Sonntag, 31. August 2014

Auld Lang Syne


Nach herrlichen, sonnendurchfluteten und sehr, sehr entspannten Tagen auf der Isle of Skye, wurde der Ruf, die Insel zu wechseln und nach Irland zu reisen, immer stärker. Zum Schluss ging alles ganz schnell. Aber nun der Reihe nach!

Die Tage auf Skye haben uns mit allen Wetterphänomenen, die wir vorher durchlebten, versöhnt! Windstille See, strahlend blauer Himmel, kein Wölkchen am Himmel – und das ungefähr 5 Tage lang. Die Berge der Insel präsentierten sich unverhangen und in ihrer vollen Pracht. Bis auf eine Wanderung zum „old man of storr“ haben wir sie aber lieber von unten angeschaut. Da es meist keine angelegten Wege gibt, sondern das Bergwandern hier eher einem Querfeldeinmarsch durch Heide und Geröll gleicht, haben wir davon Abstand genommen. Wir haben einfach nur genossen.

Uig
Unser Schritt wurde schlendernd, wir bummelten durch die Tage und genossen das schöne Wetter. In Uig, einem winzig kleinen Fährhafen im Norden von Skye, haben wir den richtigen Ort gefunden, um Pause von der Pause zu machen. Auch das muss zwischendrin sein. So sehr Hilmar das Fahren auf den hiesigen Straßen genießt, es muss auch fahrfreie Tage geben – und die vor allem an einem Stück. Der Stopp in Uig war so nicht geplant. Er hat sich uns quasi aufgedrängt. Es gab dort einen günstigen, für unsere Bedürfnisse zugeschnittenen Campingplatz, einen Pub, ein gutes Restaurant mit schon fast kreativer Speisekarte, ein Supermarkt, eine Tankstelle und eben den Fähranleger, der 3-4 Mal am Tag eine gewisse Bewegung in den sonst so verschlafenen Ort brachte. Vorher stand allerdings die Erkundung der Insel auf dem Programm.

Am Morgen am Loch Slapin
Unser Weg zog uns nach einer ersten, noch bei strömenden  Regen durchlebten Nacht, auf einen versteckten Carpark am Loch Slapin zu Talisker, der einzigen Whiskybrennerei auf Skye. Nach eingehender Verkostung ALLER vom Haus angebotenen Sorten, wollten wir auch noch die dazugehörige Talisker-Bay erkunden. Ein kleines Schild am Abzweig „to the beaches“ machte uns neugierig. Das ganze Unternehmen wurde aber für Hilmar zum wohl abenteuerlichsten Fahrabenteuer auf unserer bisherigen Reise.
Talisker Bay
Einen Parkplatz am Strand vermutend machten wir uns mutig auf den Weg, die ca. 6 Meilen lange Singleroad den Berg hinunter und was empfing uns unten? Eine Sackgasse mit ein paar parkenden Autos am Straßenrand und die Aufforderung, den weiteren Weg zum Strand zu Fuß zurück zu legen. Soweit so gut, nur: Wie wendet man unseren Jonny auf einer zugeparkten Singleroad am Ende der Welt? Hilmar hatte dabei zwar ein paar Schweißperlen auf der Stirn, aber natürlich ging alles gut. Mit der richtigen Einweisung kommen wir um jede Ecke!  Wir haben unsere Mittagspause anschließend weiter oben in den Bergen verbracht, alleine auf einem Parkplatz mit schönster Aussicht! Skye ist mit seinen unterschiedlichen Gebirgszügen eine sehr abwechslungsreiche Insel und es gibt neben Uig auch lebhafterer Orte. Aber genau das war der Vorzug dieses kleinen Örtchens. Es war so unaufdringlich friedlich dort!

Tailsker Destillery
In Uig konnte Iris am dort aufgebauten Informationsstand auch endlich mehr über die sogenannte YES-Kampagne der Schotten erfahren. Die allgegenwärtigen YES-es sind uns schon ganz am Anfang unserer Reise durch Schottland aufgefallen. An den unmöglichsten Orten entlang der Straße finden sich kleine oder große, weiße oder blaue, gestreifte oder unifarbene YES-es – Hauptsache, der Standort ist gut einsehbar. Buttons, Aufkleber an Autos und Häusern runden das Bild ab. Aber was hat es damit auf sich? Sie wollen unabhängig werden, die Schotten! Am 18. September 2014 findet das Referendum statt, das darüber entscheiden wird, ob Schottland die Anbindung an England lösen wird und sich zukünftig als unabhängiges Land präsentiert. Laut eines Berichtes in der Financial Times vom 3. Februar diesen Jahres wäre ein unabhängiges Schottland reicher als der Rest des United Kingdom und eines der 20 reichsten Länder der Welt! Die Ölvorräte vor Schottlands Küsten, der Whisky Export und der Tourismus haben daran einen hohen Anteil. Die teuerste Flasche Whisky, die wir übrigens bei Talisker in einer Vitrine entdeckt haben, kostete £ 1.950,00! Da sollten die Einnahmen gesichert sein!


