Mittwoch, 3. Juni 2020

Time for a change

...so auch unsere Zeit mit Jonny.

18 Jahre war er der Mittelpunkt unseres Lebens, wurde konzipiert, gebaut, gewartet, gepflegt, gefordert, geliebt - und war uns ein allzeit treuer und zuverlässiger Begleiter.

Zum Schluss ging alles sehr schnell. Unsere Entscheidung, Jonny zu verkaufen trafen wir Anfang März, zwei Monate später fuhr ein Anderer mit unserem Rundhauber vom Hof.

Möge Jonny seinem neuen Besitzer (https://www.kettelbeat.com) ebenso viel Freude bereiten wie uns.


Und wir?
Reisen weiter, aber anders :-)

Iris & Hilmar

Freitag, 8. November 2019

2 Jahre später....


Der letzte Eintrag in unserem Blog ist auf den Tag genau 2 Jahre her.
Wie die Zeit vergeht ;-). Zeit, all denen, die mit uns nicht in direktem Kontakt stehen, aber trotzdem wissen möchten, wie es weiterging, ein Update zu geben.


Zu aller erst:
Wir sind wieder sesshaft geworden. Seit dem 01.03.2018 haben wir wieder eine feste Bleibe. Es hat uns in den Landsberger Raum verschlagen, in das Land zwischen Lech und Ammersee. Hier sind die Berge nah, Fluss und See in großer Nähe. Wir leben da, wo andere Urlaub machen. Wieso also weiter in die Ferne schweifen?


Es ist Zeit für einen neuen Lebensabschnitt. Unser Jonny hat uns seit 2002 begleitet. Über viele Jahre stand der Ausbau und das Sehnsuchtsziel Mongolei im Fokus unseres Tuns und Handelns. Die letzten 2 Jahre haben wir uns neu orientiert und haben hier, in einem kleinen Dorf Nähe Landsberg am Lech, neue Wurzeln geschlagen. 

Alles war neu, auch wir waren uns neu – mit all der Reiseerfahrung im Gepäck. Derzeit zieht es uns nicht weiter. Wir haben neue Freundschaften geknüpft und finden die Neuorientierung an einem uns bisher komplett unbekannten Ort spannend. Die Reise wirkt nach, jeden Tag. Erst mit etwas Abstand wird uns bewusst, auf was für ein Abenteuer wir uns 2014 eingelassen hatten. Wir genießen die Sommertage auf unserem Balkon und das Feuer in unserem Schwedenofen im Winter. Unser Hausstand ist immer noch sehr übersichtlich, Neues kommt kaum hinzu. Die Erkenntnis, mit wie wenig man im Leben auskommen kann, prägt unseren Alltag. 

Auf unserer Reise haben wir viele Menschen getroffen, für die Deutschland ein Sehnsuchtsziel ist. Wir haben gesehen, wie einfach und entbehrungsreich Menschen leben können und dabei doch glücklich sind. Wie sie das wenige, was sie haben, auch mit anderen Teilen. Uns ist viel Freundlichkeit begegnet, Herzenswärme und Hilfsbereitschaft. Das hat uns reich gemacht. Die Erinnerung an die grenzenlosen Weiten, spontane Tagesabläufe und Unbeschwertheit auf unserer Reise sind Nährboden für unsere Zukunft. 

auf Elafonissis Griechenland
Wir üben uns darin, das Reisegefühl weiterleben zu lassen – hier, in unserem Alltag. Bis jetzt gelingt es uns sehr gut. Wir sind gerne wieder stationär. Es ist nicht so, dass wir das Reisen komplett aufgegeben haben. Im Frühjahr 2019 waren wir für mehrere Wochen in Griechenland und haben es uns auf dem Peleponnes gemütlich gemacht, die nächste Frühjahrsreise ist in Sichtweite. Ob die Reisen weiterhin mit unserem Jonny oder mit einem kleineren, europatauglichen Allrad-Gefährt stattfinden werden, bleibt zu überlegen..


Aber unsere schnuckelige 2-Zimmer-Galeriewohnung mit Weitblick, Atmosphäre und vielen, vielen Reiseerinnerungen geben wir so schnell nicht mehr her.


