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10. September 2017 - Einfahrt in Travemünde |
Langsam
und behutsam haben wir uns in den letzten 8 Wochen unserer früheren Heimat in
Süddeutschland, dem Großraum München, genähert. Abgesehen von dem ersten
Sturmtief „Sebastian“, das wir hinterm Deich an der Elbe im alten Land westlich
von Hamburg stehend über uns hinweg
ziehen ließen, konnten wir uns über die herbstliche Großwetterlage nicht
beschweren.
Die
erste innerdeutsche Herausforderung galt es nach ruhiger sonntäglicher Fährüberfahrt
in Lübeck zu meistern. Unser Jonny musste zum TÜV. Der war seit März
abgelaufen. In einer fachkundigen Werkstatt, die wir bereits von Schweden aus
kontaktiert hatten, wurden vorab zwei abgefahrene Reifen gewechselt und die
Bremsen nachgestellt. Die Mängelliste, die wir anschließend erhielten, war
demensprechend kurz. Hauptkritikpunkt waren die Steinschläge im Sichtbereich
der Windschutzscheibe – Erinnerungen an die Ortsumfahrung von Perm (Russland)
und kasachische Schlaglochstraßen. Die Ersatzscheibe schlummerte seit 3 Jahren
in unserer alten Heimatgemeinde in der Werkstatt unseres Vertrauens und wartete
dort auf den Einbau. Womit der Zeithorizont für unser nächstes Reiseintervall
abgesteckt war. Bis zur Wiedervorführung unseres Jonnys beim TÜV blieben uns 4
Wochen, um gemütlich in unserem über die Jahre erprobten Reisetempo Deutschland
auf möglichst kleinen Straßen von Nord nach Süd zu durchfahren.
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Lübeck |
Von
Lübeck aus ging es zuerst via Hamburg durch die Elbmarschen und das Alte Land
Richtung Bremen. Wir freuten uns sehr auf ein Wiedersehen mit unserem Freund
Jörg, den wir im Winter 14/15 in Marokko kennengelernt und dort mit ihm
zusammen einige Reiseabschnitte bewältigt hatten.
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Mit Blick auf die Elbphilharmonie quer durch den Hamburger Hafen |
Auf unserem Weg nutzten wir
neben offiziellen Wohnmobilstellplätzen verschiedene private
Stellplatzmöglichkeiten, die wir über „Landvergnügen“ ausfindig machten. Dies
ist immer wieder eine schöne Möglichkeit, andere Lebensformen kennen zu lernen
und mit netten Leuten ins Gespräch zu kommen.
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Dani's Ponyschule auf dem Gelände der Kahlbrocks, Nähe Hamburg |
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irgendwo im Westerwald |
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Bremer Stadtmusikanten |
Unser Ehrgeiz, jeden Abend auf
eigene Faust ein passendes Plätzchen für die Nacht zu finden, hielt sich in
Grenzen. Die für uns auf den ersten Blick unüberschaubare Flut an Ver- und
Gebotstafeln, denen es bei der Suche nach einem Nachtplatz zu trotzen galt,
wollten wir uns nicht aussetzen. Das Wiedersehen in Bremen war herzlich. Wir
blieben 2 Tage bevor es weiter Richtung Kassel und Aachen zu unseren Nichten
ging. Auch hier war die Freude über unsere heile Rückkehr groß und wir ließen
uns berichten, was sich den alles so verändert hat, während wir weg waren. Diverse
Angebote, für mehr Komfort ein innerhäusiges Gästezimmer zu beziehen, wurden
von uns konsequent abgelehnt. Die vertraute Atmosphäre unseres rollenden
Zuhauses half uns, die vielen auf uns einströmenden Eindrücke im Griff zu halten.
