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Yazd |
Dank der Visaverlängerung, die uns letzte Woche in
Hamedan unkompliziert erteilt wurde, konnten wir unsere Iranreise in Tabriz in
aller Ruhe ausklingen lassen. Von dort waren es nur noch knappe 200 km bis zur
armenischen Grenze. Wir brauchten ein paar Tage, um die Eindrücke der letzten Wochen zu verarbeiten.
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Shiraz Bazar |
Der
Abschied vom Orient fiel uns nicht leicht. Viele Monate waren wir auf den
Spuren der Seidenstraße unterwegs gewesen und haben trotz aller Moderne immer wieder
Nischen entdeckt, in denen der alte Flair noch zu finden war – vor allem im
Iran. Die überdachten Bazare, teilweise noch mit alten Innenhöfen und Moscheen,
lassen Bilder vergangener Zeiten wach werden. Hier und da die Reste einer alten
Karawanserei, alter Lehmstädte und prächtiger Paläste.
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Kharanagh |
Insgesamt 5 Wochen haben wir in diesem Land verbracht, das zu beschreiben
uns nicht leicht fällt. Hinter uns liegen ereignisreiche Wochen, in denen die
Kette der Erlebnisse und Eindrücke nie abgerissen ist. 4500 km haben wir in
dieser Zeit zurückgelegt, in denen der Teppich der Gastlichkeit, den die Iraner
für Ausländer, insbesondere für Deutsche, weben, nie zusammengerollt wurde.
Kaum
ein Gang durch die Stadt, ein Stehen an der Ampel, ein kurzer Spaziergang im
Park, ohne die direkte Ansprache nach dem Woher und Wohin. Oft verbunden mit
der Bitte um ein Foto und dem Angebot zu helfen, falls gewünscht. Zuerst gleitet
man atemlos auf diesem Teppich durchs Land und irgendwann ist es fast zu viel.
Die Sehnsucht nach einem idyllischen ruhigen Stellplatz in der Natur mit
Privatsphäre macht sich breit. Zum Glück haben wir eine gute Balance gefunden.
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Picknickeinladung in Chak-Chak |
Das dreizehn
Tage andauernde Frühlingsfest Navrouz, das zeitgleich mit dem Frühlingsbeginn das
iranische Neujahr einläutet, stand kurz nach unserer Einreise unmittelbar
bevor. An den ersten 5 Tagen sind zusätzlich alle Ämter und Behörden
geschlossen. Es sind Schulferien und die Iraner reisen kreuz und quer durchs
Land, um sich gegenseitig zu besuchen. Begleitet wird das Ganze von einer
Picknickkultur, die in unseren Breiten ihres Gleichen sucht und einer
Unkompliziertheit in Sachen Camping, die uns staunen lässt.
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In den Gärten von Tabas | |
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Sobald in einem
Park, und davon gibt es in jeder größeren Stadt oder um die Moscheen herum
viele, Wasserhahn und öffentliche Toiletten vorhanden sind, kommt das Wurfzelt
zum Einsatz und die Decken werden ausgepackt. Unsere ersten beiden Iranwochen
standen voll und ganz im Zeichen dieses großen Freudenfestes. War es auf dem
Weg von Maschad nach Yazd in der Wüste Kavir, in der wir Sandsturm, Regen und sonnige
Oasen vorfanden, noch angenehm leer, durchstreiften wir Yazd quasi auf „Tuchfühlung“
mit urlaubenden Iranern.
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Persepolis |
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Sonnenaufgang in der Oase Garmeh |
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Alexandergefängnis - Yazd |
Persepolis glich dem Münchner Oktoberfest und in
Shiraz landeten wir schließlich auf der Suche nach einem freien Stellplatz für
die Nacht, auf dem Gelände der Universität, in der Nähe des bekannten, Ruhe
versprechenden, Eram-Gartens. Über Nacht durften wir zwar nicht auf dem Campus
blieben, aber der diensthabende Wachmann erlaubte uns nach Rücksprache mit
seinem Chef, vor der Einfahrt zu campieren. Für die Iraner völlig normal. Sie
haben keinerlei Hemmungen, ihr Picknick auch zwischen parkenden Autos am
Straßenrand einzunehmen, sofern sie gerade der Hunger überkommt. Abends saßen
wir im Fahrerhaus unseres Jonnys und betrachteten völlig fasziniert das
Verkehrsgeschehen auf der vorbeiführenden Hauptstraße, das höchstens in
Sizilien seines Gleichen findet. Ganze Familien – fast immer ohne Helm – auf
dem Moped, Autos im Gegenverkehr und Fußgänger auf der Suche nach einer Lücke
zwischen drin.
