Heute ist der 10. April und wir dürften ab jetzt in Russland
einreisen. Kurz vor der Grenze in Narwa hält uns das schöne Wetter und die
vielen, wunderbaren Plätze an der Küste und im Land, an denen man problemlos
und sicher stehen kann, noch in Estland fest. Oft mit Grillstelle,
Picknickbänken und meist ordentlich sauberen Trockenklos ausgestattet, gibt es
im Baltikum viele freie Zelt- und Wanderparkplätze, die wir nutzen können.
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Anfahrt zum Stellplatz am Peipsi järv |
Um
nicht lange suchen zu müssen, bedienen wir uns derzeit noch eines Womo-Reiseführers,
der auf viele dieser Plätze hinweist. Sehr praktisch! Das erspart uns derzeit
das nicht immer einfache Suchen nach einem geeigneten Stellplatz für die Nacht
und wir haben mehr Zeit fürs Genießen. Außer uns ist so gut wie noch niemand unterwegs, was Anfang April
auch kein Wunder ist. Wettermäßig haben wir mit Sicherheit richtiges Glück. Wir
werden fast täglich, nach morgentlich bedecktem Himmel, mit Sonnenschein,
akzeptablen Temperaturen und einfach tollen Abendstimmungen beschenkt.
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Bernsteinküste |
Hier
oben, am Finnischen Meerbusen, entdecken wir in schattigen Waldlagen
vereinzelte Schneereste und manch Tümpel am Wegesrand trägt noch eine feine
Eisschicht. 2013 soll es lt. Wetterdaten um diese Jahreszeit noch zweistellige
Minusgrade gehabt haben. Das wäre auch uns zu kalt. Litauen, Lettland, Estland – mittlerweile haben wir von
jedem der drei Länder einen groben Eindruck gewonnen. Zusammenfassend heißt das
für uns Bienen, Birken und Michelinmännchen! Die Balten sind zumindest in den
ländlichen Gegenden noch weitestgehend Selbstversorger und bauen das, was sie
zum Leben brauchen, im eigenen Garten an. Dazu gehört auch der Honig, der hier
oft in hauseigenen Bienenstöcken gewonnen wird. Birkenwälder säumen den
Wegesrand und an jedem Gewässer, fließend oder stehend, sitzen am Wochenende
dick vermummte Männer mit ihren Angelruten.
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Michelinmännchen |
Das Landesinnere wird von Wald und
Moorlandschaften geprägt, dazwischen viele vereinzelte, oft auch verlassene
Höfe. Die Sammelleidenschaft der hier lebenden Menschen lässt allerorts kleine,
manchmal auch skurrile Museen aus dem Boden wachsen. Das „Museum für technische
Relikte“ in Skirsnemuné, Litauen, haben wir uns näher angesehen, wobei Hilmars
Herz definitiv höher schlug.
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Sammlerstücke |
Trotzdem lassen sich die drei baltischen Länder
nicht über einen Kamm scheren. Unser Eindruck ist – je weiter nördlich, desto
ordentlicher. Tiefer wollen wir bei dem oberflächlichen Eindruck, den wir
gewonnen haben, in unserem Vergleich nicht gehen.
Die Loslösung von der
Sowjetunion ist erst 25 Jahre her und die Tatsache, dass mittlerweile mit Euro
bezahlt wird, schon bemerkenswert.
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Kurische Nehrung im Hintergrund |
Unsere Route führte uns über das Kurische Haff zur Küste,
dann an dieser entlang bis zum lettischen Liebāja, einer zu Sowjetzeiten streng
abgeschirmten Militär-Stadt. Dort haben wir unserem Jonny einen Ölwechsel gegönnt
und die verlassenen Hafenanlagen und Offiziershäuser aus Sowjetzeiten bestaunt.
