Sonntag, 2. November 2014

Jonny auf dem Jakobsweg

Zu Beginn gleich zwei gute Nachrichten:

1)      Die Dieselleitung und der undichte Wasserhahn sind dicht!
2)      Uns ist zu passender Zeit ein Mittgasmenü quasi zugefallen, das keine Ansprüche offen ließ!

AXOA schmort
 
Am Mittag vor unserer Abreise wurde am Campingplatz groß aufgekocht! Eine „Menü Basque“ sollte es geben, alle Gäste, die noch da waren, hatten zugesagt. Es war wirklich eine große Freude, in einer Runde mit ca. 25 Franzosen ein Mahl zu zelebrieren, das alle die, im letzten Blog erwähnten Anforderungen, erfüllte: Preis, Zeitpunkt, Menge, Stimmung, Örtlichkeit – alles traf ideal zusammen. Und ein „Zufallsfranzose“ aus dem Elsass war auch dabei. Wie sich im Gespräch – er wurde im Vorfeld vom Besitzer des Campingplatzes gefragt, ob er sich etwas um uns wenig französisch sprechende Gäste kümmern könne – herausstellte, war er am ersten Tag nach Ende des letzten Krieges geboren und daher - seiner Ansicht nach - nur per Zufall "Franzos". Wir haben kräftig zugeschlagen, ließen uns den Wein, die Nachspeise und überhaupt alles wunderbar munden und gingen nahtlos zum Mittagschlaf über. In bester Stimmung haben wir uns demnach am nächsten Morgen Richtung St. Jean Pied en Port aufgemacht.

Eigentlich hatten wir uns nur einen, für unseren Jonny  möglichst stressfrei zu absolvierenden Pyrenäenübergang aussuchen wollen, aber kurz vor dem Etappenziel kam dann alles anders. Von einem ehemaligen Pilger, den wir am nächsten Tag trafen, hatten wir erfahren, dass einem der Jakobsweg quasi „zufällt“, wenn er ansteht. Und so scheint es bei uns auch gewesen zu sein. Nachdem Iris kurz vor dem Tagesziel spontan entschloss, den Rest der für den Tag geplanten Etappe, immerhin doch noch 13 km, bis zum avisierten Stellplatz zu Fuß zurück legen zu wollen, hat uns der Jakobsweg erst 10 Tage später in Santiago de Compostela wieder ausgespuckt. Unser Jonny ist zum „peregrino“ geworden!
 

St Jean Pied en Port
 
HInterm Jakobstor
 

Am Ibaneta-Pass Blick nach Frankreich

Roncesvalles
 
Einer der Höhepunkte der Weiterfahrt war sicherlich der Aufenthalt in Roncesvalles, der ersten und wohl auch anstrengensten Etappe des Weges. Unser Jonny kletterte tapfer die Passstrasse hinauf und auch er musste oben erst einmal kräftig verschnaufen. Wir durften auf dem Klosterparkplatz übernachten und sind am Sonntagmorgen gemeinsam ein Stück die Pyrenäenetappe rückwärts gegangen. Unterwegs hatten wir schöne Begegnungen, gute Gespräche und wenig Muse, uns um Übernachtungsplätze abseits des Weges zu kümmern.

Einem „peregrino“ möchte ich in diesem Blog ein Denkmal setzen, denn wer den Jakobsweg in 5 Jahren gleich 4 Mal geht und sich mittlerweile nach Zielerreichung auch wieder zu Fuß auf den Nachhauseweg macht, MUSS einfach erwähnt werden! Jeden Morgen haben wir überlegt, ob wir dem Camino de Santiago weiter folgen sollen, aber die Entscheidung blieb bis zum Schluss immer die Gleiche. Wir hätten keine Alternative gehabt. Beide hatten wir zu jedem Zeitpunkt das Gefühl, dass dies ein Weg ist, der gegangen werden muss, aus welchen Gründen auch immer.
In Santiago waren wir dann fast ein bisschen enttäuscht, da sich sie die Stimmung, die wir noch am Anfang des Weges in St. Jean Pied en Port und in Roncesvalles angetroffen hatten, sehr verflacht hatte. Es war kaum mehr auszumachen, wer ein Pilger und wer Tourist ist. So blieb es am Ankunftstag auch bei einem kurzen Stadtbummel, den wir am nächsten Tag nochmal wiederholten, um uns anschließend ohne weiteren Umweg direkt Richtung Portugal aufzumachen. Da sind wir nun. Kurz hinter der Grenze, wo sich zum ersten Mal seit Wochen kräftiger Regen auf unserem Dach austobt, was um diese Jahreszeit keine Seltenheit ist. Daher geht’s morgen auch weiter in den Süden, wo wir wohl erst südlich von Porto den Anker wieder auswerfen werden.
 
Camino de Santiago




Unterwegs...
Burgos

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Zufälle....die soll mann nachgehen...Gut das ihr beide die ´erkennen´ und folgen. Hört sich lecker, lustig, richtig und schön an. Geniesse es in Portugal . Wir haben hier viel viel Nebel gehabt aber dieses tolles sonniges, warmes 1. Novemberwochenende hat das alles ´weggeblasen´ . Es tat gut..:-))))

Anonym hat gesagt…

Schön, endlich mal wieder was von Euch zu lesen ������