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Nächtliche Straßenküche |
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Vor der Festung in Shiraz |
Iraner
lieben es zu fotografieren! Die Anzahl der Selfies, bei denen wir den
dekorativen Mittelpunkt abgeben, können wir nicht mehr zählen. Unser Jonny
kommt hier diesbezüglich sehr ungeschoren davon. Sonst steht er immer im
Zentrum des Interesses. Rundhauber, wie unserer, gehören im Iran zum
Straßenbild und erst bei näherem Hinsehen bemerken die Leute, dass dieser
Rundhauber keine iranische Arbeitsbiene ist. So haben wir auch vertrauensvoll
des öfteren diverse Mechaniker konsultiert, die unsere Tankanlage, unseren Kompressor,
unsere Bremsen wieder auf Vordermann gebracht und einschlägige Wartungen
durchgeführt haben.
Iris hatte
sich mit den Kleidervorschriften gut arrangiert, konnte sich aber bis zum
Schluss an die eingeschränkte Bewegungsfreiheit schwer gewöhnen. Noch ist es im
Land kühl genug, um ob des in der Öffentlichkeit zwingend vorgeschriebenen Kopfschleiers
nicht zu verzweifeln. Aber ständig überlegen zu müssen, ob das Kopftuch auch
richtig sitzt, ist schon ziemlich nervig. Die derzeitige politische Lage
erlaubt allerdings einen gewissen modischen Schick in Bezug auf Kleiderwahl. Bei
jungen Damen sind manche Blusen gerade mal hüftbedeckend, die Mäntel tailliert
und die Kopfbedeckung frei schwebend über den Hinterkopf drapiert. Nichts desto
trotz bestimmen die in ihren schwarzen Tschador gehüllten Frauen das Straßenbild.
Dieses Kleidungsstück hält die Damen aber keineswegs davon ab, morgens durch
den Park zu walken oder an den allgegenwärtigen Trimmgeräten ihre Übungen zu
machen.
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Iris im Mausoleum von Shah Cheraq - Chadorpflicht! |
Neben
der uns oft zugeraunten Begrüßungsformel „Welcome to Iran“ waren es meist junge
Mädchen, die über ein erstaunlich gutes Englisch verfügen und Iris sehr
selbstbewusst direkt ansprachen. Englisch lernen erfordert zusätzliches
Engagement, da es nur außerhalb des offiziellen Schulbetriebs unterrichtet wird.
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Margoon Waterfalls |
Neben den üblichen Fragen, wie: „How do you like Iran?“ und „Where do you come
from?“ gab es auch sehr spezifische Fragen zu Kopfschleier und Ansehen ihres
Heimatlandes im Ausland. Von
Shiraz aus wählten wir Richtung Esfahan die Strecke über Yasuj. Durch das
Zagrosgebirge ging es auf dem Weg zu den Margoon Waterfalls bis auf 2800 m. ü
M. hinauf. Das Gebirge selbst ist kahl, wartet aber mit faszinierenden
Felsformationen auf und in den Hochtälern wachsen Walnüsse, Pistazien und
Granatäpfel. Noch ist es allerdings zu früh, die Früchte zu ernten. Zurzeit
blühen sie farbenfroh und setzen rosa und weiß schimmernde Farbtupfer ins gräulich
grüne Allerlei. Leider ist es meist sehr diesig und das Fotografieren macht nur
eingeschränkt Spaß.
Noch
waren die Feiertage nicht um! Auf dem Weg zu den – ebenfalls sehr gut besuchten
Wasserfällen – wunderten wir uns über die alten LKW-Reifenschläuche, die am
Straßenrand prall aufgepumpt zum Ausleihen angeboten wurden. Manch Auto hatte
einen auf dem Dach, als es uns auf der steilen Bergstraße überholte. Oben
staunten wir nicht schlecht, als wir den Iranern dabei zusehen konnten, wie sie
mit viel Spaß die letzten Schneefelder des Winters als Spielwiese eroberten.
