Die
Reise durch Schweden, in das wir am 01. August ein Stück oberhalb von Trondheim
eingereist sind, war somit auch ein Weg auf das Ende unserer Reise hin. Gespräche
mit „Zufallsbekannten“, mit denen wir den einen oder anderen Stellplatz
teilten, erwiesen sich dabei als sehr hilfreich.
Wieso reist ihr nicht weiter?
Was habt ihr vor, wenn ihr wieder in Deutschland seid?
Fragen, auf die wir
langsam aber beständig immer konkretere Antworten fanden.
Ein mit Sicherheit
sehr überraschendes, dafür umso herzlicheres Erlebnis, war unser zufälliges
Zusammentreffen mit der Lila Pistenkuh
am zweiten Tag nach Einreise. Sabine und Burkhard hatten uns am Ufer des
Sandvikssjön, nördlich von Östersund, auf einer Wiese am Ufer stehen sehen und
schwenkten spontan ein.
Sie waren auf kleinen Straßen von Russland kommend in Richtung
Trellebourg unterwegs. Wir lagen noch in den Betten, als es morgens klopfte.
Der gemeinsame Frühstückskaffee mit den, in der Reiseszene bekannten
Afrikafahrern, erstreckte sich über mehrere Stunden hin und fand erst am
nächsten Morgen ein herzliches Ende. Der kurzweilige Gedankenaustausch, die
Gespräche über gemeinsame Bekannte und diverse mögliche bzw. mittlerweile
schwer erreichbare Reiseziele ließen die Zeit schnell vergehen.
Jonny und die Lila Pistenkuh |
Schweden
ist ein sehr unaufgeregtes Land, das durch viele kleine beschauliche Ecken und
eine extrem freundliche und entspannte Lebensart besticht. Vor allem oberhalb
der Linie Stockholm – Oslo bietet es noch viel Platz und Freiheit. An
Wohnmobilstellplätzen, die wir in Südschweden öfter aufsuchen mussten, da
freies Stehen nicht mehr überall uneingeschränkt möglich ist, liegen Kuverts bereit, in die man doch bitte
seinen Obulus in Höhe von x Kronen legen möge, um ihn anschließend in eine verschlossene
Box zu stecken. Übrigens die einzige Gelegenheit, schwedische Kronen in Bar los
zu werden. Alles andere läuft über Kreditkarte – egal ob es sich ums Parken,
den Großeinkauf im Supermarkt oder die Kugel Eis am Kiosk neben an handelt.
Für
unsere Weiterreise Richtung Süden, wo wir Mitte August in der Nähe vom Vätternsee
mit unseren Berliner Bekannten, die wir vor zwei Jahren in Polen kennengelernt
hatten, zusammentreffen wollten, wählten wir eine Route, die uns auf kleinen
Straßen immer nahe der norwegischen Grenze durch die schwedische
Fjälllandschaft führte. Nach den vielen optischen Highlights entlang der
norwegischen Küste eine richtige Erholung fürs Auge! Wälder, Seen, Moore, hier
und da ein kleiner Nationalpark mit netten Wanderwegen und schönen Aussichten und
Flüsse, die zum Paddeln einladen. Das Wetter war mit 16 – 20° immer noch
skandinavisch sommerlich warm und ziemlich beständig. Abends war stets schnell
ein geeignetes Plätzchen für die Nacht gefunden – es hätte ewig so dahin gehen
können.
Besonders
der Bezirk Dalarna hatte es uns angetan. Die Landschaft erinnert stark an
Lappland, ist aber doch bereits so südlich, dass sich hier auch deutsche
Gemüter dauerhaft wohl fühlen können. In dem Örtchen Nörnas südllich des
Österdalälven, den Iris am liebsten ausschließlich mit dem Paddelboot bereist
hätte, trafen wir auf 2 junge Familien, die sich dort mit Outdoor- bzw. Offroad-
Angeboten eine Existenz aufgebaut haben. In Nörnäs gibt es noch dazu ein, wie
früher wohl in vielen kleinen Dorfgemeinschaften Schwedens, Servicehaus mit
einer Infrastruktur, wie wir sie noch nie vorher gesehen hatten. Neben Dusche,
WC, Sauna, Ver- und Entsorgungsmöglichkeiten, standen dort zwei
Industriewaschmaschinen, die Iris Herz höher schlagen ließen. Das Wetter
spielte mit, der ebenfalls zur Verfügung stehende Trockner blieb unbenutzt und
die Wäsche war nach 3 Stunden gewaschen und trocken im Schrank! Auch hier galt:
Benutzungsgebühr in einen Umschlag und im bereitgestellten Briefkasten
hinterlegen.
