So sieht es also aus, wenn Ziegen in den Bäumen stehen! Lange
haben wir auf dieses Foto gewartet, hat man uns doch gesagt, dass sie es
wirklich tun! Zugegeben, hier hat wieder einmal ein findiger Marokkaner eine
Geschäftsidee, in dem er seinen Ziegen beibrachte, auf Kommando die Äste zu
erklimmen, um als Fotomodell vorbeifahrenden Touristen das Geld aus den Taschen
zu ziehen. Wir hatten es vorher selbst schon gesehen, allerdings keine Chance
gehabt, den Moment per Kamera festzuhalten. Warum die Ziegen das tun? Die
Früchte der südlich von Marrakech heimischen Arganbäume haben es ihnen angetan.
Die scheinen so lecker zu sein, dass sich der Aufwand, die Bäume zu erklettern,
für die wendigen 4-Beiner zu lohnen scheint. Nicht nur den Ziegen, sondern auch
die Menschen sind hinter den Früchten her, lässt sich doch daraus das
wohlschmeckende Arganöl gewinnen, dass in Küche und Kosmetik seine Verwendung
findet.
Dabei ist derzeit an Nahrung wirklich kein Mangel. Es grünt
und blüht an jeder Ecke, die Ziegenhirten brauchen mit ihren Herden nicht weit
zu laufen und die Esel stehen gut im Futter. Von Tafraoute aus sind wir erst
einmal durch den Antiatlas weiter nach Süden gefahren, nicht ohne vorher eine
ungeplante Extrarunde durch die imposanten Schluchten bei Ait-Mansour zu drehen.
Unseren ursprünglichen Gedanken, von Tafraoute aus über eine Piste nach Icht zu
fahren, haben wir auf halbem Wege verworfen. Wir hatten einfach keine Lust auf
Rumpelpiste.
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bei Ait Mansour |
Den „Umweg“, den wir dafür in Kauf genommen hatten, war von den
Straßenverhältnissen her jedoch keineswegs besser, hatten auch hier in den
Bergen südlich von Tafraoute die heftigen Regenfälle vom letzten Jahr deutlichste
Spuren hinterlassen. Die Straßen sind stellenweise abgebrochen und nicht
passierbar, so dass per Bagger auf die Schnelle Alternativstrecken geschoben
wurden. Wobei – vieles ist wieder repariert oder befahrbar. Die Marokkaner brettern
sowieso mit allem was 4 Räder hat über die erstaunlichsten Straßen. An einem
unserer letzten Tage in Tafraoute hatten wir erlebt, wie der
Landwirtschaftsminister mit großer Entourage den Ort besuchte. Er wollte sich von
dem aktuellen Stand der Reparaturen selbst ein Bild machen. Und eines muss man
den Marokkanern lassen – wenn es um die Reparatur der Straßen geht, sind sie
sehr, sehr fix. Für unseren Umweg wurden wir mit einem Übernachtungsplatz
oberhalb der blauen Steine belohnt, dessen Panorama nur schwer getoppt werden
kann.
Schließlich haben wir den Absprung von der Gegend um Tafraoute
doch noch geschafft. Durch wunderbare Felslandschaften ging es nach Amtoudi, am
südlichen Rand des Gebirges. Hier galt es eine, aus dem 1200 Jahrhundert stammende,
tadellos erhaltene Speicherburg (Agadir)der dort ansässigen Berber zu erobern. Der
Spaziergang und die Besichtigung des alten, über dem Tal schwebenden Gemäuers,
waren sehr eindrucksvoll. Ein älterer Herr wartet hier oben auf die
vereinzelten Besucher und zeigt ihnen gegen ein geringes Entgelt Agadir, Kammern
und alte Schätze.
In früheren Zeiten fanden hier oben 25 Familien Schutz vor
räuberischen Banden. Jede hatte neben ihrem Wohnbereich auch ausreichend Platz,
die Ernte zu lagern. Selbst Bienenstöcke gehörten zur Ausstattung. Es war schön, die Wanderstöcke auszupacken und sich mal wieder die Beine zu vertreten. Amtoudi als Ziel können wir nur wärmstens empfehlen.