Für
diese Strecke ließen wir uns Zeit. Keinesfalls wollten wir vor Ende der 13
tägigen Feiertage Esfahan erreichen. Naiv und unwissend wie wir waren rechneten
wir nicht damit, dass am Abend des 13ten Tages, den alle Iraner aus einem
Aberglauben heraus picknickend im Grünen verbringen, die Parks immer noch gut
gefüllt waren. Mittelweile wissen wir, dass der Nachmittag erst um 17 Uhr
beginnt und der Tag selten vor Mitternacht endet. Und das auch am letzten
Ferientag! Wir waren sehr überrascht, als wir in Zarrinshar, wo wir auf unserer
MapsMe-Karte einen optisch ruhig gelegenen Park für die Nacht ausgeguckt hatten,
mitten im Verkehrschaos stecken blieben. Der nächste Park, den wir ansteuerten,
entpuppte sich als Friedhof. Dort wollten wir nicht bleiben. Wir scheinen etwas
ratlos gewirkt zu haben, denn prompt hielt ein Auto neben uns und ein „Can I
help you?“ wurde offeriert. Viel English konnte der freundliche Herr nicht,
aber es reichte um zu verstehen, dass wir einen Stellplatz für die Nacht
suchten. Die Antwort auf unsere Problemschilderung war: „Please, follow me!“ Das
Ende vom Lied: ein Parkplatz vor der Tür eines Privathauses, Abendessen im
Kreise der, das Neujahrsfest ausklingen lassenden Familie, und viel, viel
Herzenswärme. Wie so oft konnten Tochter und Nichte durchaus passabel englisch,
womit einer guten Unterhaltung nichts im Wege stand. Nachdem wir morgens an
unserem letzten Stellplatz bereits gemeinsam mit einem jungen Baskijary-Nomaden
Lieder gesungen und unseren Farsi-Kauderwelschführer auf brauchbare, unterhaltungsfördernde
Worte durchsucht hatten, vielen wir gegen Mitternacht todmüde, aber glücklich
in unser Bett. Am nächsten Morgen gab es zum Frühstück zwar
gewöhnungsbedürftigen Kirchererbsenbrei an Linsenmus, aber den Rest der
ebenfalls angebotenen leckeren Datteln wurde zusammen mit selbstgemachtem Rübensirup,
den wir am Vorabend kosten durften, als Gastgeschenk mit auf den Weg gegeben. Im
mittlerweile menschenleeren Esfahan haben wir anschließend 3 Tage lang mit viel
Genuss und Muse die einschlägigen Sightseeing-Highlights abgeklappert. Diese
Stadt ist wahrlich etwas Besonderes. Hier lassen wir die Bilder sprechen.
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Imam - Platz |
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Die Brücken über den Zayanderud |
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Eingang zur Jame-Moschee |
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Mehrab in der Jame-Moschee |
Die
Sorge, dass wir auf unserem Weg nach Norden nochmal in den Winter kommen
könnten, hat unseren Gastgeber aus Zarrinshar dazu veranlasst, uns eine
Empfehlung für die weitere Route Richtung Hamedan und Tabriz zu geben. Wir
sollten über Sanandasch fahren und von dort Richtung Norden. Letztendlich wurde
ein kleiner Zickzackkurs draus. Zum einem konnten die Berge uns nicht
schrecken, zum anderen fürchteten wir ob der im Westen des Irans erhöhten
Polizeipräsenz um ungestörte Nächte. Auf kleinen Straßen kreuzten wir die
Hochebenen zwischen Sanandasch, wo es nicht viel zu sehen gibt, der dortige Stellplatz
aber mit zu den schönsten unserer Iranreise gehört, und Zandschan.
Wir kamen an der eindrucksvoll gelegenen alten Festung Tacht-i-Suleiman und dem davor
gelegenen Kalksinterkrater vorbei und fanden uns schließlich in Ardabil wieder.
