Freitag, 24. Juni 2016

Mongolei hautnah!



Wir stehen mit unserem Jonny am südlichen Ufer des bei Tariat gelegenen Terkhiin Tsagaan nuur auf Amaraa’s Platz. Uns gegenüber die Berge und der Vulkan des Khorgo-Nationalparks, hinter uns die Jurte seiner Schwester. Sie hat uns heute mit mongolischer Nudelsuppe und süßem, selbstgemachten Jogurt verwöhnt. Gestern Abend waren wir ebenfalls zum Essen eingeladen. Wir dürfen uns hier am Seeufer von den Anstrengungen der letzten Tage erholen, denn die hatten es in sich. 

Vor einer Woche waren wir bereits in Tariat und dem angrenzenden Nationalpark gewesen. Damals hatte uns Tunga, die hervorragend englisch spricht und zusammen mit ihrem Mann Amaraa ein kleines Guesthouse im Ort betreibt, auf der Straße angesprochen und uns ihre Visitenkarte übergeben. Man kann ja nie wissen!




Die Strecke bis hierher führte uns zuerst, von Ulan Bataar kommend, auf neuer Asphaltstraße nach Mörön. Hier wartete Karl-Heinz auf uns. Der weitere Routenverlauf führte uns über Shine-Ider nach Jargalant, immer nach Süden durch die Berge des nördlichen Khangaigebirges. Ab hier beginnen unsere mongolischen Pistenerlebnisse, die alles beinhalten, was sich ein Offroadfahrer nur erträumen kann. Schotter- und Wiesenpässe erklimmen, die uns auf 2500 Meter hinauf führen, Flussdurchquerungen, Fahrzeugbergungen, fehlende Brücken und das Durchfahren matschiger Wiesen. Die letzten zwei Wochen haben wir nichts ausgelassen. 



Generell lässt sich sagen, dass der Norden der Mongolei für die Jahreszeit zu feucht ist. Der Winterschnee ging direkt in Frühjahrsregen über. Viele Niederungen sind feucht und manche Straße in der Nähe von Wasserläufen matschig und überschwemmt. Auf der Strecke nach Jargalant mussten wir Karl-Heinz einmal per Seilwindeneinsatz aus dem Moder ziehen. Die Senke war für unsere Fahrzeuge unpassierbar. Wir suchten uns einen alternativen Weg auf die andere Seite und konnten Karl-Heinz so wertvolle Unterstützung bieten. Nach 2 Stunden war er wieder flott und wir setzten unseren Weg in gespannter Erwartung dessen, was da noch kommen möge, fort. Der Weg durchs Idertal war wohl mit einer der landschaftlich schönsten Abschnitte der bisherigen Tour. Ein breiter Fluss mäandert durchs Tal, Yak- und Ziegenherden tummeln sich und mittendrin unvermittelt eine kleine, spirituelle Ecke, die neben einer begehbaren Stupa auch der Lebensgrundlage der Nomaden ein Denkmal setzt – den Ziegen, den Schafen, dem Yak, dem Pferd und dem Kamel.




Die Fahrt bis hierher war herausfordernd, aber gut machbar. Schließlich ist die Piste gepflegt und als wichtige Verbindungsstraße in den Karten eingezeichnet. Es gibt vor besonders kniffeligen Passagen hier und da sogar eine Hinweistafel, die zur Vorsicht mahnt. Was will man mehr! Kurz vor Erreichen der Hauptpiste, östlich von Tosentsengel, war der Weg nochmal sportlich und Karl-Heinz betätigte sich als Retter in der Not. Er befreite 2 junge Mongolen mit ihrem mit Yaks beladenen Kleintransporter aus dem Matsch, bevor wir das erste Mal einen richtigen Fluss durchfahren mussten. Die nebenliegende alte Holzbrücke hatte schon bessere Tage gesehen und war nicht mehr zugänglich.



Wasserdurchquerungen sollten uns auf dem weiteren Weg noch öfter begegnen. Der Untergrund ist meist kiesig und somit gut fahrbar. Es ist schon faszinierend, wie die Mongolen mit ihrem normalen PKW, die über keinerlei 4x4 verfügen, diese Straßenpassagen meistern. Man könnte meinen, dass sie ein Amphibienfahrzeug ihr Eigen nennen.



