Von
unserer Ausreise aus dem Iran trennen uns mittlerweile 2 Monate. Haben wir dort
am 21. März, dem Frühlingsbeginn, das Neujahrsfest gefeiert, feierten wir nun
weit oben im Norden mit den Finnen ihren Mittsommer. Auf unsere Art. Mit einer
kleinen 3-tägigen Finnlandtraverse vom, in Finnland jedem Kind bekannten Berg
Aavasaksna nahe der schwedischen Grenze, bis hin zum Oulanka-Nationalpark im
Osten nahe der russischen Grenze.
Gemeinsam mit vielen Finnen haben wir am 23.,
dem Vortag zu Mittsommer, das traditionell immer am Samstag nach Sonnwend
ausgelassen gefeiert wird, die ebenfalls jedem bekannte kleine Bärenrunde
absolviert. Treppauf, treppab, 12 km durch wunderbare Natur, in der die Flüsse
noch ungezähmt durch die Felsen schießen.
Drei
Tage auf dem Polarkreis, dem Arctic Circle. Aavasaksna ist der südlichste Punkt
in Finnland, von dem aus man die Mitternachtssonne sehen kann. Nur ein kleines
Stück unterhalb des Arctic Circles gelegen, ist in der Nacht vom 20. auf den 21.06.
die Zeitspanne zwischen Sonnenunter- und Sonnenaufgang kaum wahrnehmbar. Für
uns haben wir diesen Moment, an dem der Wind auffrischte und es von einem
Moment auf den Anderen bitter kalt wurde, als unseren persönlichen
Mittsommerevent verankert. Denn davon gibt es seit dem viele. Die nächsten
zwei-drei Wochen werden wir ausschließlich nördlich des Polarkreises verbringen
und Lappland erkunden – taghelle Nächte inklusive!
Sonnenunter- und -aufgang innerhalb von 10 Minuten |
75% der
Gesamtfläche Finnlands sind mit Wald bedeckt. Der Rest ist Wasser! Holz gibt es
daher reichlich und jedes Kind weiß, wie man mit Feuer umgeht. Allgegenwärtig
sind die Feuerstellen an Rastplätzen entlang der Straße, in Nationalparks oder
daheim auf dem eigenen Grundstück (auf dem mit Sicherheit auch eine eigene
Sauna steht). An öffentlichen Feuerstellen ist oft für Holz gesorgt, das in
einer Hütte bereits proportioniert bereit liegt.
.. oder der Finne fällt einfach einen Baum :-) |
In den
letzten 3 Wochen haben wir, immer dem Sonnensymbol des Wetterberichts folgend, Finnland
im Zickzackkurs durchquert. Der Weg führte uns von der finnischen Seenplatte
kommend über Oulu und die Küste des Bottischen Meerbusens, am Polarkreis wieder
zurück Richtung Russland, hinauf in den Norden nach Inari.
Hier, in Finnisch-Lappland, gönnen wir uns ein paar Tage Pause. Zwischendrin bot sich immer wieder die Gelegenheit zu kleinen Abstechern zu Fuß. Wir stehen meist alleine auf abgelegenen Parkplätzen im Wald. Vorgestern rastete in unserer Nähe auch eine Horde Rentiere, so friedlich war es dort. Wir parkten zwei Tage am Rand des Pyhä-Luosto Nationalparks, den wir etwas genauer unter die Lupe genommen haben. In der einzig noch aktiven, manuell betriebenen Ametyst-Mine Europas, die das Zentrum des Parks bildet, haben wir selbst nach den Steinen geschürft und um Mitternacht den Ukku-Luosto bestiegen.