Auch Ardabil hat nicht viel zu bieten, außer dem sehr sehenswerten Mausoleum
des Sheikh Safi , das wir uns ansehen wollten. Hier hat uns ein ziemliches
Unwetter, das mehrere Kilometer weiter südlich in den Bergen zu großen Überschwemmungen
mit Todesopfern geführt hat, eine Nacht festgehalten. Der Sturm peitschte den
See, an dessen Park wir ein einigermaßen windgeschütztes Plätzchen gefunden
hatten, ganz ordentlich. Am nächsten Morgen war der Spuck vorbei und unserer
abschließenden Etappe auf der Rundreise durch den Iran Richtung Tabriz stand nichts
mehr im Wege.
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Givi - kurz vor Ardabil - Gastfreundschaft pur |
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Ardabil |
Wir haben die Reise durchs Land als sehr sicher erlebt. Den etwas chaotischen
Straßenverkehr hatte Hilmar stets gut gemeistert und seine Fahrweise den hiesigen
Gepflogenheiten angepasst. Iris Bruder hatte uns vor der Abreise noch das
derzeit bei Iranreisenden sehr aktuelle Buch „Couchsurfing im Iran“ geschenkt.
Somit waren wir einigermaßen über Sitten und Gebräuche im Bilde. Nur zweimal
wurden wir ohne weitere Konsequenzen nachts von der Polizei, die um unsere
Sicherheit bedacht war, wach geklopft, einmal jedoch etwas genauer unter die
Lupe genommen. Hinter Esfahan, unterhalb des Zayanderud-Stausees, hatten wir zu
lange in der Nähe der Staumauer parkten. Wir wollten uns nur kurz orientieren.
Die kleine Straße, der wir dem Lauf des Zayanderud, der zurzeit sehr wasserreich
durch Esfahan fließt, gefolgt waren, mündete plötzlich in einen Kreisel samt
Parkplatz. Die Straßen rechts und links waren jeweils mit einer offenen
Schranke versehen. Wir überlegten noch, ob wir hier vielleicht eine Kaffeepause
einlegen sollten, entschieden uns aber dagegen. Es waren höchstens 3 Minuten.
Die reichten aus, um das Wachpersonal des Staudamms aufzuschrecken. Auf der
Weiterfahrt wurden wir von einem Verkehrsposten, der anscheinend Auftrag hatte
uns zu stoppen, raus gewinkt. Prompt kam aus dem nahe gelegenen Ort Chadegan
die Polizei angerückt, Hilmars Pass wurde einbehalten und wir zur Polizeiwache
eskortiert. Dort wartete bereits ein englisch sprechender Dolmetscher auf uns
und wir wurden freundlich, aber bestimmt nach unseren Vorhaben befragt.
Letztendlich müssen wir einen sehr vertrauensvollen Eindruck gemacht haben,
denn nach ca. 10 Minuten wurden wir, mit der Bitte um Verständnis für die
Überprüfung und das Kopieren unserer Pässe, wieder auf die Straße geschickt. Uns
ist durch diesen Vorfall erstmals bewusst geworden, wie genau die Ordnungshüter
hier im Iran darauf achten, dass alles seinen gewünschten Gang geht. Ab da
hatten wir für ein paar Tage das Gefühl, dass man über unsere Durchreise
bereits informiert war, wenn wir irgendwo auftauchten.
Zm Abschluss gönnten wir uns in Tabriz Zeit und Privatssphäre. Nach so vielen Nächten, die wir in öffentlichen Parks oder inmitten der urlaubenden Iraner verbrachten war der Passenger -Park eine Insel im Trubel der Großstadt. Bis auf eine Veranstaltung zum Umwelttag, die für die Kinder der angerenzenden Schulen abgehalten wurden, hatten wir den bewachten Park mehrere Tage fast für uns. Wir verbrachten viel Zeit auf der Picknickdecke, zogen unsere Runden durch den wirklich wunderschönen Bazar von Tabriz oder verbrachten auch mal einen Tag mit unserem Jonny in der Werkstatt. Irgendwann war es dann Zeit zu fahren.....
1 Kommentar:
Hej ihr beide lieben.
So toll auch wieder zu lesen. Und die Bilder! Einfach superschön. Die sprechen echt!
Genieße eure Zeit
Een heel heel dikke drukker aan jullie beide!!
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