Mittlerweile sind wir am Rande der Sahara angekommen, wobei
die Sanddünen noch vor uns liegen. Unsere Strecke führte uns bisher durch
weites Land, sonnige, teils windige Tage und kühle bis kalte Nächte. Den Hohen
Atlas haben wir an seinen östlichen Ausläufern überquert. Dabei waren immerhin
noch 1600m Höhenmeter zu überwinden. Auf eine Fahrt quer durchs Gebirge hatten
wir alle 4 keine große Lust, war doch in den hohen Lagen der Berge bereits
Schnee zu sehen.
Das Ziel unserer Etappe war Meski. Hier wollten wir auf dem
dortigen Campingplatz, den Klaus von seinen früheren Reisen her kannte, einen
längeren Stopp einlegen. Klaus schwärmte immer wieder von der „Source Blue“ und
tatsächlich: er hatte nicht zu viel versprochen. Seit einer knappen Woche
parken wir zwischen Olivenbäumen unter Dattelpalmen in einer der Oasen, die wie
Perlen an einer Schnur entlang der Flusstäler, die den Hohen Atlas Richtung
Süden verlassen, aufgereiht sind und lassen die Seele baumeln.
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Hinter Guercif |
Zwischen Fes
und unserem Ziel lagen 6 Tage und ca. 760 km, die es teilweise in sich hatten.
Unser Weg nach Osten brachte uns sehr schnell in die Gegend, die von dem Regen,
der vom Atlantik ins Land hineinzieht, so gut wie nichts mehr abbekommt. Wir
fuhren quasi dem Regen davon und umrundeten das Atlasgebirge im Uhrzeigersinn,
wobei die Berge des mittleren und hohen Atlas am Horizont immer zu sehen waren.
Die N6 brachte uns am ersten Tag über Taza nach Guercif. Kurz hinterm Ort
bogen wir nach Süden ab, um unweit davon unsere erste Nacht in der Wüste zu
verbringen.
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Auf dem Weg nach Debdou |
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Schnee im Mittleren Atlas |
Das heißt, man hält Ausschau nach einer schottrigen Fahrspur, die
von der geteerten Hauptstraße wegführt, biegt ab und fährt solange, bis man ein
nettes ebenes Plätzchen gefunden hat, auf dem man einfach stehen bleibt. Den
Versuch, am nächsten Tag über eine kleine Nebenstraße zur Gebirgsoase Debdou zu
kommen, mussten wir kurz vor dem Ziel leider wieder aufgeben, verschüttete doch
eine Mure den Weg. Die Aussicht von hier oben allerdings grandios, was uns dazu
verleitete vor der Weiterfahrt eine ausgiebige Mittagspause einzulegen. Zurück
auf der Hauptstraße ging es ab jetzt auf ebener Strecke immer schnurz gerade
aus, bis wir einem anfänglich fruchtbaren Flusstal folgend, auf der R601 die
Ausläufer des Hohen Atlas überquerten. Die Weitläufigkeit und Kargheit der
Landschaft, die uns seit Guercif begleitet, muss man mögen. Die Tatsache, dass
man trotz abgelegener Stellplätze oft unerwartet Besuch von Einheimischen
bekommt, ebenfalls. Sie kommen von irgendwo her, bleiben stehen, gucken,
fragen, ob man etwas für sie hat und gehen meist auch irgendwann wieder.
Tagsüber tauchen immer wieder Ziegenherden mit ihrem Hüter auf. Sofern wir das
Glück haben, zur Mittagszeit einen Ort zu passieren, freuen wir uns bereits im
Vorfeld auf Fleischspieße vom örtlichen Metzger und halten gezielt Ausschau
nach den vor den Geschäften aufgehängten Rinder- und Hammelhälften.
Die
Eindrücke, die auf uns einströmen, sind kaum weniger überwältigend als in dem
trubeligen Fes, gibt es doch hinter jeder Ecke eine neue, landschaftliche
Überraschung. Auf meist gut ausgebauter Teerstraße ging es bis Beni Tajjte,
einem Bergdorf auf 800m Höhe am Rande der „Plaine de Snab“, die uns für die
nächsten 2 Tage in Atem halten sollte. Denn ab hier wurde es ernst, lagen doch
ca. 40 km Piste durch schottriges Gelände vor uns. Was wir zu diesem Zeitpunkt
noch nicht wussten war, dass wir nach den heftigen Regenfällen vorher wohl die
ersten Autos waren, die über diese Strecke fahren sollten. Die ersten Kilometer, die wir am Spätnachmittag noch zurücklegten, waren einfach. Die Piste breitete sich gut fahrbar vor uns aus und die früh morgentliche Stimmung am nächsten Tag war traumhaft schön. Aber kaum waren wir losgefahren, galt es das erst „Qued“ zu durchfahren, schottrige, trockene Flussläufe mit hohen Abbruchkanten, die bei Regen als Abflussrinne dienen. Kaum hatten wir das eine Qued gequert, hieß es wieder: stehen bleiben, Gelände inspizieren, Weg suchen, Augen zu und durch, denn die nächste Rinne lag vor uns.
