Freitag, 7. August 2015

Sommer! Polen! Herrlich!


Unterschiedlicher und abwechslungsreicher könnten die Eindrücke, die wir in den letzten 10 Tagen von unserem östlichen Nachbarland gewonnen haben, nicht sein! Abgesehen davon, dass wir wieder neu herausfinden müssen, wie und wo wir unseren Müll entsorgen – jedes europäische Land tickt anders - bietet Polen viel Reizvolles, was wir so nicht erwartet haben. 

Über Świnoujście (Swinemünde) sind wir eingereist, sind 2 Tage küstennah durch dichte Wälder gefahren und haben Seen, Küste, Sturm, Gewitter, Ostsee, Baden und viel Kultur erlebt!

Fähre über die Swine
Wir sind nicht die einzigen, die derzeit durch die nördlichen Teile des Landes reisen. Die Polen haben Sommerferien und genießen die Schönheit ihrer Küsten gerade ausgiebig selbst. Trotzdem finden wir auf den Campingplätzen immer noch ein lauschiges Eckchen, machen es uns bequem und gewinnen so einen Eindruck davon, wie man hier den Sommer verbringt. Mittlerweile können wir mit „Dzién dobry!“ auf Polnisch „Guten Tag“ sagen und auch ein „Dziękuję“ für „Danke“ kommt fließend über unsere Lippen.

Mehr geht nicht!
Wir sind sehr positiv beeindruckt von dem Land und seinen Menschen. Sicherlich war es erst ein kleiner Kulturschock, nach so vielen Wochen ohne Rummel im Badeort Kołobrzeg/Kronberg richtiges Strandleben mit Waffeln, Eiscreme, Animation und Geschiebe durch die Strandpromenade zu erleben. Wir haben uns munter drunter gemischt und erst einmal eine Prise Ostsee und eine große Portion Waffeln, belegt mit Beeren und viel Sahne, zu uns genommen. Zwischendrin finden wir aber immer wieder Orte, die auch abgelegen liegen und Ruhe und Entspannung in unvergleichlich ursprünglicher Natur bieten. Iris hat gelesen, dass 40% aller Storchenpaare in Polen leben. Sie laufen hier, wie bei uns die Krähen, dem Traktor beim Mähen auf den Feldern hinter her und haben in den allgegenwärtigen blühenden Feuchtwiesen einen idealen Lebensraum.
 
Bei Darłowo am Strand

Auch der Słowiński National Park mit seinen Wanderdünen ist eine Attraktion, die wir uns nicht entgehen lassen wollten. Um möglichst nah am Eingang des Parks zu sein, bezogen wir auf einem Campingplatz in Łeba Quartier. Um uns herum herrschte munteres Treiben. Łeba ist auch für seine herrlichen Sandstrände bekannt, was natürlich wiederrum viele Urlauber anzieht. Es wird uns aber auch aus anderen Gründen sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben. 

Erstens hatte ein Spaßvogel nachts unsere Leiter demontiert und zweitens wussten wir nicht, dass man, um ein Ticket für den Nationalpark zu erhaschen, vorher 50 Meter Schlange stehen muss. Ersteres ging gut aus, hätte aber auch böse enden können. Als Hilmar morgens die Kabinentür unseres Jonnys öffnete, blickte er Gott sei Dank zu Boden, bevor er hinaus trat und siehe da: Er sah nichts! Unsere Eingangsleiter wurde nachts ausgehängt und 2 Meter weiter unversehrt an unserem Hinterreifen geparkt. Die „Diebe“ müssen sich den Spaß vorher sehr genau überlegt haben, denn es ist schon eine Kunst die Leiter fast geräuschlos und nahezu rüttelfrei aus den Angeln zu heben. Zwar hatten wir nachts ein Geräusch gehört, gingen aber davon aus, dass da wohl jemand auf dem Weg zur Toilette über die Leiter gestolpert war. Vielleicht wollten uns „die Diebe“ ja nur zeigen, wie schnell man unsere Leiter ausbauen kann. Wir nehmen diesen Hinweis daher dankbar an und passen zukünftig besser drauf auf!

Die Schlange am Eingang zum Nationalpark haben wir später links liegen gelassen und sind einsam durch die Wälder und Dünen zum Strand gewandert. Schön war es! Es war ja auch unser Hochzeitstag! Iris konnte es sich allerdings nicht verkneifen, abends, nachdem alle Besucher entschwunden waren, schnell mal mit dem Radl die 7 km zur Düne hin und zurück zu pesen, denn sehen wollte sie die Wanderdüne halt doch!


