Samstag, 22. November 2014

Im Südwesten Europas...

Auf unserem letzten Stopp in Europa gilt es nochmal Wäsche zu waschen und unseren Jonny wüstentauglich umzupacken, d.h. die Regenjacken dürfen erst einmal in eine der hinteren Kisten. 8 km vor Tarifa ist es höchste Zeit, die letzten Wochen Revue passieren zu lassen, denn am Wochenende geht es auf die Fähre nach Marokko, dem eigentlichen Ziel unserer diesjährigen Winterreise.

Erster Stopp in Nordportugal - Caminha

Bis auf die ersten Wochen in Schottland hatten wir auf unserer bisherigen Reise wirklich sehr viel Glück mit dem Wetter. Sonne in Irland, 4 Wochen Badeurlaub in der Bretagne und ein kurzer Anflug von Azorentief vor der spanischen Grenze – wir haben bisher wirklich keinen Grund uns zu beklagen. Aber seit wir Anfang November die Grenze nach Portugal überquert hatten, sieht es anders aus. Die ersten beiden Wochen hatten wir viel Regen, auch die Standheizung mussten wir das ein oder andere Mal aktivieren. 

Porto

Porto

 
Aber unterm Strich können wir uns auch über das schlechte Wetter nicht beschweren, spitzte doch in entscheidenden Momenten die Sonne zwischen den Wolken hervor und verwandelte unerwartet die angedachten Stadtbesichtigungen in Erlebnisse, bei denen wir den ein oder anderen Kaffee im Freien genießen konnten. /Es gibt viel zu sehen in Portugal! Viele alte, gut erhaltene Städte mit verwinkelten Gassen, Treppen, Burgen und Kirchen. Es tut sich ein wahres Sammelsurium an Möglichkeiten auf. Es hat sehr viel Spaß gemacht, die einzelnen Städte zu erobern. Porto, die alte Seefahrerstadt, die ein Labyrinth von Möglichkeiten bietet sich zu verlaufen, mit ihren Portwein-Destillerien aufwartet und an jeder Straßenecke eine neue Überraschung auf Lager hat. Coimbra mit seiner Universität, die auf eine über 1000-jährige Geschichte zurück blickt und seinem Fado, dem traditionellen portugisischen Gesang, der zu Tränen rührt und hier gepflegt wird. Auch die alten Römer wussten, dass es in dieser Ecke Europas schön ist. In Conimbriga, südlich von Coimbra, gibt es Ausgrabungen, die sich lohnen besichtigt zu werden. Eine ganze Stadt wurde hier freigelegt! Die Grundrisse der einzelnen Häuser mit ihren Thermen und Fußbodenmosaiken sind sehr gut erhalten und der Parkplatz vor der Anlage als Übernachtungsplatz hervorragend geeignet. Die Portugiesen sind, zumindest zu dieser Jahreszeit, sehr entgegenkommend, wenn es darum geht einen Stellplatz für die Nacht zu finden.
Coimbra Universität


Coimbra
Generell haben wir die die Erfahrung gemacht, dass selten jemand „nein“ sagt, wenn wir vorher höflich anfragen, ob wir mit unserem Jonny für die Nacht irgendwo stehenbleiben dürfen. In Tomar gab es an einem sehr regnerischen Tag noch ein Aquädukt und das Ordensschloss der Chistusritter zu bestaunen, das durch seine Größe und prachtvolle Ausstattung erahnen lässt, wie gut es den ehemaligen Tempelrittern vor 700 Jahren gegangen ist. Unweit von Tomar haben wir in Constanzia, einem kleinen Örtchen am Zusammenfluss von Rio Tejo und Rio Zedere am Flussufer übernachtet und uns abends von der örtlichen Gastronomie verwöhnen lassen. Am nächsten Tag ging es bei klarem Himmel und angenehmen Temperaturen zielstrebig wieder Richtung Küste. In Alcácer-do-Sal südlich von Lissabon hatten wir uns mit Klaus und Gisi verabredet, Bekannte aus Deutschland, die mit ihrem 911er ebenfalls nach Marokko wollen. Anfang Oktober hatten wir über deren Blog mitbekommen, dass wir eine ähnliche Reiseroute haben und da lag es nahe, sich zu treffen.