Im Khangai gibt es mehrere Heiße Quellen. Wir hatten Sehnsucht nach einem heißen Bad. Die unweit von Tariat gelegenen Quellen im Nogon Khangai Nationalpark konnten wir aufgrund schlechter Pistenverhältnisse nicht erreichen. Wir mussten nach einem Tag und ca. 25 gefahrenen Kilometern auf halben Wege umkehren. So war das nächste Ziel, das wir ansteuerten, die heißen Quellen von Tsenkher. Wir verließen Tariat aber nicht ohne den vorher im Nationalpark gelegenen Vulkankrater erklommen zu haben. Der Rundblick, den wir von oben hatten, war einmalig. Die erkaltete Lava zieht sich schwarz durch die umliegenden Ebenen und gibt der Landschaft ein ganz eigenes Erscheinungsbild.


Der Weg nach Tsenkher führt auf mittlerweile bestens geteerter Hauptstraße über Tsetserleg, die Distrikthauptstadt der Region. An der örtlichen Quelle konnten wir unsere Frischwasservorräte auffüllen und auf dem Markt zwischen chinesischen und mongolischen Tomaten wählen. Die Auswahl an Lebensmitteln ist begrenzt, Obst und Gemüse kommen meist aus China und die Fleischabteilung des Marktes, in der ausschließlich weibliche Metzger Dienst tun, bietet die Möglichkeit, zwischen Pferd, Hammel, Rind und Innereien zu wählen. Sicherlich alles frisch, aber für unsere Augen wenig einladend.


Laut Auskunft eines mongolischen Führers, den wir am Vulkan getroffen hatten, war die Piste von Tsenkher nach Süden zu den Quellen gut fahrbar und die 23, im Reiseführer beschriebenen, Kilometer kein Problem. Schließlich gibt es bei den Quellen ja 5 Touristencamps. Die anfänglichen Matschpassagen waren wir mittlerweile gewöhnt und brachten sie souverän hinter uns. Das Tal, in das wir einfuhren, erinnerte uns an das Allgäu. Der Tag war warm und sonnig, die Piste teilweise neu geschoben. Aber von den heißen Quellen keine Spur. Später stellte sich heraus, dass die aus unserem Reiseführer stammende GPS-Koordinate, die uns als Grundlage für die Navigation diente, schlicht und einfach falsch war. Im Glauben daran, auf dem richtigen Weg zu sein, waren wir am Nachmittag tief in das Tal südlich von Tsenkher vorgedrungen. Das abendliche Gewitter sorgte für stimmungsvolle Bilder. Wir beschlossen, unseren Weg zu den „richtigen“ Quellen, die wir mittlerweile auf Iris I-Pad ausgemacht hatten, am nächsten Tag fortzusetzen.


Statt zurück zu fahren wählten wir eine Piste, die uns über die Berge zu unserem mittlerweile heiß ersehnten Ziel bringen sollte. Beim Versuch, eine matschige Bachrinne zu umfahren, geschah schließlich das, was geschehen musste – die Blümchenwiese, die Karl-Heinz als sicher erachtete, hatte eine undichte Stelle und prompt sackte er mit dem rechten Hinterrad seines Magirus tief ein. Unsere Versuche, ihn mit unserem Jonny oder unter Einsatz seiner Seilwinde wieder flott zu kriegen, scheiterten. Er saß fest und schließlich wir ebenfalls.


Die Bergeaktion, die nun folgte, war mit das aufreibendste, schönste, intensivste und anstrengendste Erlebnis, das wir im Zusammenhang mit unseren Reisen jemals hatten. Wir erkannten schnell, dass wir uns ohne fremde Hilfe aus dieser verfahrenen Situation nicht befreien konnten. Was tun? Iris erinnerte sich an Tunga‘s Visitenkarte und machte sich in der Hoffnung, Tunga vielleicht telefonisch erreichen zu können, auf den Weg zum nächsten, ca. eine Stunde entfernten Jurtenlager. Tunga und ihr Mann Amaraa zögerten nicht lange. Nachdem Iris Gelegenheit hatte, ihr auf Englisch unsere ausweglose Situation zu schildern, setzten die beiden sich in ihr Auto, packten einen dicken Balken und einen Freund ein, der beim Graben helfen sollte und machten sich unter Zurücklassung von Baby, Gästen und sonstigen anstehenden Arbeiten auf den 200 km langen Weg zu unserer Unglücksstelle. Dabei sind sie auf den letzten 20 km mehrmals selbst mit ihrem Minibus im Matsch eingesunken. Sie erreichten uns abends um 18:00 Uhr, blieben 4 Nächte, mobilisierten die jungen Männer aus dem Nomadenlager und schickten sich an, das Unmögliche zu realisieren. Unseren Jonny bekamen wir, nachdem wir abends bis Einbruch der Dunkelheit um 23:00 Uhr gebuddelt und geschaufelt hatten, am ersten Morgen schnell wieder auf festem Boden. Karl-Heinz Situation war um einiges aussichtsloser. Für seinen Magirus brauchte der Bautrupp ca. 2,5 Tage. Vorher hatten wir mit Hilfe von Tunga und Amaraa die Möglichkeit eines Baggereinsatzes eruiert, was sich allerdings auf Grund des Geländes und der Entfernung zur Hauptstadt als unrealistisch herausstellte. Daher beschloss Amaraa, das Projekt selbst in die Hand zu nehmen. Trotz frustrierender Erlebnisse, wie mehrmaliger Riss des Bergeseils, neuerliches Versinken des Fahrzeugs, sich bei der Bergung verkeilende Hölzer etc. arbeitete der Bautrupp unermüdlich mit mongolisch, erfolgsorientierter Konsequenz und Gelassenheit über 60 Stunden daran, dass Fahrzeug immer wieder Stück für Stück hochzubocken und das Rad mit herangeschafften Steinen und Hölzern zu unterfüttern. Gegen Abend des dritten Tages gab es einen letzten Versuch. Diesmal musste es klappen! Sollte auch dieser Versuch scheitern, hätten wir trotz der vielen Arbeit, die mittlerweile in das „Projekt“ geflossen war, einen Bagger für Karl-Heinz bestellt. Nicht wissend ob oder wann der jemals in diese abgelegene Gegend kommen sollte.



