Nach unserem Aufenthalt in Bishkek steuerten wir als erstes den Song Köl, einen auf 3000m gelegenen Bergsee, der quasi zu einem der Pflichtziele Kirgistans gehört, an. Um den See zu erreichen mussten wir einen Pass mit 3400 m ü.M. überqueren. Am See sollten die Jurten der Nomaden stehen.
Nach
den heißen Tagen in der Ebene und dem Gewusel der Großstadt freuten wir uns auf
mongoleiähnliche Abgeschiedenheit. Im Gegensatz zur Mongolei leben die Kirgisen
nur noch im Sommer als Halbnomaden in ihren Jurten und hüten das Vieh auf den Sommerweiden
in den Bergen. Ende August, pünktlich zum Schulanfang am 1. September, geht es
für die meisten mit Sack und Pack und Vieh wieder in die tiefer gelegenen
Dörfer. Manche bleiben noch den September über auf den Weiden, aber spätestens
im Oktober ist Schluss. Bereits im September können die Nächte klirrend kalt
sein, spätestens im Oktober kommt der erste Schnee.
Unsere Erlebnisse am Song
Köl wären sicherlich ganz anders gewesen, hätten wir nicht Clara, eine junge
Studentin aus Leipzig, die oben am See eine Mitfahrgelegenheit auf die andere
Seeseite suchte, mitgenommen und zu ihrem Zielpunkt gebracht. Aller
Wahrscheinlichkeit nach wären wir zum einen nicht um den halben See
rumgefahren, sondern hätten uns mit einem Stellplatz auf der Nordseite am Fuße
des gerade überwundenen Passes begnügt. Zum anderen hätten wir ohne sie nie Anschluss
an ein kirgisisches, auf Touristen ausgelegtes, Jurtencamp gesucht.
Wir parkten
abends in der Nähe des Jurtencamps, in dem Clara seit 3 Jahren arbeitender
Weise ihre Sommer verbringt und wurden auch bald schon als Dankeschön für
unsere Taxidienste zum Abendessen eingeladen. Am ersten Abend lehnten wir noch
ab. Wir waren müde vom Fahren und wollten unsere Ruhe. Das änderte sich am 2.
Tag schlagartig. Die 3 Damen, die im Camp für das Wohl der Gäste sorgten, waren
neugierig und kamen mit einem kleinen essbaren Gastgeschenk auf einen Besuch
vorbei. Die Tatsache, dass wir auch Dusche und WC an Bord haben, machte ihre
Runde und sorgte für einen kontinuierlichen Besucherstrom.
Heißwasser und Tee - immer verfügbar |
Edelweißwiese am Song Köl |
Zum Abschied wurde uns noch eine Tüte getrocknete,
salzige Jogurtbällchen als Proviant mitgegeben. Über deren Geschmack kann man
geteilter Meinung sein. Iris liebt sie, Hilmar hasst sie – über Tomatensalat
geraspelt schmecken sie aber auch ihm vorzüglich. Danke, Clara, für diesen
Tipp! Im Nachhinein müssen wir vor allem unserem Jonny ein großes Lob
aussprechen, der uns mal wieder klaglos wie ein Ackergaul über bis dahin
unbekannte Höhen getragen hat. Mittlerweile haben wir Kirgistan einmal von Nord
nach Süd durchquert und sind Bergpässe über 3000 Höhenmeter gewohnt. In den
Höhen werden die besagten Jogurtbällchen zusammen mit Kymis, der vergorenen
Stutenmilch, von den Nomaden am Straßenrand angeboten. In tieferen Lagen, bei
ca. 2000 m ü.M. gehen die Jogurtbällchen nahtlos in Honig über, um dann in
Tallagen zuerst von Äpfeln und später von Feldfrüchten und Wassermelonen
abgelöst zu werden. Jeder verkauft seine Produkte am Straßenrand, in den Läden
gibt es wenig Frisches.