Wälder und Wanderdüne bei Łeba
Nach diesen „Meererfahrungen“ beschlossen wir, uns wieder ins Landesinnere zurück zu ziehen. Wir hatten die Hoffnung, dass es in der kaschubischen Schweiz, dem Gebiet südwestlich von Gdańsk (Danzig) etwas ruhiger zu gehen würde. Das Gebiet im Hinterland der Ostsee ist eine Abfolge einer unüberschaubaren Anzahl von Seen. Der Mecklenburgischen Seenplatte schließen sich auf polnischer Seite die Pommersche Seenplatte, die Seen der Kaschubischen Schweiz, die oberländer Seenplatte und später die Masuren nahtlos an. Wasser war also garantiert und bei den wieder steigenden Temperaturen freuten wir uns auf Schwimmen und Sonne tanken.

Weißer-See bei Chmielno
Aussicht vom Tamowa-Camping auf den Klodno-See





Badeplatz am See
Per Zufall sind wir auch dort auf einem Campingplatz gelandet. Wir wurden von dem gut deutsch sprechenden Besitzer mit Hinweis auf die herausragende Aussicht, die man von den Stellplätzen ganz oben am Hang über den See hat, quasi geködert. Er hatte nicht zu viel versprochen. Tamowa-Camping liegt idyllisch am Hang, nur von einer Sandstraße, die gerade mal Jonnybreite hatte, vom See getrennt. 3 Tage sind wir geblieben und haben Sommer pur erfahren. Auf der Liege „vorm Haus“ liegen, ab und zu zum Baden gehen, die ein oder andere Radtour durch die wunderbar lichten Laubwälder, die es hier in der Gegend gibt. Die Gegend ist traumhaft schön und manche Menschen sagen, sogar schöner als in den Masuren. Wir werden sehen! Neben steilen Hügeln, weiten Feldern und Wäldern gibt es in der kaschubischen Schweiz aber auch die ein oder andere Brücke, die es bei unserer Weiterfahrt zu unterfahren galt. Mutig haben wir den Weg Richtung Ziel trotz des Hinweises „3,50“ fortgesetzt. Mit etwas Glück passen unsere 3,56 vielleicht durch?

Aufgrund der teilweise doch recht holprigen Straßen, die mal mit Kopfsteinpflaster, mal mit mehr oder weniger Schlaglöchern versehen sind, hatten wir im Vorfeld bereits etwas Luft aus den Reifen gelassen und das schien unser Glück zu sein. Iris positionierte sich strategisch günstig in der Dachluke des Fahrerhauses und gab schließlich das Signal zur Durchfahrt. So konnten wir unseren Weg nach Gdańsk ohne weitere Umwege fortsetzen. 



Am frühen Nachmittag bezogen wir dort auf dem Parkplatz der zentrumsnah gelegenen Musikhochschule Quartier und machten uns auf den Weg, die Stadt zu erkunden.Wir waren bereits vorgewarnt! Die Buden des alljährlich im August stattfindenden „Dominikanermarkts“ säumten die Straßen, was den Blick auf die wunderbar restaurierte Altstadt von Gdańsk erschwerte. Wir haben unseren Stadtspaziergang zum Krantor und entlang des Langen Markts trotzdem genossen. Ein Höhepunkt der Stadterkundung war sicherlich der Aufstieg auf den Turm der Marienkirche. Lohn für die Bewältigung der 390 Stufen ist ein grandioser Rundumblick über die Stadt, die Werften und das Umland bis hin zum Meer. 



Trotzdem blieb bei Iris die Sehnsucht, die Gebäude der Altstadt unverstellt zu sehen. Da fotografieren am Morgen eh die schönsten Ergebnisse bringt, zog sie morgens um 7 Uhr nochmals los, um der Stadt beim Aufwachen zu zusehen.



Die Besichtigung der ca. 60 km südlich von Gdańsk gelegenen „Marienburg“ am Ufer der Nogat, einem Seitenarm der Wisła (Weichsel) rundete das Kulturprogramm erst einmal ab. In Polen stößt man alle Nase lang auf Vermächtnisse der Deutschritter, die im 13. Jahrhundert hier oben vorübergehend Fuß fassten. Auch diese gewaltige, aus Ziegelsteinen erbaute Festung gehört dazu.


Die Prachtanlage ist die größte von 120 Burgen und ehemaliger Sitz des Ordens-Hochmeisters. Später wurde sie von den polnischen Königen genutzt. Nachdem Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs behoben wurden, ist die Marienburg heute wieder die größte und schönste Burganlage Polens und zählt als solche zum UNESCO-Weltkulturerbe. 
 
Polen ist ein Land, was uns bisher sehr begeistert hat. Um detailliert über die Besichtigung der Marienburg berichten zu können, müssten wir einen Streifzug durch die Geschichte Polens einbauen, der den Rahmen des Blogs sprengen würde. Seit daher alle recht herzlich eingeladen, euch selbst ein Bild von unserem – aus deutscher Sicht - östlichen Nachbarland zu machen. Uns hat das Buch „Expedition zu den Polen“ von Steffen Möller bei der Vorbereitung auf Land und Leute gute Dienste geleistet. Es macht neugierig und weckt in uns die Lust als Reisende noch mehr über Polen und seine wechselvolle Geschichte zu erfahren. 






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