Bevor Amaraa, der versiert wie er ist am Steuer unseren Jonny saß, letztmalig Gas gab um Karl-Heinz rauszuziehen, sondierten wir jeden Meter der Baustelle. Nichts durfte mehr schief gehen. Da die Fahrzeuge mit 30 Meter Abstand Rücken an Rücken standen, bedurfte es genauer Absprachen und Signale. Sämtliche vorangegangenen Fehlversuche hatten neue Erkenntnisse gebracht, die mittlerweile alle ins Projekt eingeflossen waren. Amaraa signalisierte gemeinsam mit Hilmar durch einmaliges Hupen: Zugfahrzeug startbereit! Karl-Heinz antwortete mit einmaligem Hupen: Kann losgehen! Die Männer konnten sich beim Fahren ausschließlich auf ihr Gefühl und Signale von außen verlassen. Zweimal Hupen von Karl-Heinz Seite aus bedeutete: Stehe sicher und geborgen auf festem Grund! Die Erlösung war groß, als wir dieses Signal kurz vor Dämmerung hören durften!!!

 

Amaraa stehend links, Tunga knieend rechts,
dazwischen die 4 Brüder mit Eltern und Familien,
Hilmar & Karl-Heinz

Aber jede Münze hat zwei Seiten. Ohne die Bergungsaktion kein Einblick in mongolisches Familienleben, Jurtenalltag und Herzenswärme, die uns für immer unvergessen bleiben wird. Tunga und ihr Mann Amaraa sind uns über die letzte Woche zu Freunden geworden. Gerne haben wir ihre Einladung, uns bei Ihnen zu erholen, angenommen. Dafür sind wir gerne die 200 km zurück nach Tariat gefahren. Eine bessere Entscheidung hätten wir nicht treffen können. Frisch gestärkt geht es morgen unter Umgehung jedweder heißer Quelle am Wegesrand nach Karakorum, wo Karl-Heinz auf uns wartet. Noch ist unklar, ob wir von dort direkt in Richtung Westen aufbrechen oder noch einen Schlenker über die Wüste Gobi machen werden. Von dem üppigen Grün der Berge jedenfalls werden wir uns erst einmal verabschieden.
Amaraa's Pferde
Tunga und Amaraa's jüngster Sohn

Samstag, 4. Juni 2016

Auf Wiedersehen, Russland! Hello Mongolia!



Am Montag, den 30.Mai, sind wir in der Mongolei eingereist. Hinter uns liegen geruhsame, entspannte Fahr-Tage. Nie mehr wie 150 km pro Tag dümpelten wir von Irkutzk kommend am Südufer des Baikalsees entlang und genossen die frühlingshaften Bedingungen – es gibt im Moment noch weit und breit keine einzige Stechmücke!
 
Am Baikal bei Kultuk
Am Baikalzufluss Snezhanya
Vor unserem Aufbruch auf diese Reise gehörte der Umgang mit den Mücken vom Baikalsee zu einer der größten Herausforderungen, die vor uns lagen. Iris hatte extra noch ein neues Moskitonetz für unsere Eingangstüre genäht! Es kam bisher nur einmal zum Einsatz und das weit, weit vorher – irgendwo hinter Omsk, in der Weite der Taiga auf einem Stoppelacker, hatten wir es einmal vorsichtshalber installiert. Aber da auch die Mongolei nicht ganz mückenfrei sein soll, waren Iris Bemühungen sicherlich nicht umsonst.


