gaben sich sprichwörtlich am Tag öfter die Klinke in die Hand und sorgten so für viel Abwechslung.

Über 3 Wochen haben wir um uns herum die Menschen kommen und gehen sehen. Waren es Anfang Juli meist einzelne Paare in VW-Bussen, standen zum Schluss überwiegend, mit vielen Kindern bestückte, Wohnwägen um uns herum.
Aber immer noch ist es hier sehr, sehr entspannt. Von unserem Jonny aus hatten wir einen guten Überblick über das weitläufige Gelände. Unten, am Kanal, stehen die Zelte der Paddler, Autos und Wohnwägen müssen oben bleiben.



Das Gelände teilen sich alle mit ein paar Jungbullen, die uns zeitweise nachts mit ihrem aufmüpfigen Gebrüll den Schlaf raubten, den zutraulichen Ziegen und dem eigensinnigen Schafsbock, der immer ein wachsames Auge auf seine Herde hat. Abends schwebt der Nebel der vielen offiziell erlaubten Lagerfeuer über die Wiese. Auch wir hatten eine Feuerstelle in unmittelbarer Nähe und damit eine gute Gelegenheit, mit manchen Nachbarn näher ins Gespräch zu kommen. 

Der Platz lädt mit seiner ungezwungenen und legeren Atmosphäre zum Bleiben ein. Aber spätestens seit Hilmar gestern das erste Mal seit unserer Ankunft hier wieder den Motor unseres Jonnys angelassen hatte, wussten wir, dass die Reise weitergeht. Das warme Tuckern des Dieselmotors löst Freude aus. 

Es werden Erinnerungen wach, die wiederum die Vorfreude auf neue Abenteuer nähren.

Vor uns liegen 7 Wochen in uns bisher unbekannten Ländern. Unser Weg wird uns erst einmal an der polnischen Ostseeküste entlang nach Masuren führen. Von dort geht es entlang der weißrussischen Grenze Richtung Krakau um anschließend über Bratislava gen Wien einzuschwenken. So zumindest ist die Idee. Über Swinemünde wollen wir nach Polen einreisen und sind sehr gespannt darauf, was uns dort erwartet. Ob wir einen Abstecher ins Baltikum machen werden, wird sich ergeben. Hauptsache, das Tempo stimmt!

Impressionen vom Biberferienhof:












Sonntag, 12. Juli 2015

Unter den Linden

Ach, wie waren die letzten 3 Monate schön und anstrengend zu gleich! Es war der bisher intensivste Abschnitt unserer Reise, haben wir doch Gelegenheit gehabt, viele unserer Freunde und Bekannten persönlich zu sehen und gemeinsam mit Ihnen Ausflüge und Besichtigungen zu machen, zu ratschen oder auch einfach nur in dem ein- oder anderen Garten zu parken, am Jonny arbeiten oder die Füße hochlegen zu dürfen.

In München Allach
Viele Feste haben wir gefeiert, gemeinsam gelacht und aber auch getrauert, neue Familienmitglieder begrüßt und Jubilare hochleben lassen. Ganz nebenbei mussten wir beide, auf Anraten unserer beider Zahnärzte hin, einige Kronen sanieren lassen und da es unterwegs nichts schlimmeres als Zahnschmerzen gibt, sind wir diesen Empfehlungen selbstredend gefolgt. Unsere Idee, Ende Mai wieder „on the road“ zu sein, hatte sich dadurch allerdings zerschlagen, denn auf Zahnarzttermine muss man bekanntlich etwas warten. Mittlerweile aber ist alles gerichtet und wir seit Mitte Juni wieder unterwegs.