In
kleinen Schritten ging es stetig weiter südwärts. In Sälen, an der 66, kamen
wir am Startpunkt des bekannten Vasaloppet, einem seit fast 100 Jahren stattfindenden,
90 km langen Volkslanglaufs vorbei, dessen Ursprung auf das Jahr 1521
zurückgeht und tief in der schwedischen Geschichte verankert ist. Zuerst
dachten wir, die vielen Toilettenhäuschen wären vom Winter übrig geblieben.
Aber weit gefehlt! Die sommerliche Fahrradversion des Vasaloppet sollte am
Wochenende starten – womit auch die vielen, mit Fahrrädern bestückten PKWs
erklärt waren, die uns in dieser sonst sehr einsamen Gegend plötzlich reihenweise
entgegenkamen.
Ca. 100 km weiter südlich hatten wir schließlich die 62, die
parallel zum Klarälven, einem der längsten schwedischen Flüsse, der noch über
eine große Strecke ohne störendes Kraftwerk durch die Wiesen mäandert,
verläuft, erreicht. Ein sonniger Paddeltag mit kräftigem Gegenwind ließ uns am
Abend einen Campingplatz aufsuchen. Auch hier begegneten wir einer jungen
deutschen Familie, die vor ein paar Jahren den am Fluss gelegenen Campingplatz übernommen
und ihren Lebensmittelpunkt nach Schweden verlagert hatte. Auch ein Konzept für
uns? Oft weißt am Straßenrand ein kleiner Wegweiser mit der Aufschrift „Till salu“
– zu verkaufen - auf eines dieser netten, roten Häuschen mit weißen
Fensterläden. Reizvoll wäre der Gedanke schon…..
Bei Kristinehamn erreichten wir schließlich die wohl den meisten Schwedenurlaubern bekannte südschwedische Seenwelt. Von jetzt auf gleich verändert sich die Landschaft. Weite Getreidefelder lösten die uns bis dahin umgebenden Wälder ab. Hier und da finden sich kleine oder größere Schlösser, die weitestgehend unversehrt die Zeit überstanden haben. Der Zufall ließ uns eine Nacht unterhalb der, auf Entwürfe von Picasso zurückgehenden, am Hafeneingang von Kristinehamn stehenden Skulptur verbringen und mit Sjötorp den Anfang des Götakanals, der den Vännernsee mit der Ostsee verbindet, finden.
Per Rad ein Stück den Götakanal entlang |
Die
fröhliche Zeit mit unseren Bekannten, die in der Nähe von Karlsborg mit 10 Mann
ein Ferienhaus gemietet hatten, fand leider nach 4 Tagen ein sehr abruptes und
trauriges Ende, das auch uns noch einige Zeit tief bewegte. In Schweden, dort
wo wir es am wenigsten erwartet hätten, wurden wir mit den terroristischen
Brandherden, die derzeit unser aller Leben bewegen, konfrontiert. Enge
Familienangehörige wurden bei dem LKW-Attentat in Barcelona schwer verletzt,
der sofortige Flug von Stockholm nach Barcelona für unsere Bekannte
unumgänglich. Wir
brauchten ein paar Tage um uns wieder ins Lot zu bringen. Vor dem Hintergrund
unserer Reise, den vielen, ausschließlich positiven zwischenmenschlichen
Erfahrungen, die wir vor allem auch in der islamisch geprägten Welt gemacht hatten,
haben wir die Hoffnung, dass dieser, die Welt derzeit bewegende Wahnsinn, irgendwann
ein Ende findet.