So ging das fast den
ganzen Tag. Wir hatten uns schon auf eine weitere Übernachtung auf dieser
wunderbaren Hochebene eingestellt, als die Piste kurz vor Schluss doch noch an
Qualität gewann und wir am Ende des Tages mit einer Übernachtung oberhalb eines
derzeit wasserführenden Flusses belohnt wurden.
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Aufräumen angesagt :-) |
Im nach hinein fand Hilmar die
Pistenfahrt sehr beeindruckend. Er fuhr mit höchster Konzentration, oft mit
Allrad im ersten Gang, um unseren Jonny nicht zu sehr zu strapazieren. Der
Motorradhänger hatte dennoch den einen oder anderen Schlag abbekommen und Hilmar
mehr als ein T-Shirt durchgeschwitzt. Klaus freute sich sichtlich über diese
Strecke, die von beiden Fahrern viel Geschick und Umsicht verlangte. Routiniert
wie er ist, gab er den Weg vor. Wir folgten in unserem Tempo. Und Hilmar strahlte
nach erfolgreicher Fahrt über beide Wangen, hatte er doch bereits zum Einstieg in
das Pistenleben völlig unerwartet eine große Herausforderung serviert bekommen.
Der Erfolg wurde am Abend mit einem Pastis begossen, war doch auch Klaus der
Meinung, dass es diese Piste in sich hatte. Hätte nicht die „Source Blue“
gelockt, wären wir sicherlich noch eine weitere „Vollmondnacht“ an diesem
wunderbaren Platz geblieben.
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Belohnung am Ende der Piste |
Die Aussicht auf ein paar ruhige Tage mit Motorstillstand
und Seele baumeln trieb uns weiter. Der Aufenthalt hier in Meski wäre
eigentlich schon ein eigener Blogeintrag wert, profitieren wir doch sehr von Klaus Bekanntschaften aus früheren Reisen. Nach einem herzlichen Willkommen wurden wir 4 gleich von Mouloud, einem örtlichen Musiker und Bazarboutiquebesitzer für den selben Abend zum Essen bei ihm zu Hause eingeladen.
Mouloud hatte uns beide zügig als Freunde von "Klausiklaus" einfach adoptiert. Auch wir haben jetzt einen schönen Teppich im Auto, der unseren Jonny noch wohnlicher macht und über dessen Preis wir uns nicht beschweren können. Außer dem Vorzugspreis beim Teppichkauf gab es an einem Nachmittag einen Ausflug zu, mit Mouloud befreundeten, Nomaden in der Wüste, wobei er das Kamelfleisch - junges Kamel - vorher selbst eingelegt hatte. Die Spieße schmeckten vorzüglich. Für die Gastgeber hatte er ebenfalls Fleisch mitgebracht, aber die traditionellen Nomadenspieße aus Lunge und Bauchfett blieben uns Gott sein Dank erspart. Neben gutem Essen haben wir so einen Einblick in das noch sehr ursprüngliche Leben der Berbernomaden bekommen. Wir haben Musik gemacht, die anwesenden Mädels haben viel gekichert und für uns 4 gab es sogar Löffel zum kleingehäckselten Tomatensalat. Normalerweise wird mit den Fingern gegessen, wobei ein Stück Fladenbrot als Besteck dient. Zum Abschluss haben wir Taxiservice gespielt, den eines der Mädchen musste dringend zu ihrer Ziegenherde zurück. Neben diversen Motorradausflügen
zur 20 km entfernten Patisserie in Er-Rachidia sind das nur kleine Details unseres
„Freizeitprogramms“. Ein Nachmittagskaffee ohne süße Teilchen wäre mittlerweile
unvorstellbar und daher muss immer rechtzeitig für Nachschub gesorgt werden.
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Camping "Source Blue" de Meski |
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Alt Meski, im HIntergrund der Hohe Atlas |
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Dromedare |
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Bei den Nomaden |
Der Motorradhänger wurde mit vereinten Kräften so umgebaut, dass
er bei zukünftigen Pistenfahrten keine Bodenberührung mehr haben sollte, womit
einer Weiterfahrt in die Sanddünen des Erg Chebbi nichts mehr im Wege steht. Heute morgen sind wir nach einem herzlichen Abschied wieder aufgebrochen um uns auf den Weg nach Süden zu machen.
Fazit: Die Pause hat uns gut getan. Wir hatten Muse, die vielfältigen Eindrücke zu verarbeiten und gleichzeitig das Gefühl, ein bisschen dazuzugehören. Die Infrastruktur des Campingplatzes ist sicherlich sehr einfach und hier und da verbesserungswürdig. Immerhin gibt es einen von einer Quelle gespeisten Swimmingpool! Wenn man bedenkt, dass sich hier schon die Fremdenlegionäre von ihrem anstrengend Leben erholten, hat der Platz ja auch schon ein paar Jahre auf dem Buckel. Jetzt, im Dezember waren wir fast die einzigen Gäste.
2 Kommentare:
Hmmmmmmmmmm, immer schön zu lesen....ich bekomme Lust auf Reise zu gehen!!
Wünsche euch schöne Feiertage mit nette Bekanntschaften .
Een dikke drukker van mij!!
Na ihr lieben, hier rast die Zeit nur so hin!! Es ist der Weihnachtsstress aller Orten.
Wir wünschen euch viel Ruhe und schöne Feiertage wo immer ihr auch jetzt seid.
LG Uli + Hanjo
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