Jetzt stehen wir kurz hinter Linz auf einem Stellplatz und uns ist sehr bewusst, dass es in ein paar Stunden wieder nach Deutschland geht. Wollen wir das? Genau in diesem Moment taucht vor Iris` „innerem Auge“ das Bild mit dem Wegweiser nach > Ułan Batour 6912 km auf, das wir in unserem letzten Blogeintrag gepostet haben, denn eigentlich fahren wir ja in die falsche Richtung!
Ein Zenweisheit lautet: „Wenn du schnell ans Ziel kommen
willst, gehe einen Umweg“. Daran werden wir uns diesen Winter halten. Die
Sehnsucht nach der Reise in den Osten ist groß, aber wir haben uns dazu
entschlossen, diesen Winter in Deutschland Quartier zu beziehen. Rückblickend
ist Hilmar im letzten Jahr quasi direkt vom Schreibtisch hinters Steuer gehupft.
Seit dem haben wir über 24 000 km zurückgelegt und dabei, neben Marokko, acht
europäische Länder etwas genauer unter die Lupe genommen. It is time for a break!
Slowakei - Hohe Tatra |
Während der letzten Wochen bekamen wir einen Vorgeschmack
auf den Osten unseres Kontinents. Im „Slowakischen
Paradies“, der Gegend südlich der Hohen Tatra, haben wir uns trotz der großen
Hitze etwas die Beine vertreten können. Die Wege führen durch waldreiche und
teils auch feuchte Schluchten, die mit Hilfe von Leitern und Holztreppen begangen
werden können. Ein kleinräumiges Kletterparadies, das es in sich hat. In Polen
und in der Slowakei haben wir uns sehr wohlgefühlt, aber für Russland, die
Mongolei und Zentralasien braucht es unseres Empfindens nach eine andere
Vorbereitung. Wir wollen uns den Winter über Zeit nehmen, uns ein bisschen einzulesen
und uns vor allem auch etwas mit der russischen Sprache zu beschäftigen. Viel geht
mit Händen und Füßen, aber im Moment können wir zumindest die Straßenschilder
noch lesen.
Sicherlich
gilt es auch, die politische Entwicklung in unseren
Nachbarländern im Auge zu behalten. Wir werden sehen, was im Frühjahr
geht. In
den letzten Wochen hat das Flüchtlingsthema die Welt bewegt. Wir sind
vor ca. einer Woche aus der Slowakei kommend über Bratislava
nach Österreich eingereist. Bratislava hat uns länger beschäftigt als
eigentlich geplant. Die Durchfahrt war verwirrend und, bis wir schließlich das
richtige Landstraßen-Nadelöhr für den Grenzübertritt nach Österreich gefunden
hatten, hatten wir die Donau dreimal überquert! Zwei entspannte Tage in Illmitz
am Neusiedler See, in denen wir mit dem Fahrrad den Nationalpark erkundeten und
unserem freundlichen Stellplatzbesitzer einige Flaschen Welschriesling
abkauften, lagen vor uns.
... mit weißen Eseln.. |
.. und EINEM Wasserbüffel. |
Zwischenzeitlich hatte sich herausgestellt, dass hier, im burgenländischen
Dreiländereck, die für die Weiterfahrt notwendige „Go-Box“ nur am Grenzübergang
Nickelsdorf zu bekommen war. Die Go-Box ist für Fahrzeuge ab 3,5t verpflichtend,
sofern man in Österreich die Autobahnen benutzen will. Die herkömmliche Maut-Vignette
reicht nicht mehr aus. Nichts ahnend trafen wir bei Nickelsdorf auf Straßensperren
und sehr gereizte Polizisten, denn was wir nicht wussten war, dass genau an
diesem Tag die Grenze wegen der aus Ungarn kommenden Flüchtlinge geschlossen wurde.
Sicherlich halten wir uns unterwegs über Internet auf dem Laufenden, aber an
diesem Morgen hatten wir keine Möglichkeit für ein Update. Die Autobahntankstelle
mit Go-Box-Vertrieb in Sichtweite hat sich Hilmar schließlich zu Fuß auf den
Weg gemacht, um das Kästchen an der an diesem Morgen völlig verwaisten Tankstelle
zu erstehen. Auf dem Rückweg kamen ihm unzählige leere Omnibusse entgegen. Erst
im Nachhinein wurde uns bewusst, wo wir eigentlich hineingeraten waren.
bei Rita auf dem Hof |
Für die Weiterfahrt hatten wir uns für die Südroute
entschieden. Über die Haydn-Stadt Eisenstadt ging es in die Steiermark, um
anschließend über Mariazell Richtung St. Pölten zu fahren. Iris knüpfte mit
einem Überraschungsbesuch bei einer lieben Bekannten aus ihrer erlebnispädagogischen
Ausbildung, die sie 2004-2006 absolviert hatte, an die Vergangenheit an und
auch in Linz wollten wir, diesmal angemeldet, jemandem Hallo sagen. Dazwischen lagen
zwei Tage in der wirklich schönen Wachau, die wir mit einem Ausflug auf die
Burg Aggstein und Donaugucken verbrachten.
Ein Winterquartier haben wir in Aussicht. Sofern alles läuft
wie geplant, werden wir in den nächsten Monaten in der Fränkischen Schweiz ein
Haus hüten, deren Besitzer, unsere Reisebegleiter aus den ersten Marokkowochen,
sich Anfang Oktober nach Südamerika einschiffen werden.
bei Aggsbach - Markt an der Donau |
Spaziergang an der Feldaist im Mühlviertel bei Linz |
Bis dahin gilt es noch
ein paar Feste zu feiern. Zur bevorstehenden Hochzeit von Hilmars Tochter
werden wir pünktlich sein.
Im Blog wird es daher in den nächsten Monaten ruhiger
werden, denn Jonny ist nicht unterwegs, er steht und darf verschnaufen!