Mittwoch, 8. März 2017

In Buchara



Friedlich ist es heute in Buchara! 



Heute, am 8.März, ist – wie wohl in vielen anderen ehemaligen Sowjetrepubliken – Frauentag. Die Kinder haben schulfrei und gehen, herausgeputzt wie ihre Mütter und andere junge Frauen auch, in Buchara flanieren. Das Wetter lädt dazu ein.


Milde Tagestemperaturen von ca. 12 Grad und die Sonne am blauen Himmel locken viele Usbeken ins Freie. Der Winter mit seinen frostigen Begleiterscheinungen hat sich gerade erst verzogen. Die Bäume sind noch kahl. Hier und da wagt sich schon ein kleines bisschen frisches Grün aus den abgesteckten Rabatten. Touristen gibt es um diese Jahreszeit in Buchara nur vereinzelt. In den Hotels wird noch fleißig renoviert und die Souvenirhändler laufen sich gerade warm. Noch haben nicht alle Stände offen. Wie mag es hier nur sein, wenn Bus um Bus seine Fracht am Lavi Hauz, dem geschichtsträchtigen Zentrum Bucharas, auslädt! Jetzt gehört das Zentrum der Stadt noch den Einheimischen und wir fließen einfach mit.

Am Lavi Hauz

In Bishkek hatten wir noch auf einen Impuls zum losfahren gewartet. Nachdem am 2. März endlich das ersehnte Einreisedokument für Turkmenistan in unserer Inbox aufzufinden war, gab es auch kein Halten mehr. Am 6. März sind wir abends in Buchara angekommen. Hinter uns lagen dreieinhalb denkwürdige Tage, an denen wir uns ausschließlich aufs „Strecke machen“ konzentriert haben.
Hilmar legte trotz einer aufkeimenden Erkältung sein Tagespensum in bewährter zielstrebiger Manier zurück. Machte uns am Abreisetag zwar der Wettergott noch einen kleinen Strich durch die Rechnung – wir verließen Kirgistan bei Schneefall und ziemlich eisigen Temperaturen – ging die Weiterfahrt flüssig „von der Hand“. Die erste Transitnacht verbrachten wir bereits auf kasachischem Boden. 
Der Grenzübertritt bei Chaldovar verlief etwas holprig. Unser Jonny war dem diensthabenden Zöllner zu groß für die PKW Spur. Das wurde uns aber erst mitgeteilt, nachdem wir uns schon eine Stunde inmitten der PKWs Richtung Grenztor gestanden hatten. Als wir vorne angekommen waren meinte er, wir hätten in dieser Spur nichts verloren, aber Ausscheren ging zu diesem Zeitpunkt nicht mehr. Schließlich blieb ihm nichts anderes übrig, als uns nach einer weiteren Stunde – mittlerweile war es Nacht und die Temperaturen sehr frostig - doch in den Grenzbereich einzuwinken. Iris vertrieb sich die Zeit geduldig wartend im Grenzhäuschen. Wie immer musste sie als Beifahrerin die Grenze zu Fuß passieren. Die Fahrzeugkontrolle bei der Ausreise war sehr genau und zeitaufwendig. Vielleicht wollten uns die Zöllner einfach wissen lassen, wer an dieser Grenze das Sagen hat. Gegen 1000 Tenge Bares konnten wir auf einem – an einem Restaurant angrenzenden – Privathof für die Nacht parken, womit ein erholsamer Nachtschlaf garantiert war. Schnell waren wir auf bereits aus dem Vorjahr bekannten Straßen durch das winterliche Kasachstan geeilt um schließlich, nach einer weiteren Nacht an einer Grenze südlich von Taschkent, am Sonntag in Usbekistan einzureisen.

Vor der usbekischen Grenze
Auch hier das wiederrum zeitraubende Anstehen. Ausgeschlafen fuhren wir morgens an den wartenden LKWs vorbei, um gegen acht Uhr als erstes Auto in den Grenzbereich eingelassen zu werden. Um zwei Uhr wurden wir, immer noch als eines der ersten Fahrzeuge des Tages, in Usbekistan wieder ausgespuckt. Dazwischen – Zöllner, die die Sonne genießen, Mittagessen und sich einfach nicht stressen lassen. Das auf kasachischer Seite noch 30 LKWs darauf warteten, ebenfalls durch die Grenze zu dürfen, schien bei den Usbeken keinen zu stören. 


Mit Zwischenstopp auf bekanntem Terrain in Samarkand gab es hier in Buchara erst einmal 3 Tage Pause. Mit der Kamera bewaffnet strolchte Iris durch die teilweise einsamen Gassen. Sind in Samarkand die Sehenswürdigkeiten alle aus einer ähnlichen Zeitepoche und in der ganzen Stadt verstreut, liegt in Buchara vieles nah beieinander. Baudenkmäler aus verschiedenen Epochen, mal reine Ziegelbauweise, mal reich mit Ornamenten verziert, wechseln sich ab. In der Altstadt kann man noch nachempfinden, wie das Leben zur Zeit der Seidenstraßenblüte wohl gewesen ist. Das zentrale Wasserbecken, das Lavi Hauz, an das wir im angrenzenden Hotel Asia auch für 30.000 Sum p.N parken dürfen, versorgte früher die ganze Stadt mit Wasser. Mit der Hygiene muss es wohl nicht so weit her gewesen sein, den es ist zu lesen, dass die Bürger Bucharas früher häufig von einem parasitären Wurm befallen waren. Hatte man sich diesen Wurm eingefangen, ging man zum Barbier, damit er das, bis zu einem Meter lange, bindfadendicke Stück wieder herausziehen möge.
 
 
 



Für die Registrierung am Hotel müssen wir nochmal extra 10 $ Dollar zahlen. Ging das im letzten Jahr noch alles gegen einheimische, zu günstigem Kurs getauschte Währung, müssen Ausländer in Hotels seit diesem Jahr ihre Rechnung ausschließlich in Dollar zahlen. Da kommen wohl auch wir nicht dran vorbei.


Neben Medresen, Moscheen und Minaretten aus verschiedenen Epochen gibt es in Buchara auch eine Festung und verschiedene, mit Kuppeln überdachte Wegkreuzungen zu bestaunen. Heute ist alles fest der Hand der Souvenirhändler, die in den ehemaligen Studierzellen der Koranschüler und vielen anderen Nischen der verwinkelten Stadt ihre Waren feilbieten. Eintritt wird nur manchmal verlangt. Wir haben gehört, dass die Händler im Gegenzug für die Nutzung der Räume Abgaben an die Stadt zahlen müssen. In Samarkand hatten wir zeitweilig den Eindruck, dass wir für den Besuch der Souvenirmeile noch extra zahlen müssen!








Am 14. März dürfen wir an der Grenze südlich von Nukus nach Turkmenistan einreisen. 5 Tage wurden uns für den Transit genehmigt – ausreichend Zeit, das turkmenische „Tor zur Hölle“ zu besuchen. Bis dahin gilt es nochmal ein paar Kilometer unter die Reifen zu nehmen und Khiva, eine weitere der legendären Seidenstraßenstädte, wartet auch noch auf unseren Besuch.
Nasruddin auf seinem Esel