Als Fazit sei anzumerken:
Das einzige, dass es braucht, um so eine Reise zu machen, ist eine Vision zur rechten Zeit. Alles andere findet sich. 

Für alle diejenigen, die Statistiken lieben:
Im Anhang findet ihr eine Aufstellung über Kosten, Distanzen und Verbräuche.

Mittwoch, 8. November 2017

Eine Reise geht zu Ende



10. September 2017 - Einfahrt in Travemünde

Langsam und behutsam haben wir uns in den letzten 8 Wochen unserer früheren Heimat in Süddeutschland, dem Großraum München, genähert. Abgesehen von dem ersten Sturmtief „Sebastian“, das wir hinterm Deich an der Elbe im alten Land westlich von Hamburg stehend  über uns hinweg ziehen ließen, konnten wir uns über die herbstliche Großwetterlage nicht beschweren.



Die erste innerdeutsche Herausforderung galt es nach ruhiger sonntäglicher Fährüberfahrt in Lübeck zu meistern. Unser Jonny musste zum TÜV. Der war seit März abgelaufen. In einer fachkundigen Werkstatt, die wir bereits von Schweden aus kontaktiert hatten, wurden vorab zwei abgefahrene Reifen gewechselt und die Bremsen nachgestellt. Die Mängelliste, die wir anschließend erhielten, war demensprechend kurz. Hauptkritikpunkt waren die Steinschläge im Sichtbereich der Windschutzscheibe – Erinnerungen an die Ortsumfahrung von Perm (Russland) und kasachische Schlaglochstraßen. Die Ersatzscheibe schlummerte seit 3 Jahren in unserer alten Heimatgemeinde in der Werkstatt unseres Vertrauens und wartete dort auf den Einbau. Womit der Zeithorizont für unser nächstes Reiseintervall abgesteckt war. Bis zur Wiedervorführung unseres Jonnys beim TÜV blieben uns 4 Wochen, um gemütlich in unserem über die Jahre erprobten Reisetempo Deutschland auf möglichst kleinen Straßen von Nord nach Süd zu durchfahren.


Lübeck
Von Lübeck aus ging es zuerst via Hamburg durch die Elbmarschen und das Alte Land  Richtung Bremen. Wir freuten uns sehr auf ein Wiedersehen mit unserem Freund Jörg, den wir im Winter 14/15 in Marokko kennengelernt und dort mit ihm zusammen einige Reiseabschnitte bewältigt hatten.
 
Mit Blick auf die Elbphilharmonie
quer durch den Hamburger Hafen
Auf unserem Weg nutzten wir neben offiziellen Wohnmobilstellplätzen verschiedene private Stellplatzmöglichkeiten, die wir über „Landvergnügen“ ausfindig machten. Dies ist immer wieder eine schöne Möglichkeit, andere Lebensformen kennen zu lernen und mit netten Leuten ins Gespräch zu kommen.


Dani's Ponyschule auf dem Gelände der Kahlbrocks,
Nähe Hamburg


irgendwo im Westerwald

Bremer Stadtmusikanten
Unser Ehrgeiz, jeden Abend auf eigene Faust ein passendes Plätzchen für die Nacht zu finden, hielt sich in Grenzen. Die für uns auf den ersten Blick unüberschaubare Flut an Ver- und Gebotstafeln, denen es bei der Suche nach einem Nachtplatz zu trotzen galt, wollten wir uns nicht aussetzen. Das Wiedersehen in Bremen war herzlich. Wir blieben 2 Tage bevor es weiter Richtung Kassel und Aachen zu unseren Nichten ging. Auch hier war die Freude über unsere heile Rückkehr groß und wir ließen uns berichten, was sich den alles so verändert hat, während wir weg waren. Diverse Angebote, für mehr Komfort ein innerhäusiges Gästezimmer zu beziehen, wurden von uns konsequent abgelehnt. Die vertraute Atmosphäre unseres rollenden Zuhauses half uns, die vielen auf uns einströmenden Eindrücke im Griff zu halten.