Bei
wunderbarer Herbststimmung ging es schließlich über die Eifel, den Hunsrück und
den Pfälzer Wald Richtung Karlsruhe, wo wir nach einem Schwenk
über das Elsass bei Iris Bruder einen längeren Stopp einlegten. Wir umrundeten zu Fuß das
Pulvermaar, schlenderten durch die alten Gässchen Herrsteins und nahmen uns
Zeit, in Neuhemsbach eine norwegische Reisebekanntschaft zu vertiefen. Die Bremendell
kurz hinter der französischdeutschen Grenze bei Hauenstein lockte mit einem
kleinen, überschaubaren Campingplatz, dem daran angeschlossenen Restaurant mit
lecker Flammkuchen und einem gut sortierten Weinkeller vis a vis. Wir wollten
nochmal ein paar Tage ungestört vor dem Jonny sitzen und die Zeit nachkommen
lassen. Hätten wir nicht für den Einbau der Windschutzscheibe und dem sich
daran anschließenden TÜV Termin spätestens am 10. Oktober in Langenbach sein
müssen, hätten wir uns für die restliche Strecke nach München wohl noch mehr
Zeit gelassen.
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Moselquerung |
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Pulvermaar |
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Herrstein |
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La Bremendell |
Nun sind
wir also wieder da, aber ob wir angekommen sind? Das wird sicherlich noch
mehrere Monate dauern. Bei aller irdischen Verhaftung mit uns bekannten, aber
teilweise recht skurril anmutenden deutschen Gepflogenheiten, wie Ungeduld, zu
schnellem Fahren und dem häufigen Bestehen auf das persönliche Vorrecht (So
empfinden wir es zumindest derzeit) sind unsere Seelen noch irgendwo auf der
Strecke unterwegs. 80 000 km haben wir in den letzten 3 Jahren und 4 Monaten
zurückgelegt, 25 Länder durchfahren, herausfordernde Situationen gemeistert, andere
Sitten und Gebräuche lieben und schätzen gelernt.
Wir sind zurück in
einer Welt, die uns eigentlich vertraut erscheinen sollte, aber doch
irgendwie fremd wirkt. Konsum und mediale Beschallung haben ein für uns sehr
ungewohntes Ausmaß. Noch versuchen wir uns davon fern zu halten. Haben wir
nicht gelernt, auf 9 qm zu leben und jeden Tag so zu nehmen, wie er kommt? Wird
es uns schwer fallen, diese Einfachheit aufrecht zu halten und mit dem wenigen,
was wir mittlerweile brauchen, weiterhin auszukommen? Wir werden es sehen.
Seit
einer knappen Woche haben wir wieder ein festes Dach über dem Kopf. Schlafen in
einem Haus ohne Räder, dafür mit Annehmlichkeiten wie Spülmaschine, unbegrenztem
Wasservorrat und Toiletten, die sich selbst entsorgen. Unseren Jonny haben wir vergangenen
Sonntag, am letzten schönen Herbsttag, trocken in sein Winterquartier im München Norden überführt. Diverse kleine Reparaturen wurden aufs Frühjahr vertagt.
Wir
haben es gut getroffen. Vor ein paar Monaten schon hatte uns eine liebe
Freundin angeboten, ihr Haus in Zorneding bei München mit uns zu teilen. Hier
leben wir nun im 2. Stock in ZWEI Zimmern mit eigenen Bad und freiem Blick über
eine angrenzende innerörtliche Wiese. Das Ausziehen aus unserem rollenden
Zuhause ist uns leichter gefallen als ursprünglich gedacht. Vieles, was uns
vertraut ist, haben wir weiterhin um uns. Unsere aus dem Iran mitgebrachten
Teppiche, die kasachischen Liegematten und die kleinen Mitbringsel aus den verschiedenen
Ländern verströmen Behaglichkeit und halten das in den letzten Jahren Erlebte
präsent. Unserer Kondition tut die veränderte Wohnsituation allemal gut –
häufiges Treppensteigen bringt uns wieder auf Touren! Hier wollen wir den
Winter über bleiben und uns in den nächsten Monaten darüber klar werden, wohin
uns unsere weitere (Lebens)-reise führen wird….
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wieder daheim |