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Agadir Id- Aissa |
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Blick vom Agadir ins Tal |
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Camping Fort Bou Jerif |
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Queddurchfahrt bei Fort Bou Jerif |
Schweren Herzens sagten wir nach 2 Tagen den Bergen mit Ziel
Küste endgültig adieu. Die nächsten Tage tendelten wir immer der Küste entlang,
von Fort Bou Jerif kommend nach Sidi Ifni, um nach einem weiteren Stopp in
Massa schließlich in Essaouria zu landen. Hilmar erlebte nach der kurzen
Pistenfahrt über Fort Bou Jerif nochmals eine Schrecksekunde, hatte er doch „zwischen
2 Reifen“ ein winziges, aber entscheidendes Teil seiner Druckluftpistole verloren,
als es darum ging, die Reifen nach der Pistenfahrt wieder auf Normalstärke aufzupumpen.
Uns blieb nach intensiver, aber ergebnisloser Suche nichts anderes übrig, als
mit niedrigem Luftdruck die 30 km nach Sidi Ifni zu fahren, um dort an einer
Tankstelle die restlichen 3 Reifen aufpumpen zu lassen. Dort hatten wir es gut
getroffen, denn neben Luft im Reifen konnte auch die Druckluftpistole repariert
werden, ohne die wir bei zukünftigen Pistenfahrten aufgeschmissen gewesen
wären. Hilmar war wieder glücklich und die Fahrt konnte ungehindert weiter
gehen.
Wir blieben stehen, wo es uns gefiel. Freies Stehen am Meer
ist allerdings nur noch an wenigen Stellen möglich. Aber das ein oder andere
Plätzchen hat uns dann doch gefunden. Selbst in Agadir wurde die, im vorletzten
Blog beschriebene „Platte“, mittlerweile komplett vom Militär geräumt. Die
Gründe, die zu dieser Aktion führten, sind uns nicht bekannt. Die Einfahrten zu
den einschlägigen Geländen sind mit Erdwällen abgeriegelt und wo vor 2 Wochen
noch hunderte von Überwinteren mit ihren weißen Wohnmobilen die Küste zierten,
herrscht nun gähnende Leere. Die örtlichen Händler sind sicherlich von dieser
Aktion nicht begeistert gewesen, hatten doch viele an den Mobilisten gutes Geld
verdient.
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Frühstücksfernsehen bei Aglou Plage |
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Übernachtungsplatz südl Sidi Ifni |
Der Entschluss, auf unserem Weg nach Marrakech von Agadir
aus an der Küste entlang zu fahren und dem Örtchen Essaouira auch noch einen Besuch
abzustatten, ist ganz kurzfristig gereift. Auch dieser Umweg hat sich voll und
ganz gelohnt. Nicht nur die Strecke war wunderschön, auch das Ziel ist nicht
umsonst im Katalog der Unesco als Weltkulturerbe aufgeführt.
Wie schon in Sidi
Ifni waren es frühere Kolonialherren, die das Stadtbild prägten, nur das hier
nicht die Spanier, sondern die Portugiesen ihre Finger im Spiel hatten. Der
Souk und die Medina sind daher ziemlich weitläufig, rechtwinklig angelegt, was
die Orientierung im Gegensatz zu den orientalisch verwinkelten und verschachtelten
Innenstädten herrlich einfach macht. Eine alte Festungsanlage im Stile des
Franzosen Vauban rundet das Stadtbild ab, ein weitläufiger Strand macht das
ganze Bild perfekt. Auch wir haben uns ein bisschen in dieses schöne Städtchen
verguckt, was an Hilmars Studium der Aushänge der örtlichen Immobilienmakler zu
erkennen war. Übernachten kann man bequem auf einem Parkplatz am Ortseingang,
Strand und Cafe gleich um die Ecke.
Die Nacht vorher hatten wir unweit von
Essaouira in Sidi Kaouki verbracht. Der dortige Campingplatz hat uns ausnehmend
gut gefallen und im Vergleich zu manch anderen eine Art Wohlfühlatmosphäre
verströmt.
Und jetzt? Jetzt stehen wir bei Marrakech, bereiten uns
seelisch geistig auf viele Menschen, Stimmengewirr und unzählige Eindrücke vor,
wollen wir uns doch morgen nebst Jonny auf den Weg ins Stadtzentrum machen, um
dort nicht nur Freunde zu treffen, sondern auch zentral hinter der großen Moschee
ein paar Tage in dieser Stadt zu verbringen. Wir sind gespannt, was sie für uns
bereithält!