Lassen wir uns überraschen! Laut Umfragen stehen die Chancen für die Unabhängigkeit ziemlich gut, auch wenn sich vor allem die Älteren ein Leben losgelöst von der UK kaum vorstellen können.
Nachdem wir jeden Tag aufs Neue entschieden hatten, noch einen weiteren Tag zu bleiben, war nach 4 Übernachtungen in Uig dann Schluss. Wir zogen weiter. Wir genießen mittlerweile die Art, wie wir gemeinsam Entscheidungen treffen, sehr. Vieles können wir mittlerweile sich einfach entwickeln lassen und auch während der Fahrt spontan entscheiden. Anfangs taten wir uns da noch schwerer.
Mit der Fähre zurück ans Festland
So war unser beider Gefühl, dass mit dem Verlassen von Skye sich die Schottlandreise einem Ende neigt, einstimmig und nach einem weiteren Stopp auf einem winzigen Farmcamping am Festland – immer noch mit dem Blick auf die Bergkulisse der Insel – ging es sehr zügig nach Süden. Kurz noch einen Abstecher nach Oban, an Glasgow vorbei Richtung Fähranleger in Cairnryan, im Süden Schottlands. Erst hier unten, wo so gar nichts mehr an die Highlands und an Schottland erinnert, tauchen die ersten Kontra-botschaften zur im Norden allgegenwärtigen YES-Kampagne auf: Vereinzelte pinke Banner mit einem „NO“ in der Mitte lassen uns wissen, dass doch nicht alle Schotten die Abspaltung wollen. 
Farmcamping :-)
Unsere Schottlandreise hat somit einen sehr, sehr stimmungsvollen Abschluss gefunden. Die indirekten Wünsche, die wir an diesen ersten Reiseabschnitt hatten, wurden erfüllt. Wir haben einen reisemäßigen Gleichklang gefunden und einen Blick dafür entwickelt, wo man auch abseits der touristischen Infrastruktur gute Standquartiere für unseren Jonny findet. Wir haben den Kopf frei bekommen und auf eine neue Art zueinander gefunden. Wir wollen die Natur und unsere Freiheit genießen. Die Tage, an denen Hilmar nachts die Fehler in den Bilanzen suchte, die er tagsüber erstellt hatte, gehören endgültig der Vergangenheit an! Dabei ist der letzte Arbeitstag erst 2 Monate her.

Zurück im Süden Schottlands, vermissen wir die Highlands mit ihrem Platz, ihrer Weite und ihrer eigenartigen Kargheit schon sehr. Es ist Zeit, die Insel zu wechseln und nach Nordirland überzusetzen. Ohne vorher gebucht zu haben, treffen wir am Freitagmittag am Fähranleger der P&O in Cairnryan ein und gehen bereits 1,5 Stunden später an Bord. Um für die erste Nacht auf nordirischen Boden nicht lange nach einem Übernachtungsquartier suchen zu müssen, entscheiden wir uns im Vorfeld abends einen attraktiven, im Glenariff Forest Park gelegenen Stellplatz aufzusuchen, aktivieren unser Navigationsgerät und geben ausnahmsweise einmal Zielkoordinaten (N 55°01‘11‘‘, W 6°07‘07‘‘)  ein. Das Sommerwetter hat bis kurz vor Abreise aus Schottland gehalten. Am Abend vor Abreise stürmte es an unserem Hafenstellplatz in Girvan südlich von Glasgow bereits wieder gewaltig und Regen machte sich breit. Die Fährüberfahrt war weniger ruppig als erwartet und laut des Parkrangers, der gestern Abend die Stellplatzgebühren kassierte, soll sich nächste Woche ein stabiles Hochdruckgebiet über Irland einnisten. Wir freuen uns auf die Erkundung Nordirlands!

Und was Skye an betrifft: Da lassen wir jetzt einfach die Bilder sprechen!

Totternish Range

"Old Man of Storr"

Schaftsauktion in Portree

Mittagspause


Cuillin Hills

Es gibt noch andere!

Sonnenuntergang vom Feinsten - Skye vom Festland aus



2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo Ihr beiden,

eure Bilder sind einfach klasse und die Berichte lese ich auch sehr gerne, .... beneidenswert.

Liebe Grüße
Sigurd

Anonym hat gesagt…

heu ihr beide lieben, es ist sooooo schön und es tut soooo gut eure berichte zu lesen;-)))
viel Freude und ´Findung´ weiterhin.
drücke euch lieb
ich natürlich;-))