Übernachtungsplatz 150 km vor der Grenze
Die Landschaft, durch die wir fuhren, änderte sich hinter Ulan-Ude drastisch. Nichts erinnerte mehr an die russische Taiga und die endlosen Birkenwälder, die wir in den vergangen Wochen an verschiedenen Längengrade in den unterschiedlichsten Phasen ihrer frühlingshaften Vegetationsperiode erleben konnten. Waren sie bei Omsk vor fast 4 Wochen schon mit frischem, hellgrünen Laub bestückt, ragten die schwarzweißen Stämme bei unserer Ankunft am Baikalsee noch ziemlich kahl in den Himmel. Sanft geschwungene Grashügel ziehen sich jetzt am Horizont entlang, keine Birke mehr weit und breit. Bei Erreichen des südlich von Ulan-Ude gelegenen buddistischen Klosters Iwolginsk, hatten wir das Gefühl bereits in der Mongolei zu sein. 




Nach den vielen, frisch herausgeputzten, orthodoxen Kirchen und Klöstern mit ihrem strengen Ritus war es sehr entspannend, hier einfach spazieren zu gehen und dem Alltagstreiben der Mönche zuzusehen. Im Kloster wird ein ganz besonderer Heiliger verehrt, über den es in Youtube auch verschiedene Filme zu sehen gibt. Ein- oder zweimal im Jahr wird er „ausgepackt“, was immer einen großen Besucheransturm mit sich bringt. Bei unserer abendlichen Stippvisite Ende Mai waren wir fast die einzigen Gäste.


Ab jetzt fahren wir wieder im Doppelpack. Karl-Heinz hatte am Kloster auf uns gewartet. Es war Zeit, das Projekt „Grenzübertritt“ anzugehen. Erfahrungsberichte sprechen von einem ziemlich zeitaufwendigen Stempelmarathon auf mongolischer Seite, etwaige Mittagspausen der Grenzbeamten, die den ganzen Betrieb lahmlegen und reisenden Mongolen, die sich immer wieder gerne vordrängeln. Wir waren gespannt.
 
Ganz Normal :-)
Grenzübergang Kjakhta/Altanbulag
13 km vor der Grenze bei Kjakhta wurden auf russischer Seite unsere Pässe erstmals kontrolliert. Um 10:50 rollten wir aufs Gelände, um 11:35 war die 10 Minuten lange Zollinspektion beendet. Wir durften im Office die abgestempelten Zolldokumente in Empfang nehmen und zur Passkontrolle weiterfahren, 12:32 waren wir durch. Wäre nicht die Gruppe der nach uns eingetroffenen sechs portugiesischen Motorradfahrer vor uns abgefertigt worden, wäre es schneller gegangen. Die motorradfahrenden Herren hatten ihre Zweiräder nach Wladiwostok verschifft, sie dort in Empfang genommen und haben jetzt 75 Tage Zeit, via Mongolei, Iran, Türkei und Griechenland zurück nach Portugal zu fahren. Im Vergleich dazu sind wir sehr, sehr geruhsam unterwegs!
 
Abends in der Mongolei
Im Gegensatz zu uns haben die Portugiesen vor Start der Reise intensiv russisch gepaukt und konnten uns so auf mongolischer Seite die ein oder andere logistische Herausforderung erläutern. Zur mongolischen Grenzabwicklung lässt sich nur eins sagen: strukturiertes, prozessorientiertes Vorgehen sieht definitiv anders aus. Wichtig ist, keinen Stempel auszulassen. Zuerst: Fahrzeughalter muss sein Fahrzeug am Häuschen neben der Durchfahrtsschleuse registrieren lassen. Zweitens: Ab ins Haus, Einreiseformular und Zolldeklaration ausfüllen und den Einreisestempel im Pass einholen. Die zwei Mädel vom Immigrationoffice waren gut drauf und trällerten auch schon mal vor sich hin. Zwischenzeitlich wollte immer wieder ein Zollbeamter in grauer Uniform unser Auto inspizieren, ein anderer Beamter meinte, Stempel im Pass ist wichtiger. Alles in allem waren wir 2 Stunden später am Grenztor angelangt, nicht ohne vorher bei der Bank 100 € in ca. eine Viertelmillion Tugrik gewechselt zu haben. Vor Verlassen des Grenzbereichs mussten wir 10.000,- an Straßenbenutzungsgebühr und 42.500,- für die mongolische Autoversicherung bezahlen. Ach ja, 100 Rubel für die Durchfahrt des im Eingangsbereichs befindlichen Desinfektionswasserbads mussten irgendwo zwischendrin ebenfalls den Besitzer wechseln. Leider ist im Grenzbereich das Fotografieren verboten, sonst hätten wir zu gerne ein Foto von der hübschen jungen Dame an der Einfahrt zur mongolischen Grenze gemacht. Hübsche weiße Bluse, enger Rock, hohe Stiefel und eine ganz, ganz große Schirmmütze auf dem Kopf. Es ist eben jeder wichtig!