Die
Einreise nach Finnland gestaltete sich noch etwas holprig. Wir mussten wieder
lernen, mit einer gewissen Ordnung zurecht zu kommen. Die Angebotsvielfalt in
den Supermärkten, die höheren Preise, das Vorhandensein von Infrastruktur an
sich. Plötzlich gibt es wieder Campingplätze und die Menschen haben Freizeit,
die sie mit Aktivitäten anfüllen und ihre Hunde abends an der Leine Gassi
führen. Wo waren die Straßenhunde geblieben, die sich zeigten, sobald wir
irgendwo angehalten hatten und darauf warteten, dass etwas Essbares aus dem
Auto fällt? Lidl, Hundebesitzer, sichtbare Ordnung und Sauberkeit – sehr
verwirrend. In Vyborg, unserem letzten Stopp auf russischem Boden, wo der
Samaa-Kanal, der Russland mit Finnland verbindet, ins Nordmeer mündet, war vieles
baufällig, die Straßen uneben und alles wenig perfekt. Zwar unterscheidet sich
die alte Hansestadt wohltuend vom russisch quadratischen Städteallerlei, aber
der Flair ist unbestritten leicht morbide.
Die viel gerühmte finnische
Seenplatte hat dazu beigetragen, unsere aufgewühlten Seelen zu beruhigen. Unterbrochen
von einem Abstecher an die Südküste, die wir von Hamina bis Helsinki zügig
abfuhren, kehrten wir für ein paar Tage in die Nähe von Puumala zurück, um an
einem der tausend Seen an einer schönen, abgelegenen Stelle für 3 Tage das Boot
auszupacken und die Sonne zu genießen. In Puumala hatten wir kurzentschlossen die
ersten Tage nach Einreise auf einem Campingplatz verbracht um uns zu
orientieren.
Mit Hamina verbinden wir finnische Festivalkultur, mit Kohta das
Marinarium und die Fischerhütte von Zar Alexander II, der hier im Sommer zum
Lachsangeln herkam und den Abstecher in das reizvolle kleine Örtchen Povoo mit
dem Preis für eine Kugel Eis in Höhe von 4,80 €. Vielleicht sollten wir an
dieser Stelle erwähnen, dass Finnland dieses Jahr sein 100 jähriges Staats-Jubiläum
feiert. Vorher war es Teil des russischen Reiches, von dem es sich 1917 löste.
Fischerhütte |
Povoo |
Die Entscheidung, den Weg zurück nach Deutschland über Skandinavien einzuläuten, stellt sich bereits jetzt als die für uns einzig richtige dar. Zwar könnte es für die Jahreszeit wärmer sein – die Hitze ist im Rest der Welt -, aber dafür gibt es noch sehr wenige Mücken. Und die, die es gibt, sind sehr, sehr träge und schneller erlegt, als ihnen lieb ist. Finnen lieben ihre Privatsphäre, sie sind distanziert und an Wohnmobilisten gewöhnt. Wir gliedern uns ein in die Kolonnen von einheimischen und ausländischen Wohnmobilen, die jeden Tag auf dem Weg zu ihrem nächsten Ziel durchs Land kreuzen. Keiner frägt nach unserem Woher und Wohin und das ist gut so. So lernen wir, wieder anzukommen und dafür haben wir auf unserer Skandinavienrunde bis Ende September noch reichlich Zeit.
2 Kommentare:
hmmmm....skandinavien....Midsommar:-) Die Woche vor Midsommar war ich schon in Sverige und das Licht, die Helligkeit... Einfach total anders als hier in Germanien. Hier ist es oft trotz blauer Himmel nicht wirklich ´hell´. Das versteht ihr nun bestimmt. Oh jag längtan efter Sverige och Gotland....Geniesse eure letzte Monaten und Skandinavien. Tolle Bilder by the way.
Een heel heel dikke drukker!!
Hallo Iris, hallo Hilmar,
eure Texte und Bilder zeigen, dass es euch sehr gut geht. Das freut mich sehr.
Hab mich heite morgen an alte Zeiten zurückerinnert und bin irgendwie an einen inneren Bild von Iris, wie sie bei uns im Büro saß, hängengeblieben. Kurz gegoogelt und schon war der Blog wieder gefunden. Das letzte Mal las ich von euch am Ostpunkt von Kazachstan - eine kleine Weile her.
Viel Freude und wenig Mücken wünsch ich euch da oben.
Vielleicht trefft ihr "den Deutschen" in Oxfjord, dann einen schönen Gruss von dem mit dem Doppeldecker mit der defekten Luftleitung. Und vergesst die Lofoten nicht, für uns war es wie ein Traum.
Liebste Grüsse
Max
Kommentar veröffentlichen