Bei wunderbarer Herbststimmung ging es schließlich über die Eifel, den Hunsrück und den Pfälzer Wald Richtung Karlsruhe, wo wir nach einem Schwenk über das Elsass bei Iris Bruder einen längeren Stopp einlegten. Wir umrundeten zu Fuß das Pulvermaar, schlenderten durch die alten Gässchen Herrsteins und nahmen uns Zeit, in Neuhemsbach eine norwegische Reisebekanntschaft zu vertiefen. Die Bremendell kurz hinter der französischdeutschen Grenze bei Hauenstein lockte mit einem kleinen, überschaubaren Campingplatz, dem daran angeschlossenen Restaurant mit lecker Flammkuchen und einem gut sortierten Weinkeller vis a vis. Wir wollten nochmal ein paar Tage ungestört vor dem Jonny sitzen und die Zeit nachkommen lassen. Hätten wir nicht für den Einbau der Windschutzscheibe und dem sich daran anschließenden TÜV Termin spätestens am 10. Oktober in Langenbach sein müssen, hätten wir uns für die restliche Strecke nach München wohl noch mehr Zeit gelassen.

Moselquerung
Pulvermaar
Herrstein

La Bremendell
Nun sind wir also wieder da, aber ob wir angekommen sind? Das wird sicherlich noch mehrere Monate dauern. Bei aller irdischen Verhaftung mit uns bekannten, aber teilweise recht skurril anmutenden deutschen Gepflogenheiten, wie Ungeduld, zu schnellem Fahren und dem häufigen Bestehen auf das persönliche Vorrecht (So empfinden wir es zumindest derzeit) sind unsere Seelen noch irgendwo auf der Strecke unterwegs. 80 000 km haben wir in den letzten 3 Jahren und 4 Monaten zurückgelegt, 25 Länder durchfahren, herausfordernde Situationen gemeistert, andere Sitten und Gebräuche lieben und schätzen gelernt. 

Wir sind zurück in einer Welt, die uns eigentlich vertraut erscheinen sollte, aber doch irgendwie fremd wirkt. Konsum und mediale Beschallung haben ein für uns sehr ungewohntes Ausmaß. Noch versuchen wir uns davon fern zu halten. Haben wir nicht gelernt, auf 9 qm zu leben und jeden Tag so zu nehmen, wie er kommt? Wird es uns schwer fallen, diese Einfachheit aufrecht zu halten und mit dem wenigen, was wir mittlerweile brauchen, weiterhin auszukommen? Wir werden es sehen.

Seit einer knappen Woche haben wir wieder ein festes Dach über dem Kopf. Schlafen in einem Haus ohne Räder, dafür mit Annehmlichkeiten wie Spülmaschine, unbegrenztem Wasservorrat und Toiletten, die sich selbst entsorgen. Unseren Jonny haben wir vergangenen Sonntag, am letzten schönen Herbsttag, trocken in sein Winterquartier im München Norden überführt. Diverse kleine Reparaturen wurden aufs Frühjahr vertagt.

Wir haben es gut getroffen. Vor ein paar Monaten schon hatte uns eine liebe Freundin angeboten, ihr Haus in Zorneding bei München mit uns zu teilen. Hier leben wir nun im 2. Stock in ZWEI Zimmern mit eigenen Bad und freiem Blick über eine angrenzende innerörtliche Wiese. Das Ausziehen aus unserem rollenden Zuhause ist uns leichter gefallen als ursprünglich gedacht. Vieles, was uns vertraut ist, haben wir weiterhin um uns. Unsere aus dem Iran mitgebrachten Teppiche, die kasachischen Liegematten und die kleinen Mitbringsel aus den verschiedenen Ländern verströmen Behaglichkeit und halten das in den letzten Jahren Erlebte präsent. Unserer Kondition tut die veränderte Wohnsituation allemal gut – häufiges Treppensteigen bringt uns wieder auf Touren! Hier wollen wir den Winter über bleiben und uns in den nächsten Monaten darüber klar werden, wohin uns unsere weitere (Lebens)-reise führen wird…. 

wieder daheim