Mosaikböden in Conimbriga
Spaziergang auf dem Aquädukt


 

















Die letzte Etappe vor unserem Treffpunkt durchs Landesinnere haben wir sehr genossen. Waren in den Bergen vorher Eukalyptusbäume vorherrschend, änderte sich die Landschaft ab Tomar sehr. Die flächendeckende Bebauung, die an und in der Nähe der Küste die Straßen säumt, fehlte gänzlich. Zuerst haben wir es gar nicht gemerkt, so sehr hatten wir uns an die Häuserzeilen rechts und links der Straße gewöhnt. Die N3, die wir gewählt hatten um nach Alcacar zu kommen, verläuft mitten durch Portugal, weit und breit nichts zu sehen, außer hier und da ein Hof und drum rum endlose Korkeichen- und Olivenwälder.

Korkeichen "unten ohne"
Es ist auch aufgeräumter und lieblicher als im Norden. Aber so richtig anfreunden konnten wir uns mit Portugal bis zum Schluss dennoch nicht. Vielleicht lag es am Wetter, vielleicht an der Vorfreude auf Marokko. Auch erkannte Hilmar, der das letzte Mal vor über 20 Jahren in Portugal war und sich sehr auf dieses Land gefreut hatte, vieles nicht wieder und die Vorfreude auf das Wiedersehen mit diesem Land und den damit verbundenen Erinnerungen war bald verflogen.

Das Treffen mit Klaus und Gisi in Alcacer war herzlich und der Entschluss, die Reise nach und durch Marokko gemeinsam anzutreten schnell getroffen. Ab jetzt fahren wir im Doppelpack. Ein blauer und ein beiger 911er, die gemeinsame Sache machen. Da sich das Wetter weiterhin als sehr unbeständig herausstellte, ging  es ohne größere Umwege über die Algarve nach Spanien, wo wir nun nur noch auf Zusendung der aktualisierten grünen Versicherungskarte warteten, bevor es endgültig von Tarifa aus nach Marokko geht. Dank der tatkräftigen Unterstützung unserer Freunde aus Winterrieden daheim, die sich um unsere Post kümmern, hat alles reibungslos geklappt und die heiß ersehnten Dokumente haben wir rechtzeitig per email erhalten. In Silves, einer sehr reizvollen Stadt im Süden Portugals hatten wir vorher nochmal einen 2 Nächte Stopp eingelegt. Die Stadt steht nicht nur bei deutschen und  niederländischen „Überwinterern“ hoch im Kurs – auch Storche finden hier ein ideales Revier, klappern eifrig um die Wette und ziehen in Scharen über den Wiesen vor der Stadt ihre Kreise.  
 


Für Hilmar und Klaus gab es in Silves noch ein ganz eigenes Abenteuer zu bestehen, hatten wir doch unseren Navigationsgeräten vertraut und sind daher sehenden Auges in die Altstadt hineingefahren. Einmal drin mussten wir aber wieder raus und dass war angesichts der Enge in den Gassen nur dank der Fahrkünste und schiffstaudicken Nerven der beiden von Erfolg gekrönt.
 
Denn zwischen Stromkasten und den am Straßenrand abgestellten Fahrzeugen war höchstens eine „Jonnybreite“ platz, Reifen auf Bordstein inklusive. Rechts und links noch je 2 cm und fertig war das Gesamtkunstwerk. Eine herbeieilende Polizistin bewahrte Gott sei Dank die Ruhe, die Bevölkerung unterstützte tatkräftig mit vielen guten Ratschlägen und einem herzlichen Durcheinander. Insgesamt hatte die Aktion sicherlich eine gute Stunde gedauert, wobei zum Schluss doch der ein oder andere Besitzer der am rechten Straßenrand parkenden Autos auftauchte und Hilmar nach viel Aufregung davor bewahrte, ein an der Hauswand links befindliches Firmenschild auch noch abschrauben zu müssen. Leider gibt es von dem Event keine Liveaufnahmen, aber die Aufmerksamkeit aller Beteiligten richtete sich ausnahmslos auf die Befreiung unserer Fahrzeuge!
Kurzfristig hatten wir uns nochmal von unseren Reisebegleitern getrennt, morgen sehen wir uns wieder und dann geht’s endlich nach Afrika!
Mittags an der Algarve - Westküste
 


1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

ha Iris....alsob ich es ´geahnt` hatte....reingeschaut noch nichts da und dann dein Mail....jaja. So gehts noch immer;-))
Hier in FS ist das Wetter auch solala. viel zu viel Nebel...aber auch der hat was! (trotz das ich lieber blauer Himmel sehe)
Genieße weiterhin und viel Spass in Marokko!!
Dikke drukker an euch beide.