am Vätternsee |
Unseren
Entschluss, Stockholm zu besuchen, hielten wir aufrecht. Die Stadt, für die wir
uns 3 Tage Zeit nahmen, brachte uns wieder auf andere Gedanken. Mit
öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Fahrrad eroberten wir die einschlägigen
Hotspots, besuchten die Schlossgärten von Drottingholm, das Vasamuseum, Gamla
Stan - die alte Stadt - und kauften am Heumarkt einem der Händler frische
Pfifferlinge ab. Die Vasa, der Stolz der königlichen Flotte, sank aufgrund gravierender Konstruktionsfehler 1628 bei ihrer Jungerfernfahrt vor den Augen des Königs im Stockholmer Hafen. Ende der Fünfziger Jahre wurde das Wrack geborgen und kann seit 1990 im eigens um das Wrack gebauten Museum besichtigt werden.
Schloss Gripsholm - auf dem Weg nach Stockholm |
Die Vasa - Modell (bunt) und Original (braun) |
Iris
Sehnsucht, einmal an der schwedischen Schärenküste ausgiebig paddeln zu gehen,
bestimmte den weiteren Reiseverlauf. Den verlockenden Erzählungen eines Paares,
das gerade ein paar wunderbare Tage auf der Insel Gotland verbracht hatte,
konnten wir widerstehen. Dieses Reiseziel haben wir uns für die Zukunft notiert
und stattdessen die ebenfalls reizvolle, aber über eine Brücke zu erreichende
Insel Öland als Final für unsere Reise gewählt.
Im Schärengarten von Gyrt - Kustcamp Ekön |
Hier, wo neben der
Königsfamilie unzählige Schweden ihre Sommerferien verbringen, hofften wir
- jetzt, da die Ferien zu Ende waren - noch
ein paar schöne Spätsommertage zu verbringen. Auf dem Weg hierher begegnete uns
bei einem Kaffeestopp in Gamleby unweit der E22 noch ein kleines schwedisches
Highlight, das wir nicht unerwähnt lassen wollen. Am Parkplatz hinterm Ort lädt
der Riese Garpe zum Besuch des 700 m langen Trollsteigs ein. Der Künstler Jan Pol hat hier
dem Waldvolk mit 80 wunderbar in die Landschaft eingepassten Skulpturen ein
unserer Meinung nach wunderbares, atmosphärisch gelungenes Denkmal gesetzt!
Die
Insel Öland tut gut. Langgestreckt wie sie ist, bietet sie über 130 km
abwechslungsreiche Landschaft, viele Strände und eine lebendige Vogelwelt. Dass
der Herbst nicht mehr weit ist, sagen uns die Schwalben und die Wildgänse, die
sich hier für ihren langen Flug gen Süden sammeln. Ost- und Westküste der Insel
sind maximal 15 km auseinander, die Wege dazwischen kurz und überschaubar. Seit
gestern braust der Wind übers Auto und bringt Regen übers Land. Wir nutzen die
Chance und erledigen Häusliches. TÜV – und Werkstatttermin für unseren Jonny sind
in Lübeck fixiert, einzelne Termine für diverse Besuche im norddeutschen Raum
ausgemacht.
Sobald dieser Artikel gepostet ist, werden wir nur noch den Wellen
zusehen, die uns ihre eigenen Geschichten erzählen.
Grabfelder aus der Eisenzeit und Windmühlen |
Der Lange Jan an der Südspitze in Ottenby |
Blick vom Leuchtturm |
Vor dem Naturum in Ottenby |
2 Kommentare:
...ich werde die blogs vermissen. Aber dafür euch live hören und sehen!!
Dalarna ist echt eine schöne Gegend. Ihr wart ja auch bei Falufjälet. Ich war dort noch bevor das Trottoir dort lag...
Genieße eure letzte Schweden Tage!
(und mal kurz nicht denken an das was hier alles im negativen passiert)
Een heel dikke drukker van mij.
Ich empfehle dir, um Camper in portugal mieten
Kommentar veröffentlichen