Denn je näher wir dem Ferganatal im Süden Kirgistans kamen, desto wärmer wurde es. Gerne entflohen wir nochmal der ungewohnten Schwüle und legten einen Abstecher nach Arslanbob ein. Hier sollte es die größten zusammenhängenden Walnussbaumwälder der Welt geben. Zuerst führte die Straße immer an einem Flussbett entlang nach Norden. Wir hatten keine Vorstellung davon, was für ein Ort uns am Talende erwarten würde und sind im Nachhinein froh, dass der Parkplatz im Zentrum des kleinen, lebhaften Bergdörfchens bei unserer Ankunft zumindest eine Lücke zum Wenden ließ.
Iris nahm die nähere Umgebung unter die Lupe und machte einen Ausflug zur Attraktion des Ortes, dem kleinen Wasserfall und den Walnusswäldern der Umgebung. Bäume hatte sie auch genug entdeckt, aber es hing nicht eine einzige Walnuss dran. Dabei sollte die Ernte erst Mitte September sein. Um das Rätsel zu lösen fehlten uns leider die nötigen Sprachkenntnisse. Muhtar Aka hätte es uns sicherlich erklären können. Nach dem unerwarteten Zwischenstopp mit heißer Dusche und Vollverpflegung, der uns für 3 Tage 24€ kostete, ging es zielstrebig weiter nach Osh, der am Ostrand der Fergana-Tiefebene gelegenen zweitgrößten Stadt Krigistans.
Usbken und Kirgisen unter sich |
Walnussbäume |
Nichts desto trotz nutzten wir die Gelegenheit und den günstigen Parkplatz vor der Einfahrt um mit einer Marschrutka, den kleinen wendigen innerörtlichen Minibussen auf Sprinterbasis, in die Stadt zu fahren um uns die Sehenswürdigkeiten von Osh, den auf der UNESCO-Liste stehenden Suleiman-Berg und den örtlichen Basar, anzusehen. Bisher hatten wir immer zwischen Osh und Bishkek als Winterquartier für unseren Jonny geschwankt. Jetzt war uns eine Entscheidung abgenommen.
Bazarstrasse in Osh |
Von unserem Stellplatz aus streifte Iris wie gewohnt durch die Hügel und machte dabei Bekanntschaft mit zwei Hirtenbuben, die bald nicht mehr von ihrer Seite wichen. Für Cola und Smarties gab es kleine Gegengeschenke und der Größere von beiden wollte unbedingt ein schönes Foto von sich und seinem Pferd, das er – oh Wunder – trotz seiner jungen Jahre bereits sehr gut beherrschte.
Zusammen guckten wir uns die Fotos an und als wir beim Bild vom Jonny auf der Brücke angekommen waren, bekam er einen großen Schreck. Wir mögen doch bitte beim Zurückfahren die andere Brücke nehmen, die wäre eindeutig die sicherere. Jede hatte ihre Vor- und Nachteile, aber wir beherzigten auf dem Rückweg seinen Rat. Nachts war es bereits empfindlich kalt. Die Kirgisen, die das ganze Jahr in ihren Dörfern hier oben leben, bereiten sich auf den Winter vor. Heu wird eingefahren und die Kartoffeln werden geerntet. Auf unserem Weg zurück nach Osh bemerkten wir die ersten Pappeln, die sich langsam gelb färben und anfangen ihre Blätter zu verlieren.
Der Herbst in Zentalasien ist kurz, der Winter nicht mehr weit.
Ende Oktober werden wir wohl für eine Pause in Deutschland sein.
2 Kommentare:
Hört sich ja wirklich spannend an, kann es sein, dass es euch da besser gefällt als in der Mongolei?
Es scheint ihr braucht wieder ein Winterquartier, falls ja meldet euch. Gerhard würde sich glaub ich freuen.
Gruesse aus Brasilien
Klaus und Gisi
wie immer war ich wieder früher beim lesen als dein mail kam Iris....nun aber erst der Reaktion.
Hmmm schön und interessant. .es gefällt euch sehr glaube ich .
lass es euch gut gehen und ich hoffe das helmut´s rücken sich berühigt hat.
een heel dikke drukker van mij
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