Die Cafebesitzerin am örtlichen Badesee, an dem wir für die Nacht Quartier
bezogen hatten, überraschte uns mit hervorragenden Deutschkenntnissen, die sie
sich vor ein paar Jahren als Au-Pair in München angeeignet hatte. Gerne kehrten
wir daher am Abend auf einen Plausch dort ein.
Ein Schwenk ins Landesinnere nach Kuldiga, weiter über den
Nationalpark Kemeri, führte uns nach Riga. Der Hauptstadt Lettlands, die in
manchen Reiseführern den Beinamen „Paris des Nordens“ trägt, ist die einzige
der drei baltischen Hauptstädte, der wir einen Besuch abgestattet haben. Wir drehten
eine kleine, zügige Nachmittagsrunde durch die Altstadt. Viel Zeit wollten wir
dort nicht verbringen. Wir merken, uns zieht es nach St. Petersburg. Zudem hatten
wir längst beschlossen, dass wir dem Baltikum irgendwann eine gesonderte, ausgiebige
Reise widmen werden. Vielleicht im Zusammenhang mit einer Ostseeumrundung? Und
ein bisschen später im Jahr? Verlockender Gedanke!
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Breitester Wasserfall Europas in Kuldiga :-) |
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Bretterpfad durch die Moorlandschaften des Kemeri-Parks |
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Riga Rathausplatz |
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Mittagspause am Straßenrand |
Nach Riga, das uns aufgrund der hervorragenden Kuchen, die
wir im kleinen Cafe „Mon Amour“ verspeist haben, auf ewig in Erinnerung bleiben
wird, ging es schnurstracks nach Norden. Mittlerweile war Karl-Heinz, mit dem
wir Strecken in Russland und der Mongolei gemeinsam fahren werden, ebenfalls in
Lettland eingetroffen und SMS-te seine Standortdaten. Wir hatten uns letzten
Winter in Marokko kennengelernt und dort einige Zeit gemeinsam mit anderen in
Agadir und bei den Blauen Steinen verbracht. Derzeit haben wir dieselbe Route. Das Wiedersehen war herzlich und die weitere Route schnell
ins Auge gefasst. Das Datum unserer Einreise nach Russland wird nun von Kali,
Karl-Heinz vierbeinigem Reisebegleiter, vorgegeben. Gemäß der russischen
Einreisebedingungen darf das Gesundheitszeugnis des Amtstierarztes nicht älter
als 10 Tage sein. Für uns bedeutet das – spätestens am 14. April werden wir
über Narwa in Russland einreisen. Nach St. Petersburg ist es dann nur noch ein
Katzensprung!
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Iris& Kali |
Die Strecke, die Bernsteinküste hinauf und quer durchs Land
zum Finnischen Meerbusen, haben wir zügig zurückgelegt. Viel sieht man vom
Land eh nicht. Der Blick auf die Küste ist meist durch Wald verdeckt und
inlands geht es über Kilometer auf schnurgeraden, mittlerweile sehr gut
ausgebauten Straßen, durch wenig besiedeltes Land. Hier oben, zwischen Talinn
und Narwa, ist es deutlich kühler und ein Schneeschauer verstellte uns bei
Ankunft die Sicht auf den Strand. Eine Stunde später war der Spuck vorbei und
wir konnten uns bei schönster Abendstimmung am Strand die Beine vertreten.
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Im Norden Estlands |
Kurz
entschlossen ging es am nächsten Morgen nochmal ein Stück gen Süden nach Kauksi,
ans Nordufer des Peipsi järv, des größten etischen Sees mit ca. 200 km Länge.
Herrliche Sonne und wunderbare Sandstrände lassen einen glauben, man sei in
Italien – nur die Temperatur stimmt noch nicht. Spontan schoben wir einen Tag
Pause ein.
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Pause |
Die estisch/russische
Grenze verläuft genau in der Mitte des Sees.
Wir sind unserem Ziel schon sehr nah!
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Ostseemöwen |
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Ostseeschwäne |
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Bernsteinküste |
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