Daerr-Globetrottertreffen in Egling
Über Fronleichnam, sehr geschickt zwischen Hilmars beiden Zahnarztterminen in Bad Tölz gelegen, konnten wir auf dem Daerr-Globetrotter-Treffen in Egling bei Schäftlarn erste Ideen für unsere weitere Route auf ihre Machbarkeit hin abklären. Unser Ansinnen, in den nächsten Monaten über die Türkei, den Iran und Zentralasien in die Mongolei zu fahren, ist bei weitem nicht so abwegig, wie es vielleicht für manche klingen mag. Wir haben viel Positives gehört und sind uns mittlerweile sicher, dass wir dieses Projekt angehen wollen. Nur die Zeitschiene ist noch nicht ganz spruchreif, daher sei im Moment dazu nicht mehr gesagt. 
Unser Weg hat uns zunächst, von München ausgehend, über Winterrieden in die Pfalz geführt. Wir hatten Iris Bruder versprochen, bei unserem nächsten Besuch wieder selbstgefangene Forellen mitzubringen, was wir prompt an dem uns schon vertrauten Fischweiher im Kleinenztal erledigten. Nur, dass die Forellen diesmal weit weniger freudig anbissen als beim letzten Mal und wir für zwei Fische sagenhafte drei Stunden die Angel ins Wasser hielten. Dafür zog Iris ein Exemplar an Land, das sie nicht nur mit Stolz erfüllte, sondern das mit seinen 1,3 kg für vier hungrige Mäuler locker reichte. 
Viel frische Petersilie hacken! Zusammen mit etwas Ingwer und frisch gedrücktem Knoblauch vermischt, das Ganze dem Fisch in den Bauch gestopft und im Ofen ca. 30 Minuten in Öl geschmort. Köstlich!

Zwischenzeitlich haben wir beschlossen, uns erst einmal einen schönen Sommer zu machen. Radeln, Bootfahren, Schwimmen, Faulenzen – Stillstand und die Seele nachkommen lassen, dass ist im Moment unser vorrangiges Interesse. „Hoch Annelie“ ließ uns nach dem Abstecher nach Lothringen und ins übrigens sehr schöne Saarland, sehr zügig über Bensheim, wo wir noch einige Besuche machen wollten, weiter Richtung Erfurt und Weimar zur Mecklenburgischen Seenplatte fahren.
Auf unserem Weg sind wir bei unseren Besuchen immer wieder stichpunktartig in die deutsche Geschichte eingetaucht. Sei es in Lothringen bei der Besichtigung der www.citadelle-bitche.com , die im deutsch-französischen Krieg von 1870-71 eine bedeutende Rolle spielte oder der Radtour durch Saarbrücken, in deren Verlauf uns liebe Marokkofreunde die Lieblingsplätze ihre Heimatstadt zeigten. 
St Johanna Markt Saarbrücken
Barocke Ludwigskirche  Saarbrücken
Unweit davon haben wir dem www.wolfspark-wernerfreund.de in Merzig ebenfalls einen Besuch abgestattet. Die anschließende Nacht verbrachten wir auf dem vor dem Wolfspark gelegenen Parkplatz und haben die Wölfe beim Heulen belauscht. Wir kamen uns sehr gut behütet vor!

Auch der früher fürstbischöflichen Parkanlage von Schönbusch in Aschaffenburg haben wir per Rad einen (Biergarten-)Besuch abgestattet und in Rahmen eines wunderbaren Familienspaziergangs das Fürstenlager in Bensheim erkundet.

Weimar per Rad - Goethehaus
Trotz der immer größer werdenden Hitze konnten und wollten wir Erfurt und Weimar nicht auslassen. Beide waren wir vorher noch nie in den östlichen Bundesländern gewesen und diese Städte entlang unserer Route waren daher ein Muss. Weimar und Erfurt haben uns ausnehmend gut gefallen. Neben den unzähligen Straßencafes bleiben uns, neben all dem Wissenswerten was es zu sehen gab, beide Städte auch musikalisch in Erinnerung. In Weimar war, bei schönstem Sommerwetter, aus gefühlt jedem offenen Fenster handgemachte klassische Musik zu hören. In Erfurt waren die Domstufen gesperrt, da der gesamte Domplatz bereits für die geplante Freilichtoper hergerichtet war.

Auf den oberen Domstufen sitzend, konnten wir die Proben zum Freischütz live mit verfolgen, für uns ein ganz besonderes Vergnügen.

