Usbekistan liegt hinter uns. Eine in vielerlei Hinsicht eindrückliche Erfahrung. Vor allem aber – eine gänzliche andere Erfahrung. Haben bisher Naturerlebnisse und schöne Landschaften unsere Reise geprägt, standen jetzt Kultur und Stadtleben im Fokus. Es hatte tagsüber noch schwüle ca. 30 Grad, nachts kühlt es zu unserem Glück bereits stark ab. Abends bestand eine der Herausforderungen darin, unseren Jonny kühl zu kriegen und dabei keine Mücke rein zu lassen - was uns leider nicht immer gelang. Die Bewässerungskultur, die in diesem Wüstenland erst den intensiven Anbau von Feldfrüchten, Mais und Baumwolle ermöglicht, hat da so ihre abends um die Ohren summenden Begleiterscheinungen.
Als erstes sind uns die vielen, kleinen, weißen, gasbetriebenen Damas-Minibusse aufgefallen, die innerorts und zwischen den Orten den Nahverkehr aufrechthalten. Fast alle anderen PKWs sind ebenfalls weiß und gasbetrieben.
Bazar in Andijan |
Brot ist rund in Usbekistan |
Getrocknete Früchte |
Frische Feigen finden ihren neuen Besitzer |
Wieviel Kilo Zwiebel dürfen es den sein? |
Unsere Route führte uns zuerst über Andijan, Fergana und Kokand durchs Ferganatal, anschließend über den Kamchick-Pass mit seinen ca. 2300 m ü.M. direkt nach Samarkand, die wohl legenderste Stadt der ehemaligen Seidenstraße. Im Ferganatal erlebten wir unverfälschtes, usbekisches Leben, eine Herzlichkeit und Gastfreundschaft, die uns noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Wir fanden leicht Hotels mit einem Parkplatz und einem Einfahrtstor, das groß genug für unseren Jonny war, die uns für die Nacht einen Registrierungsnachweis ausstellten. Die Besiedelung im Tal ist so dicht, dass wir wohl schwer anderweitig ruhige Stellplätze gefunden hätten.
In Andijan steuerten wir das Hotel Bogi Ishamol an und fragten höflich nach, ob wir denn im Hof übernachten dürften. Der junge Rezeptionist antwortete in einem ausgezeichneten Deutsch, das er an der örtlichen Sprachenhochschule gelernt hatte. Er regelte alles mit dem anwesenden Direktor und gegen Zahlung einer für uns akzeptablen Parkgebühr konnten wir in den Hof einfahren. „Grenztage“ sind immer aufregende Tage und wir waren froh, für die erste Nacht schnell einen sicheren Hafen für uns und unseren Jonny gefunden zu haben. Auf den 50 km zwischen Grenze und Andijan wurden unsere Pässe 3x registriert und unsere Daten fein säuberlich per Hand in Bücher eingetragen. Im Nachhinein haben wir erfahren, dass wir am ersten Tag des in der islamischen Welt wichtigen Opferfestes eingereist waren – mit ein Grund für die genauen Kontrollen. Im Rest des Landes wurden wir in den folgenden Tagen meist durchgewunken.
Die Feiertagsstimmung hatte uns spätestens ab dem Moment, an dem Hilmar bei einer der Kontrollen von einem Polizisten eine Wassermelone geschenkt bekam (der Beamte hatte diese vorher extra für uns bei einem Melonenlaster konfisziert), ebenfalls erfasst. Abends schlenderten wir mit den Andijanern durch den dem Hotel gegenübrliegenden Vergnügungspark, der in keiner usbekischen Stadt fehlen darf. Vor Schiffschaukeln, Riesenrad und Kinderkarussel, mit denen man bei uns niemand mehr hinterm Ofen hervorlocken würde, bildeten sich lange Schlangen. Später ergatterten wir auf der Terrasse des hoteleigenen Cafes einen Sitzplatz und beendeten den ereignisreichen Tag stilvoll mit einer großen Portion Eis.
Riesenrad fahren ist schön :-) |
Khanpalast in Kokand |
Von unserer Rechtsaußenposition rutschten wir schnell ins Mittelfeld ab, jeder wollte der erste sein und rechts von uns bauten sich immer neue „Fahrspuren“ auf. Erst nachdem Iris, ziemlich deutlich sauer, den rechts von uns fahrenden Autofahrer, dessen Außenspiegel wir im Vorbeifahren touchierten, anraunzte, dass er ja wohl selber schuld sei, hielt man Abstand und manch ein Autofahrer unterstützte in der nächsten Stunde unser Vorwärtskommen in dem Chaos. Mit Jonny ist eben nicht zu spaßen.
Parken hinterm Registan |
Shohizinda |
Mausoleum Shirinbeka Oqa |
Ausblick auf die Gasse |
Die Ernüchterung ist groß, wenn das Auge beim Betreten der Innenhöfe nicht auf die Architektur, sondern zuerst auf Tücher, bestickte Decken und andere Souvenirs fällt, die reihum in den ehemaligen Studierzellen zum Kauf angeboten werden. Die im Reiseführer beschriebene Einkaufsmeile der Samarkander, in der das Leben boomt und Haushaltswarenläden und Kleiderläden alles bieten, was man zum Leben braucht, ist eine, mit neuen Gebäuden und grünen, gut gewässerten Grasinseln gesäumte, „Straße der Souveniers“ geworden, in der sich neue, gut gefüllte, aber kaum besuchte Läden mit exklusivem Touch aneinanderreihen. Erst auf den zweiten Blick entdeckt man die ursprünglichen Wohnviertel, die wie Inseln hinter Mauern liegen und zum Spaziergang einladen. Besonders sprachlos machte uns die Stadtkernerneuerung in Shahrisabz, 80 km südlich von Samarkand. Der wunderbare, neu angelegte Park erstreckt sich dort über 2 km und verbindet die Palastruine Timurs im Norden mit der Moschee im Süden des alten Stadtkerns. Von den Teehäusern, dem quirligen Bazar und innerstädtischen Leben war weit und breit nichts zu sehen. Neben den Gärtnern und Unkrautzupfern traf Iris bei ihrem Spaziergang durch den Park nur eine Gruppe älterer Männer an, die alle in Richtung Park blickend, vor einem neuen, leeren und geschlossenen Teehaus saßen. Ein ungewöhnlicher Anblick.
Die "neue Mitte" in Shahrisabz |
Zwischen Samarkand und Shahrisabz - Blick nach Süden |
Speichersee bei Chimgan |
morgentliche Abfahrtskontrolle in Kasachstan |
Mittlerweile sind wir in Shymkent, Kasachstan, angekommen und kurieren registrierungsfrei auf dem Parkplatz der örtlichen Tennisanlage die Erkältung aus, die wir uns in Samarkand eingefangen haben. Spätestens in 14 Tagen wollen wir in Bishkek sein um dort unseren Jonny winterfest zu machen, bevor es am 19. Oktober für ein paar Wochen per Flieger zurück nach Deutschland geht.
1 Kommentar:
Hejhej ihr Beide,
erst vor kurzen habe ich eine doku gesehen über Samarand. Schaut echt einzigartig wunderbar aus. An eure Bilder zu sehen, ist es auch so.
Wie immer: interessant und kurzweilig zu lesen.
Hoffe wir ´sehen´ uns während euren Aufenthalt.
Een dikke drukker :-))))
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