Angekommen!!!
Noch etwas benommen von den Fahrgeräuschen der
Landstraße, die uns die letzten Wochen ein konstanter Begleiter waren, sitzen
wir beide bei einem Gläschen Wein in unserem Jonny und blicken auf die Angara,
in der das Wasser aus dem Baikalsee fließt, und sehen am anderen Ufer die
Skyline von Irkutzk.
Anfahrt auf Irkutzk |
Noch können wir es schwer fassen. Seit unserem Aufbruch am
15. März haben wir genau 10.217 KM zurückgelegt. Irkutzk liegt ca. 65 km vom
Baikalsee, dem östlichsten Punkt unserer Reise, entfernt. Danach wird uns unsere
Route zunächst nach Süden führen, bevor wir bei Ulan-Bataar, der Hauptstadt der
Mongolei, wieder Kurs nach Westen nehmen. Für den Rückweg haben wir ein Jahr
Zeit! Ist das nicht eine schöne Aussicht?
Wie geplant ließen wir die vergangenen Tage ruhiger angehen
und reduzierten die tägliche Kilometerleistung. Einerseits war dies
beabsichtigt, andererseits veranlasste uns das überraschend winterliche Wetter,
das uns ab Krasnojarsk über mehrere Tage begleiteten sollte, zu einem anderen
Takt.
9. Mai 2016 - hinter Krasnojarsk |
11. Mai 2016 - 500 km vor Irkutzk |
Wir haben den Plan
von Irkutzk aus direkt nach Olchon, der größten und festlandsnah im Baikalsee
gelegenen Insel, zu fahren. Ihn hingegen zog es zunächst zu einem, ihm aus der
Vergangenheit bekannten Stellplatz an der Angaramündung. Spätestens in
Ulan-Bataar werden wir uns wiedersehen. In den letzten Wochen hatten wir genug
Zeit uns aufeinander einzuschwingen. Unsere gemeinsame Fahrt durch die Weiten
der Taiga verlief harmonisch und jeder konnte seinen Bedürfnissen entsprechend
unterwegs sein. Zu zweit ist man bekanntlich weniger allein, was bei
Durchfahrung der Mongolei durchaus Sinn macht.
An jedem Tag mit Schneefall schien am Nachmittag wieder die
Sonne. Auf der meist gut ausgebauten, ziemlich neuen Strasse genossen
wir die abwechslungsreiche Fahrt durch die sich immer wieder verändernde,
geschwungene Landschaft. Vorbei an kleinen, meist an der Bahntrasse der
Transsibirischen Eisenbahn gelegenen Dörfern, vorbei an frei laufenden Kühen,
Schafen und Pferden, durchquerten wir eine kaum besiedelte Landschaft.
Greifvögel und Krähen ziehen über uns ihre Kreise. Wir werden immer seltener
von LKWs überholt, das Verkehrsaufkommen wir merklich geringer.
Für uns
faszinierend sind immer wieder die Bushaltestellen, die im vermeintlichen
Nichts am Straßenrand auftauchen und die kleinen, von der Magistrale
abzweigenden, zu abgelegenen Dörfern führenden Nebenstraßen, die ausnahmslos
ohne Asphaltdecke bei diesen Wetterverhältnissen leicht zu Rutschbahnen werden.
Am 9. Mai, dem russischen Nationalfeiertag, wollten wir aus eben diesen Gründen auf einen gebührenpflichtigen LKW-Parkplatz ausweichen, um dort zu übernachten. Der Parkplatzwächter freute sich sichtlich über unser Erscheinen. Viel war an diesem Tag nicht los. Daher hatte er sich tagsüber wohl ausgiebig mit seiner Wodkaflasche unterhalten. Er machte es sich auf der Trittstufe unterhalb von Hilmars Seitenfenster bequem, lächelte uns mit seinen Goldzähnen fröhlich an und unterhielt sich, unter Verwendung einzelner deutscher Sprachbrocken, aufs Beste mit uns. Gerne hätte er wohl mit uns noch einen Wodka auf Brüderlichkeit, Frieden und Freundschaft getrunken! Welcher Russe hat denn schon mitten im hintersten Sibirien die Gelegenheit, am Tag des Sieges, mit einem Deutschen ein Gläschen zu heben. Dem Sieg im „Große Vaterländische Krieg“, wie der 2. Weltkrieg in Russland genannt wird, wird nach wie vor jedes Jahr ausgiebig gedacht. Der 9. Mai ist einer der wichtigen Feiertage im Land. Wir sahen uns schon im Wodka davon schwimmen, verzichteten dankend und fanden ein paar Kilometer weiter doch noch ein akzeptables Plätzchen.
Unterhalb von Krasnojarsk ist der Jenissej, der sich über 3.487
km von Süd nach Nord durch Sibirien schlängelt und auch das Wasser der Angara aufnimmt, bevor er sich ins Nordpolarmeer ergießt, durch einen Damm gestaut. Hier gibt es das größte Schiffshebewerk der Welt zu bestaunen. Wir einigten uns auf einen Abstecher
dorthin.
Hin und wieder tauchen jetzt am Straßenrand mit bunten
Bändern geschmückte Bäume auf – wir sind endgültig in dem Teil Sibiriens, in dem
schamanische Geisteshaltung bei Teilen der Bevölkerung noch eine Bedeutung hat,
angekommen. Die Polizei dagegen macht sich in dieser Gegend mittlerweile rar. „Stöckchenmänner“,
wie sie von Hilmar liebevoll genannt werden, haben wir schon länger nicht mehr
gesehen.
Morgen wollen wir Irkutzk erkunden, ein bisschen bummeln und
Stadtfeeling genießen, bevor wir uns am darauffolgenden Tag auf den 250 km langen Weg nach Olchon
machen. Laut Fahrplan soll die Fähre, die uns hinüber bringen wird, ab dem 15.
Mai wieder regelmäßig verkehren – sofern der Baikal zu diesem Zeitpunkt eisfrei
ist. Wir sind gespannt, was uns erwartet!
1 Kommentar:
Hej ihr beide Lieben, Schnee hatten wir hier nicht mehr...in den Bergen schon. Kalte frostige Temperaturen gab es hier mitte April. Nun (Pfingsten) ist es nasskalt...Der Frühling und Sommer dürfen sich nun echt mal zeigen...únd bleiben! Diese heutige Temperaturen sind typisch ´Freibaderöffnungswetter´;-))
Eine Schöne Weiterreise in alle ruhe! passe auf euch auf. In 14 Tage geht´s bei mir Richtung Riga und Gotland:-)) ich freue mich schon .
Een heel dikke drukker van mij!
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