Immer entlang der Peace Road
Eingang zum Markt
Nun sitzen wir im Guesthouse Oasis in Ulan Bataar, haben heiße Dusche und ein einigermaßen stabiles Wifi. Um das Guesthouse zu erreichen muss man einmal quer durch die Stadt, womit ein Teil vom Sightseeingprogramm bereits erledigt wäre. Unsere Aufenthaltserlaubnis für die Mongolei konnten wir gestern problemlos beim Office of Immigration am Airport um 3 Wochen verlängern und bereits auf dem großen „Schwarzmarkt“ in der Stadt einige Einkäufe erledigen. Wir sind glücklich, endlich hier zu sein! Einerseits sind wir am Ziel und doch wiederum am Anfang einer neuen Etappe und irgendwie auch mittendrin. Im Guesthouse ergeben sich verschiedene Schwätzchen mit meist motorradfahrenden Reisekollegen. Jeder, der sich auf den Weg in diese Ecke der Welt macht, hat etwas Interessantes zu erzählen. 

Einen ersten intensiven Eindruck von mongolischer Kultur, der Landschaft, dem Nomadenleben der Hirten und den uns in den nächsten Wochen erwartenden Straßenverhältnissen, konnten wir zwischen Grenze und hier erhaschen.

Auf dem Weg nach Amarbayasgalant
Wir haben mit großer Dankbarkeit im Herzen die ersten Ovoos, die häufig oben an einem Pass zu finden sind, umrundet und dem Steinhügel weitere Steine zugefügt. Das Nichtumrunden des Ovoos könnte zum persönlichen Nachteil gereichen, was wir unter allen Umständen vermeiden wollen! Die Dankopfer, die die Mongolen hier zusätzlich ablegen, könnten vielschichtiger nicht sein. Der 2-tägige Abstecher zum abseits, in wunderbarer Alleinlage eindrucksvoll in den Bergen gelegenen Lamakloster Amarbayasgalant wird uns noch lange in Erinnerung bleiben. 30 km teils anspruchsvolle Piste mussten bewältigt werden um dorthin zu gelangen. Die Mantragesänge der Mönche, denen wir am Morgen lauschen durften, werden uns sicherlich noch lange bewegen.


Kloster Amarbayasgalant
Unser Jonny ist hier auch zu sehen!
 

Zurück auf der Hauptstraße suchten wir auf halbem Weg nach Ulan-Bataar einen Nachtplatz und stießen völlig überrascht überall an den schönen Plätzen auf mongolische Familien beim Picknick. Degi, die deutschsprechende Managerin des Guesthouses, konnte das Rätsel für uns ein paar Tage später auflösen. Der 1. Juni ist Feiertag! Der „Kindertag“ gehört der Familie und da es einer der ersten wirklich heißen Tage des Jahres war, zog es viele Stadtmongolen an die Flüsse und Seen der Umgebung.




Zu Ulan-Bataar, der Hauptstadt der Mongolei, in der mehr als die Hälfte aller Mongolen leben sollen, könnte man einen langen Roman schreiben. Von Bauboom und Aufbruch, von herausfordernd dichtem Straßenverkehr, Smog und einem seit der Demokratisierung des Landes einsetzenden Geldfieber. Aber das ist eine eigene Geschichte, zu der wir hier nichts weiter erzählen wollen. Wir fühlen uns hier ganz wohl. Es gibt chaotischere Städte. Das Guesthouse Oasis macht seinem Namen alle Ehre und die Erholung nach einem anstrengenden Stadttag ist garantiert. Gestern war Ruhe angesagt. Heute geht es nochmal in die Stadt. Karl-Heinz ist bereits vorgefahren. Wir werden ihm in 2 Tagen in Richtung Bulgan folgen und freuen uns schon jetzt auf die eindrucksvollen, weitläufigen Landschaften, die uns erwarten.



Für Fiona :-)