In St. Petersburg tagt derzeit das Internationale
Wirtschaftsforum. Der Außenminister Herr Gabriel ist zu Gast und speist mit
Herrn Putin und Herrn Schröder zu Abend. Unter anderem beraten sie darüber, wie
Russland wieder an den Aufschwung, der bis vor 3 Jahren die Entwicklung des
Landes prägte, anknüpfen kann. In den letzten Jahren ist das Wachstum
eingebrochen und die Löhne sind gesunken. Wahrscheinlich sitzen sie alle im
Konstantinpalast, den wir im letzten Jahr, als wir selbst in Sankt Petersburg
waren, besichtigen durften. Das es Russland über viele Jahre sehr gut ging,
durften wir mit eigenen Augen auf unserem Süd-Nord-Transit erfahren. Wir
bekamen nochmal einen ganz anderen Eindruck von Land und Leuten. Neue Autobahnen, nette Häuser,
gepflegte Gärten, kaum Müll am Straßenrand. Wir mussten unser Russlandbild, das
vornehmlich auf winterlichen Eindrücken aus Sibirien beruhte, deutlich
revidieren. Aber sieht nicht alles freundlicher aus, sobald die Sonne scheint
und die Bäume Blätter tragen?
Wir haben in der Zeit, in der in St. Petersburg Politik
gemacht wird, gemeinsam mit vielen anderen Touristen den Moskauer Kreml
besucht. Was hatten wir es da im letzten Jahr angenehm, als wir Anfang April
bei zwar noch ziemlich frischen Temperaturen, aber dafür völlig unbehelligt und
allein auf weiter Flur, Sankt Petersburg unsicher gemacht haben. Ansonsten ist
vieles ähnlich, vor allem das Wetter! Wer hätte gedacht, dass sich die
Außentemperaturen von April und Juni in Nichts, aber auch Nichts unterscheiden?
OK, alles ist üppig grün und die Tage ziemlich lang – aber Mütze und dicke
Jacke hätten jetzt nicht mehr sein müssen, oder? Am Tag vor unserem Eintreffen
in Moskau zog ein sehr heftiges Unwetter über die Stadt, das nicht nur
unzählige Bäume entwurzelte, sondern auch Menschenleben gekostet hat. Wir
hatten davon – bis auf den Wettersturz – nichts mitbekommen. Erst als Iris sich
auf ihrer Radtour durch den Sokolniki-Park, wo wir beim örtlichen Campingplatz
eingecheckt hatten, die Verwüstungen sah, sind wir darauf aufmerksam geworden.
Aber nun der Reihe nach:
Einreise nach Russland von Georgien kommend am 24. Mai war
dank der Unterstützung eines sehr gut englisch sprechenden, sehr freundlichen russischen
Grenzbeamten höherer Seniorität, schnell gemeistert. Er besorgte uns ohne
Nachfrage unsererseits die englische Version der Zollformulare, zeigte uns von
wo nach wo wir gehen sollten und sorgte schlussendlich dafür, dass wir schnell
und zügig abgefertigt wurden. Nochmals auf diesem Weg herzlichen Dank an den
netten Herrn! Bei Regen und tief hängenden Wolken ging es anschließend durch
das russische Bäderdreieck Richtung Rostow am Don.
Rostow am Don |
Fast hätten wir aufgrund der sommerlichen Temperaturen am
Don für ein paar Tage Anker geworfen, aber uns zog es weiter Richtung
Skandinavien. Die nächsten Tage verliefen unaufgeregt. Mal auf und zur
Abwechslung auch mal auf kleineren Landstraßen neben der Autobahn, immer durch
flaches Land Nordwärts - bis wir schließlich Moskau erreichten.
Südrussland - unten fließt der Don vorbei |
Lenin in Tula |
In
Moskau besuchten wir an unserem ersten Besichtigungstag in der Innenstadt
gleich einen Zweiten berühmten Russen - Lenin. Die Warteschlange am
Lenin-Mausoleum war im Gegensatz zu früheren Sowjet-Zeiten überschaubar kurz. Oder
lag es daran, dass der Kreml donnerstags geschlossen hat und somit weit weniger
Touristen den Roten Platz bevölkerten? Dies hatte uns dazu animiert, einen
Blick auf ihn zu werfen. Sein einbalsamierter Leichnam steht unter der Obhut
verschiedener Wissenschaftler, die sich um den kostenintensiven Erhalt der
Mumie kümmern. Immer wieder gibt es Initiativen, den 1924 verstorbenen Herrn
Lenin endgültig zu Grabe zu tragen. Bisher sind sie alle gescheitert.
Der Moskauer Kreml von der Moskwa-Brücke aus |
Eines der 7 Stalin-Hochhäuser am Ring |
Hinter
die Kremlmauern konnten wir erst am nächsten Tag schauen. Immer eine Lücke
zwischen den einzelnen Regenschauern abwartend, strolchten wir durch die Anlage
– vorbei an der Zaren-Glocke und der Kanone des Zaren, dem Palast und dem Senatsgebäude,
durch den Park am Glockenturm vorbei über den Kathedralenplatz.
Die Glocke steht seit fast 200 Jahren auf ihrem Sockel und gilt als eine der größten und schwersten Glocken der Welt. Leider kam sie nie zum Einsatz, da sie vor ihrem ersten Glockenschlag durch Feuer beschädigt wurde. Zur Besichtigung
der berühmten Rüstkammer mit Zarenschatz und Krönungsutensilien konnten wir uns nicht durchringen. Es war uns einfach
zu voll. So beließen wir es bei einem Blick in die mehrheitlich aus dem 15.
Jahrhundert stammenden Kirchen mit ihren eindrucksvollen Fresken und
Ikonenmalereien. Es war zu windig und zu kalt um weitere Expeditionen durch die
Stadt zu starten. Unser kuscheliges Heim wartete im Sokolniki-Park auf uns.
Putins "Parkplatz" im Kreml |
Gerne hätten wir den Park noch mit unseren Rädern erkundet, aber das Wetter ließ es nicht zu. Der Sokolniki-Park ist nur eine von vielen "Grünen Lungen" Moskaus, in der gejoggt, geradelt und an manchen Ecken auch getanzt wird. Im warmen Sommer sicherlich ein Genuss. Am
nächsten Morgen sagten wir Moskau Ade und brachen zu unserer letzten russischen
Etappe auf. Das erste Mal auf der Reise haben wir ca. 100 km südlich vor St.
Petersburg für die Nacht auf einem LKW-Parkplatz eingeschert. Entlang der
endlos geraden Straßen gibt es nichts mehr zu sehen, was wir nicht schon
kennen.
Die Wege abseits der Hauptverkehrsader sind matschig und löchrig und
die wenigen möglichen Standplätze oft vermüllt. Die Strecke zwischen Moskau und
St. Petersburg ist reiner Transit, kein Genuss. Von der finnischen
EU-Außengrenze trennen uns nur noch 309 km. Wir freuen uns auf
Mitternachtssonne, Rentiere und Lappland!
Kapelle am Wegesrand |
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