Domplatz Erfurt


Goethes Gartenhaus Weimar
Schloss Belvedere Weimar
Schillerstraße in Weimar

Unsere ursprüngliche Idee, durch Polen zu reisen, haben wir erst einmal nach hinten geschoben. Hier in MeckPom haben wir ein wunderbares Plätzchen auf dem www.biberferienhof.de gefunden, wo wir unter Linden, in derzeit noch sehr friedlicher Atmosphäre, unser Inneres zur Ruhe kommen lassen. Hilmar hatte vor ein paar Tagen einen schönen Vergleich gebracht: In ihm sehe es aus, wie in einem mit Sand getrübtem Glas Wasser, in dem sich der Sand langsam am Boden absetzt und das Wasser darüber wieder klar wird.


Unter den Linden - Zeltplatz am Biberferienhof

Und erst, wenn bei uns beiden der Sand am Boden wieder so fest gebacken ist, dass es schon fast Sandstein ist, werden wir weiterfahren. In der Zwischenzeit genießen wir die Natur um uns herum. Hier sind die Felder weitläufig, die Menschen wenig. Nachts ruft das Käuzchen und viele Singvögel, Käfer und Fledermäuse huschen durch die Luft. In den Lindenblüten über uns veranstalten die Hummeln und Bienen ein wahres Hubschraubergedröhn. Sonst ist es hier immer noch ziemlich ruhig. Das wird sich sicherlich nach dem Start der Sommerferien in den umliegenden Bundesländern in den nächsten Wochen ändern.

Es ist ein sehr erholsamer Landstrich, in dem wir uns gerade befinden. Iris erinnert das ganze sehr an die Zeiten, als ihre Eltern noch ein kleines Grundstück am Wörthsee gepachtet hatten, tief fliegende Schwalben das sommerliche Gewitter ankündigten und Baden im See zwischen Schilf und Bodenmoder den Kindheitssommer prägten. Die Unaufgeregtheit der Landschaft, das viele Wasser, die Menschen, die überwiegend mit dem Fahrrad, dem Kanu oder dem Hausboot unterwegs sind, verströmen eine gewisse Zeitlosigkeit, die einfach nur erholsam ist.

Mittlerweile ist „Hoch Annelie“ wieder abgezogen und das Wetter wechselhaft. Uns und der Natur sind die vereinzelten Regenschauer, die in den letzten Tagen vom Himmel gekommen sind, einfach nur angenehm. Unsere Ausflüge passen wir dem Wetter an und dehnen unseren Radius jeden Tag ein klein wenig weiter aus. Wir spazieren durch den Wald zum Töpfer ins nächste Dorf oder paddeln mit dem Kanu über die umliegenden Seen. Und wenn die Vorräte zur Neige gehen, geht es mit dem Fahrrad ins 10 km entfernte Mirow, wo neben Aldi, Edeka und Penny an der Schleuse in Mirow Dorf auch eine Fischräucherei zu finden ist. Neben dem örtlich gefangenen Hecht, Aal und Wels hat es dort auch frisch geräucherten Saibling und Forelle im Angebot. Was für uns Fischliebhaber bedeutet, dass wir sicherlich nicht das letzte Mal per Rad in Mirow gewesen sind. Es schmeckt einfach zu lecker! 



Schleuse Diemitz am Biberferienhof
Neben dem Genießen wollen wir die Tage hier aber auch nutzen, um uns auf die Monate, die vor uns liegen, einzustimmen. Das Wifi auf dem Platz ist gut, womit einer ausgiebigen Recherche über die Anforderungen der zukünftigen Route nichts im Wege steht. 
Wie ist das mit den Visaanträgen?
Was gibt es für die verschiedenen Länder zu beachten?
Welche Jahreszeit eignet sich für welches Land?
Wo sollen wir den Winter verbringen?
Liegt Griechenland auf unserem Weg oder lassen wir es rechts liegen? 
Auch wenn wir gelernt haben uns „auf dem Weg leiten zu lassen“ ist eine gewisse Vorbereitung nötig. Im September werden wir anlässlich der Hochzeit von Hilmars jüngerer Tochter nochmal kurz in Bayern sein. Spätestens dann wissen wir, wie es weitergeht! 
Bis dahin wünschen wir allen einen schönen und erholsamen Sommer!

Labussee